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 [Roter Stern über China 2] Die Helden von Tatu 2 Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 23.11.2003, 10:49 Antworten mit ZitatNach oben

Fortsetzung von [Roter Stern über China 1] - "Die Helden von Tatu" (Teil 1), aus dem Buch von Edgar Snow über den mehr als einjährigen Langen Marsch von 86000 Menschen während des Bürgerkriegs quer durch China.



[Roter Stern über China 2] - Die Helden von Tatu 2

Aber die Roten waren schon sicher durch die Stammesgebiete der Miao- und Shan-Völker, Ureinwohner aus Kweichow und Yunnan, hindurchgezogen und hatten ihre Freundschaft und einige Stammesangehörige sogar für ihre Armee gewonnen. Jetzt schickten sie Boten aus, die mit den Lolos verhandeln sollten. Auf dem Weg nahmen sie mehrere Städte an den Grenzen des unabhängigen Lololandes ein, wo sie eine Anzahl Lolo-Häuptlinge vorfanden, die als Geiseln von chinesischen Militärmachthabern der Provinz gefangengehalten wurden. Die befreiten und zu ihrem Volk zurückgeschickten Leute priesen natürlich die Roten.

Zur Vorhut der Roten Armee gehörte Kommandeur Liu Po-ch'eng [siehe Kasten rechts], der einst Offizier in der Armee eines Militärmachthabers in Szechuan gewesen war. Liu kannte die Lolos und ihrer inneren Fehden und Unzufriedenheiten. Er kannte besonders ihren Hass auf die Chinesen und konnte ein paar Wörter in der Sprache der Lolos sprechen. Mit der Aufgabe betraut, die Verhandlungen für ein Freundschaftsbündnis zu führen, betrat er ihr Gebiet und begann eine Beratung mit den Häuptlingen. die Lolos, sagte er, waren gegen die Militärmachthaber Liu Hsing und Liu Wen-hui und gegen die Kuomintang; genauso die Roten. Die Lolos wollten ihre Unabhängigkeit bewahren; die Roten befürworteten die Autonomie aller nationalen Minoritäten in China. Die Lolos hassten die Chinesen, weil sie von ihnen unterdrückt worden waren; aber es gab "Weisse" Chinesen und "Rote" Chinesen, genauso wie "Weisse" Lolos und "Schwarze" lolos, und es waren die Weißen Chinesen, die die Lolos immer getötet und unterdrückt hatten. Sollten sich die Roten Chinesen und die Schwarzen Lolos nicht gegen ihre gemeinsamen Feinde, die Weißen Chinesen, vereinigen? Die Lolos hörten interessiert zu. Schlau baten sie um Waffen und Munition, um ihre Unabhängigkeit zu schützen und den Roten Chinesen im Kampf gegen die Weissen helfen zu können. Zu ihrem Erstaunen gaben die Roten ihnen beides.

Und so geschah es, dass nicht nur ein schneller, sondern auch ein politisch nützlicher Durchzug erreicht wurde. Hunderten von Lolos schlossen sich dem Marsch der "Roten" Chinesen zum Tatu-Fluss an, um gegen den gemeinsamen Feind zu kämofen. Manche Lolos zogen geradewegs in den Nordwesten mit. Liu Po-ch'eng trank das Blut eines gerade geschlachteten Huhns im Angesicht des obersten Häuptling der Lolos, der ebenfalls trank, und sie schwuren einander Blutsbrüderschaft nach Stammessitte. Bei diesem Schwur erklärten die Roten, dass jeder, der die Bedingungen ihres Bündnisses verletze, so schwach und feige wie ein Huhn sei.

Auf diese Weise erreichte eine Vorhutdivision des Ersten Armeeskorps unter Lin Piao den Tatu-Fluss. Am letzten Marschtag tauchten sie aus den Wäldern von Lololand auf (unter deren dickem Blätterdach die Nankinger Piloten ihre Spur längst verloren hatten) und stiegen plötzlich und unangekündigt zur Flussstadt An Jen Ch'ang herab. Von den Lolos über schmale Bergpfade geführt, schlich sich die Vorhut lautlos an die kleine Stadt heran, überblickte von den Höhen das Flussufer und sah mit Erstaunen und Entzücken eine der drei Fähren am Südufer der Flusses befestigt. Noch einmal war das Schicksal ihnen wohlgesinnt.

