Nie hätte ich davon zu träumen gewagt, über Fräulein Nadja "Naddel" Abd El Farrag investigativ recherchieren zu müssen. Für diejenigen wohlwollenden Leserinnen und geneigten Lesern, die Gala und andere politisch anspruchsvollen Magazine nicht lesen: Naddel ist die Ex-Lebensabschnittsgefährtin eines deutschen Schriftstellers, der wiederum die deutsche Leitkultur und das Volk der Dichter und Denker aufs trefflichste repräsentiert.

Die schockierende Meldung zum Thema steht gleichzeitig auf bild.de und spiegel.de [nicht zu verwechseln mit www.spiggl.de oder gar [url]spiggel.de[/url]]. bild.de formuliert gewohnt scharfzüngig: "Sie sind die Schönsten der Schönen, sie sind berühmt, begehrt - und immer wieder werden sie zu Opfern von skrupellosen Fälschern, die mit ihren strahlenden Namen schmutzige Sex-Geschäfte im Internet machen wollen. Jüngstes Opfer: Nadja Abd El Farrag. Sie wird als Lust-Objekt missbraucht. Ein Porno-Anbieter verbreitet gegen ihren Willen Nackt-Fotos von ihr, sogar Sex-Bilder. Gedemütigt und ausgebeutet - Naddel ist geschockt, will jetzt klagen."

Spiegel.de zitiert zurückhaltend: "Die Aufnahmen, die seine Mandantin bei sexuellen Handlungen zeigen, seien dagegen Foto-Montagen." Wer hätte das gedacht. Strahlender Name? Wer - wie Naddel - sich die Brust wiegen lässt, hat also einen Ruf wie Donnerhall - laut Bild.de. Und warum ist Sex schmutzig? Leider gelang es mir nicht auf Anhieb, die "Internet-Seite", die das investigativste aller Nachrichtenmagazine beliebt zu zitieren, ausfindig zu machen: "Auf der Internetseite wird mit den Worten "Naddel nackt - brandheiß und extrem geil" für die Aufnahmen der Buchautorin ("Ungelogen") geworben." Die Boolsche Algebra versagt bei allen möglichen exakten Zeichenketten.

Dann also auf den Link "Gierige Geschäftsmacher" bei bild.de klicken - selbstredend muss man vorher die Sicherheitseinstellungen des Browsers herunterfahren alias, metaphorisch formuliert, die Hosen runterlassen. Aber das passt ja zum Thema den Tuns. Wer lesen kann, kann auch den URL eingeben. Die Website, deren URL uns Spiegel online vermutlich verschweigen will, heisst www.celeb-erotik.de. Es gehört bekanntlich zum Service dieses kleinen Familienforums, Missstände in anderen Online-Magazinen, insbesondere fehlende Links, anzuprangern und diese zu korrigieren.

Das intellektuelle Niveau der burks.de- und spiggel.de-LeserInnen ist natürlich nicht zu vergleichen mit den normalen Surfern bei bild.de oder spiegel.de. Jeder weiß, dass es bei dem Angebot der "gierigen Geschäftemacher" um Dialer geht. Wer so blöd ist, gefakte Sex-Bildchen per 0190er-Telefonnummern und/oder mit Hilfe eines Trojanischen Pferdes herunterzuladen, darf sich nicht wundern, wenn anschliessend die Telefonrechnung in astronomische Höhen steigt. Und das ist auch gut so.

Schlecht ist, dass uns die Online-Medien das verschweigen, sondern scheinheilig von "Skandalen" reden. bild.de erwähnt zwar die Dialer, aber das ist ebenso heuchlerisch. Wer die Surfer zwingt, Javascript einzuschalten - und genau das wird bei bild.de verlangt -, sollte das Wort "Sicherheit" nicht in den Mund nehmen.


Übrigens: Wer auf Fakes berühmter Frauen steht, kann sich, wie gewohnt, auch bei spiggel.de etwas herunterladen, zum Beispiel das Foto Marilyn Monroes rechts unten.

20.11.2003
© BurkS