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 Der deutsche Wähler ist gefrustet Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 16.11.2003, 00:45 Antworten mit ZitatNach oben

Sucht man bei Google nach Frustration, ist man frustriert: 1.950.000 Treffer. Der Zustand scheint häufig vorzukommen. Aber was bedeutet eigentliche "frustriert"? Ist das Soziologen-Sprech der siebziger Jahre? Ein Sammelsurium unguter Gefühle, die man näher zu beschreiben nicht vermag? Mit "frustriert" lässt sich heute alles erklären, wenn man nicht nachdenken will. Die Wähler wählt dieses oder jenes oder überhaupt nicht, weil er frustriert ist. Der arbeitslose Ossi wird Nazi, weil er frustriert ist. Der Deutsche an sich wird Antisemit, da er ständig frustriert wird. Oder so ähnlich.

Diese Art Analyse fand ich neulich in meiner Hauszeitung Tagesspiegel. Dort hiess es: "Die Deutschen in der ehemaligen DDR sind ungeduldiger und ungebundener als ihre westdeutschen Landsleute. Sprünge in der Wählergunst wie jetzt in Brandenburg sind, über das letzte Jahrzehnt verglichen, durchaus eher der Normalfall als die Ausnahme. Auch die Tendenz zu politischen Extremen ist (siehe Sachsen-Anhalt bei der vorletzten Landtagswahl) so ausgeprägt wie in Deutschland-West zuletzt während der Großen Koalition, also in den Jahren 1966 bis 1969. Die Erklärungen sind freilich identisch: Damals wie heute artikuliert sich Frust gegen das vermeintliche oder tatsächliche Machtkartell der großen Parteien."

Frust. Frust. Frust. Auf unzähligen Websites fablulieren unzählige Experten über "den Zusammenhang von Frustration, Stress und Aggression." Will sagen: Stress (was war das noch mal gleich?) erzeugt Aggression. Aggression und Stress erzeugen Frust. Gefühlsstau vermutlich. Es muss raus, kann aber nicht. Die bekannte Dampfkesseltheorie über Rassismus und Antisemitismus. Der Deutsche an sich will, kann aber nicht, wird deshalb zum Triebtäter und tut Böses. "Frustration führt in jedem Fall zu irgendeiner Form von Aggression. Das Auftreten von Aggression setzt in jedem Fall eine vorhergegangene Frustration voraus." Oder: "Frustration nennen wir die Störung einer Zielgerichteten Aktivität eines Menschen oder Tieres." Das bedeutete, dass Menschen wie Tiere weder die CDU noch die SPD wählen würden, weil sie frustiert sind, wenn alles nicht so läuft, wie sie wollen.

In Bayern sagt man dazu: ein Schmarrn. Die "Frust"-Theorie wird von denen angeführt, die gern schwadronieren, sich aber um politische Motive drücken. Rassismus und Antisemitismus sind keine automatischen Folgen irgendwelcher Frustrationen. Ganz im Gegenteil. Sie versprechen denen, die diese Vorurteile haben, einen Vorteil. Wer Frust als Ursache politischer Ideen anführt, müsste argumentieren, dass Baader, Meinhof und Ensslin gefrustet waren und deshalb die RAF gegründet haben. Aber warum haben denn die angeblich gefrusteten Ossis keine linksextremistischen Parteien ins Leben gerufen, oder gar eine Neuauflage der Roten Armee Fraktion? Warum gründen sie nur immer "Ausländer raus"-Parteien? Irgendwie stimmt die Theorie nicht, wenn der Frust immer nur rechten Müll gebiert.

Der Tagesspiegel lässt die Katze dann doch aus dem extremismustheoretischen Sack: "Das Wählerverhalten in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt oder jetzt Brandenburg (Thüringen und Sachsen sind ein wenig anders gelagert) korreliert aber mit dem in den anliegenden früheren Ostblockstaaten, deren demokratische Traditionen ebenfalls durch ein halbes Jahrhundert roter Diktatur unterbrochen waren." Aha. ein Halbes Jahrhundert sind fünfzig Jahre. Will sagen: Vor der "roten Diktatur" gab es demokratische Traditionen? Ich meine mich erinnern zu können, dass es zwischen 1933 und 1945 zwar keine "rote Diktatur" gab, aber durchaus sehr undemokratische "Traditionen": Rot gleich braun alias Totalitarismus-Doktrin alias affirmative Geschichtsfälschung alias deutsche Staatsdoktrin, ick hör dir trapsen.

16.11.2003
© BurkS

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