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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 21.10.2003, 22:43 Antworten mit ZitatNach oben

Der brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm (raten Sie mal, welche Partei!) hat einen genialen Vorschlag gemacht. Notorischen Schulschwänzern sollen elektronische Fußfesseln angelegt werden. Die Idee des Medienprofis Schönbohm ist deshalb brilliant, weil man exakt vorhersagen kann, wer warum was antwortet. Der Köder, der den Medien hingeworfen wird und sie danach schnappen lässt wie eine Hyäne nach einem Stück rohen Fleisches, besteht aus zwei Teilen, die jeweils einen prädestinierten Reflex hervorbringen: "elektronisch" müssen die Fesseln sein, weil die exakt gleiche Idee, jemand mit eisernen Ketten zu binden, irgendwie altertümlich daherkommt und nach Inquisition, eisernen Jungfrauen und Hexensabbat riecht und das für die CDU nicht so hip wäre. "Elektronisch" klingt modern, wie Folter light oder wie ein unsichtbares Kraftfeld, dass nur die Klingonen abhält, sonst aber niemandem schadet. Und "Fußfesseln" sind natürlich gesetzt, weil sie die Kernkompetenz aller Reaktionäre anspricht, von den Stiefelfaschisten bis zu den Salonfaschisten und bis zu denen, die bei Salonfaschisten gern gesehener Gast sind - wie eben der brandenburgische Innenminister. Härter durchgreifen. Das Böse ausmerzen.

Gesetzt ist auch das unvermeidliche Echo des Norbert Geis (raten Sie mal, welche Partei!), dessen ganz privater Kreuzzug gegen die Liebe unter Männern nicht nur im Generalverdacht steht, ein ganz großen Problem ganz tief drinnen ganz stark zu verdrängen, sondern auch, die Forderung nach einstweiliger Kastration sich nur ganz mühsam verkneifen zu können. Geis findet Fesseln toll, und Fußfesseln sowieso.

Und was sagen die anderen? Die schleswig-holsteinische Jugend- und Justizministerin Anne Lütkes (raten Sie mal, welche Partei!) nennt den Vorschlag "Quatsch und Populismus". Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) und der Bundeselternrat, mit anderen Worten: die üblichen der Sozialdemokratie, der etablierten Mittelschichten alias: die Grünen und der Kefer-Engelisierung Verdächtigen halten Fußfesseln für den völlig falschen Weg, um Kinder und Jugendliche vom Schuleschwänzen abzuhalten. Wer hätte das gedacht.

Liebe PädagogInnen: von Schönbohm Agitprop lernen heisst siegen lernen, will sagen: mit knackigen Parolen in die Medien kommen. Jemand, der etwas über Schulschwänzer sagen will, sollte sich so ausdrücken, dass die journalistische Aufmerksamkeitsschwelle von zehn Sekunden nicht überstrapaziert wird. Also statt: "die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ändern" muss es heissen: "Strammstehen und einfach mal eins in die Fresse." Das meint Schönbohm, mag es aber so nicht sagen.

Was soll man mit denen machen, die die Schule schwänzen? Im Lehrerzimmer anketten und auspeitschen? Im Schulhof nackt an den Pranger stellen? Einen Chip implantieren, der ab einem Radius von 100 Metern ausserhalb des Schulgeländes einen stechenden Schmerz bewirkt? Die Antwort ist einfach: wer null Bock auf Schule hat, hat ein Motiv. Ein ziemlich starkes sozusagen. We don' t need no education oder so. Und einem Grund, etwas zu lernen, was man später im Leben nicht braucht, fällt mir gerade nicht ein. Vielleicht ist es für die Notoriker, auf die Schönbohms Initiative zielt, wichtiger zu wissen, wie man Autos klaut. Für das Leben lernen wir. Und nicht für die Arbeitslosigkeit.

Natürlich weiß Schönbohm auch die Experten für Überwachen und Strafen auf seiner Seite. Im Modellprojekt "Elektronische Fußfessel" vom Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht - also ganz wissenschaftlich - heisst es: "Etwa die Hälfte der Befragten hält die Anwendung der elektronischen Überwachung in Deutschland für wünschenswert oder denkbar, wobei sich zwischen den Berufsgruppen deutliche Unterschiede ausmachen lassen: Besonders aufgeschlossen zeigen sich die Richter, gefolgt von Staats- und Amtsanwälten." Wer hätte das gedacht.

Ich habe auch einen ähnlich prickelnden Vorschlag zu machen: elektronische Fußfesseln für alle die, die eine völkische deutsche Nation propagieren. Die die verschrobene Idee einer fiktiven Leitkultur fordern. Die mit den Schlipsträgern unter den kackbraunen Kameraden fraternisieren. Und immer, wenn die Träger dieser Fußfesseln sich mehr als zwanzig Meter vom dem Ort entfernen, der im Brandenburgischen Landtag dafür zuständig ist, braune Scheisse zu entsorgen, sollte es einen ebenfalls elektronischen Peitschenhieb setzen.

21.10.2003
© BurkS

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