Gehirnforschung
Studie: Journalisten haben mehr im Hirn

30. Oktober 2003. Natürlich stimmt das gar nicht. Das wäre ja Selbstbeweihräucherung. Aber die FAZ behauptet etwas ganz Erstaunliches: "Profimusiker haben "mehr" im Hirn. Zumindest in bestimmten Gehirn-Regionen, die für Hören, Sehen und die Kontrolle und Umsetzung von Bewegungen verantwortlich sind." Das haben Christian Gaser von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Gottfried Schlaug von der Harvard Medical School in Boston durch einen Vergleich der Gehirne von Profimusikern sowie Amateuren und Nichtmusikern herausgefunden. Die Ergebnisse sind im Journal of Neuroscience (Okt. 2003 Vol. 23(27), S. 9240-9245) erschienen.

Und die letzten Sätze habe ich komplett von der FAZ abgeschrieben, weil ich mich wieder darüber ärgere, dass in einer so genannten Online-Ausgabe die nahe liegenden - und die geneigten Leserinnen und wohlwollenden Leser interessierenden - Links komplett unterschlagen werden.

Was sagt uns der Text? Was trainiert wird, wird grösser und besser. Das trifft nicht nur für das Gehirn, sondern auch für andere Körperteile zu. "Eine weitere Studie soll klären, ob die Hirnstrukturen der Musiker von Geburt an anders seien oder ob sich die Unterschiede erst durch das stete Training entwickelten, sagte Gaser." Von Geburt anders? Vielleicht bin ich als jemand, der schreibt, von Geburt an anders. Das würde vieles erklären. Vielleicht hat sich der Unterschied zwischen mir und anderen durch stetes Trainung entwickelt? Die kleinen Unterschiede zwischen Arnold Schwarzenegger und mir haben sich jedenfalls auch durch stetes Training ergeben - aber unterschiedlicher Körperteile. Deswegen ist Arnold auch Gouverneur und ich nur armer Poet.

Und wie analysieren die klugen Männer, auf deren Thesen der hübsche Artikel der FAZ fußt, das Gehirn? Wir suchen flugs nach "voxelbasierte Morphometrie", welchselbiger Begriff im FAZ-Artikel auftaucht. Die Alpenländler waren es also, die das Thema zuerst aufgegriffen haben. Von ORF On Science online publizieren lernen, heisst siegen lernen. Erstens bieten die Österreicher schöne Links, wie es sich gehört. Wir sind im Internet, und das muss deutschen "Online"-Medien immer erst mühsam erklärt werden.

Und zweitens beweist die Googelei, dass die FAZ ihren Artikel gar nicht selbst geschrieben hat. Oder - vorsichtig formuliert: die beiden Texte sind in weiten Teilen identisch. Oder - noch vorsichtiger: die urheberrechtliche relevante Aussage der FAZ, der Text stamme von @cop alias Cornelia Pretzer, ist doch sehr gewagt. Oder sollte der längere und ausführlichere Artikel von ORF On Science von der kürzeren FAZ-Version kopiert und der Rest hinzugedichtet worden sein? Oder beide haben den Artikel aus dem Journal of Neuroscience per Software übersetzt? Deshalb die erstaunlichen Parallelen in den Texten? Aber wen interessiert das alles in der heutigen schnelllebigen Zeit....Copy & Paste und nie an die schöpferische Eigenhöhe denken.

30.10.2003
© BurkS

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