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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 26.09.2003, 00:36 Antworten mit ZitatNach oben

Wenn das Bundesverfassungsgericht eine Partei gründen würde, wäre diese wählbar. Die obersten Richter schlagen mit der juristischen Klatsche immer öfter auf hysterische politische Wurzelzwerge, die ihren Kopf aus dem populistischen Gesträuch stecken. NPD-Verbot? Beckstein, Schily und die Grünen und die restlichen Meldendurchführenverbieten-Groupies werden abgewatscht. Und spannend ist es auch. Alle fragen sich: werden die erlauben, dass Lehrerinnen Kopftücher in der Schule tragen? Und jetzt ist die Antwort anders, als alle erwartet haben: Der Staat braucht eine gesetzliche Grundlage, wenn er bestimmte Textilien in Schulen verbietet. Die gibt es bis jetzt nicht. Und da Bildung Ländersache ist, kann jedes Bundesland anders entscheiden. Da hätten die PolitikerInnen auch selbst drauf kommen können.

Spannend wird es, wenn man die merkwürdigen Fronten beobachtet: die katholischen Bayern würden selbstredend Kopftücher verbieten, zucken aber zusammen, weil dann ihre Kreuze auch verschwänden. Es könne nicht von der Religionsfreiheit gedeckt sein, verbeamteten Lehrern einzuräumen, Kinder religiös zu beeinflussen, sagte Bosbach weiter. Es sei auch ein gewisser Widerspruch, wenn das Kruzifix als christliches Glaubenssymbol in der Regel nicht in der Schule geduldet würde, das Tragen eines Kopftuches hingegen schon. " zitiert die Financial Times der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach. Unsere lieben Kleinen sollen mit gefährlichem Aberglauben und der Verehrung höherer Wesen in der Schule belästigt werden, aber Kopftücher raus? Das ist doch lächerlich. Und ich kann mir die Schadenfreude nicht verkneifen: Ja, Bosbach hat Recht: verbeamtete Lehrer sollten Kinder nicht religiös beinflussen. Deshalb fordere ich: Religionsunterricht raus aus den Schulen!

Die Bundesländer sind gespalten, meldet die Frankfurter Rundschau, und schiebt noch gleich den idiotischsten Satz nach, der einem zum Thema einfallen kann: "In Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Lehrerin mit Kopftuch unterrichten will, angesichts der geringen Ausländerzahlen sehr gering." Was, zum Kuckuck, hat das Kopftuch mit Ausländern zu tun? Wenn schon Ausland, dann aber richtig, wie die kluge alte Tante Zeit über die Türkei schreibt: "Die Verhüllung signalisiert auch Protest und Freiheitswillen."

Ein sehr hübscher Leserbrief steht in der taz - von einem Mann! "Es ist das Merkmal patriarchaler Gesellschaften, Frauen Bekleidungsvorschriften zu machen. Frauen dürfen dann nicht mehr selbst bestimmen, was sie anziehen. Genau darum ging es im Streit um den Minirock. Und genau darum geht es heute im Streit um das Kopftuch. Feminismus heißt, dass Frauen selbst bestimmen können, was sie tun und was nicht. Offenbar kommen deutsche Feministinnen nur schwer damit klar, dass muslimische Frauen diese Freiheit nicht nutzen, um sich - wie in Deutschland üblich - gegen das Kopftuch zu entscheiden."

Das Bundesverfassungsgericht hat also das einzig Richtige getan: die Gesellschaft aufgefordert, das Problem des säkularen Staates zu diskutieren, der seinen Bürgern trotz des Rechtes auf Freiheit der Religion Neutralität der Schule zusichert. Nur ist Deutschland kein säkularer Staat. Und es erweist sich immer wieder, dass die Linke einen grossen Fehler begangen hat, das Thema nie auf die Tagesordnung gestellt zu haben, weil man meinte, es sei irrelevant. Relgiion darf Unsinn sein, und natürlich dürfen auch die Halbirren von der Scientology-"Church" machen und sagen, was sie wollen. Aber mit der Religion ist es wie mit der Schwangerschaft: ein bisschen geht nicht.

Meine Rede: Schuluniformen, am besten auch für Lehrer. Wie in den angelsächsischen Ländern. Warum eigentlich nicht? Uniform heisst weder FDJ-Halstücher noch Camouflage-Dress, sondern schlicht einheitliche ("uni") Schulkleidung. Ich wünsche mir übrigens aufgeklärt zu werden, wie man in England mit turbantragenden Sikhs in der Schule umgeht. Die setzen ihre Kopfbedeckung garantiert nicht ab. Und werden sie gezwungen, einen Kurzhaarschnitt zu tragen? Sikhs dürfen sich aus religiösen Gründen nicht die Haare schneiden - also wirkt das Haar wie ein Kreuz oder ein Kopftuch.

Mit dem Kopftuch ist es wie mit der NPD. Verbote sind immer ein Zeichen der Hilflosigkeit. Und falsch und kontraproduktiv sowieso. Ein Verbot macht das Kopftuch erst zu einem religiösen Symbol. Da Symbole Kommunikation ersetzen und vereinfachen, weil sie kollektive Emotionen a priori sichtbar macht, kann dem religiösen Wahn und der Verehrung höherer Wesen nicht besseres geschehen als dass seine Symbole ernst genommen, das heisst untersagt werden.

26.09.2003
© BurkS

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