Wie war dies geschehen? Auf dem gegenüberliegenden Flussufer lag nur ein Regiment der Truppen General Liu Wen-huis, einem der beiden Diktatoren der Provinz Szechuan. Weitere Truppen aus Szechuan und Verstärkungen aus Nanking waren in aller Ruhe auf dem Weg zum Tatu-Fluss; sie hatten wohl den Eindruck, dass dieses eine Regiment einstweilen genüge. Eine Abteilung hätte tatsächlich genügt, wären alle Boote am Nordufer vertäut gewesen. Aber der Regimentskommandeur war ein Einheimischer; er kannte das Land, durch das die Roten kommen mussten, und die Zeit, die es dauern würde, bis sie zum Fluss vorstießen. Sie würden noch viele Tage brauchen, hätte er seinen Leuten erzählen können. Und seine Frau, erfuhr man, war eine Einheimische aus An Jen Ch'ang; so musste er zum Südufer übersetzen, um seine Verwandten und Freunde besuchen und mit ihnen zu feiern. So geschah es dann, dass die Roten, die die Stadt im Überraschungsangriff genommen hatten, den Kommandeur, sein Boot und den Übergang nach Norden eroberten.

Sechzehn Leute aus jeder der fünf Kompanien erklärten sich frewillig bereit, im ersten Boot hinüberzufahren und die übrigen Boote zu holen, während die Roten am Südufer an den Berghängen Maschinengewehre aufstellten und einen Feuerteppisch als Deckung über den Fluss legten, in Richtung auf die ungeschützten Stellungen des Feindes.

Fortsetzung folgt.

Linksammlung zum langen Marsch mit vielen Abbildungen [Paul and Bernice Noll's Window on the World]. Das Bild unten zeigt Lin Biao und Mao Zedong.]

23.11.2003
© BurkS

Liu Po-ch'eng - 1892-1986 -bekannt unter dem Namen "der einäugige Drachen", wurde 1892 in Szechuan geboren, schloss sich 1926 der KPCh an, stieg zum Rang eines Marschalls auf und war seit 1967 Mitglied des Politbüro und Mitglied des Komitees der Partei für Militärangelegenheiten. Seit Vater war ein umherziehender Musiker, der Geld gespart hatte, um seinem Sohn eine klassische Erziehung zu ermöglichen. Aber Liu Po-ch'eng zog den besuch einer Militärschule in Chengtu vor, erhielt einen Posten in der Provinzarmee und nahm an der Revolution von 1911 teil. Im Krieg verlor er ein Auge. Nachdem er Kommunist geworden war, führte er als Stabschef den Nanchang-Aufstand - ein Fiasko, aus dem es ihm gelang zu entkommen. Dann ging er nach Russland und studierte bis 1930 an der Frunse-Militärakademie. Nach seiner Rückkehr nach China wurde er Stabschef des Zentralen Revolutionären Militärkomitees. Während des Langen Marsches führte er einen Teil der Vorhut, bei Ausbruch des Widerstandskrieges die 129. Division der Achten Route-Armee. Später leitete er die Operationen in Zentralchina, die mit der völligen Niederlage der Kuomintang-Streitkräfte endeten.

Lin Biao war ein chinesischer Politiker und General, geboren in der Provinz Hubei. 1926 beendete er seine Ausbildung an der Whampoa und trat 1927 der Kommunistischen Partei Chinas bei. In der Folge unterstütze er Mao Zedong beim Aufbau eines kommunistischen Staates in China und kämpfte als Befehlshaber des 1. Armeekorps gegen die Kuomintang-Truppen. Auf dem Langen Marsch befehligte Lin die Vorhut der Roten Armee. Zwischen 1938 und 1942 hielt er sich in der Sowjetunion auf; nach seiner Rückkehr nach China wurde er Mitglied des Zentralkomitees der KPCh und Oberkommandierender der Roten Armee.

Im chinesischen Bürgerkrieg eroberte er die Mandschurei und schuf damit die Voraussetzung für den Sieg der kommunistischen Truppen. 1954 wurde er stellvertretender Ministerpräsident der Volksrepublik China, Marschall und Mitglied des Politbüros und Verteidigungsminister. 1966 beteiligte er sich an der Seite Maos führend an der Kulturrevolution, wurde er zum Stellvertreter und Nachfolger des Parteivorsitzenden Mao ernannt und löste Liu Shaoqi als stellvertretender Parteivorsitzender ab.

1970 trat er in Opposition zu Mao. Im September 1971 versuchte er staatsstreichartig und ohne Erfolg, sich durch die Bildung eines eigenen Zentralkomitees in der KPCh gegen Mao durchzusetzen. Lin Biao kam am 12. September 1971 vermutlich bei seinem Versuch, in die Sowjetunion zu fliehen, durch ein Flugzeugunglück ums Leben.
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