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 Bill Gates verbietet das Chatten! Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 25.09.2003, 00:16 Antworten mit ZitatNach oben

Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz, wenn die Medien über das Internet berichten: spätestens nach fünf Sätzen muss der Begiff Kinderpornografie fallen. Bill Gates hat angekündigen lassen, die Microsoft-eigenen Chat-Räume würden abgeschaltet. Der österreichische Standard braucht nur 18 Worte, um zu dem voll medienhypetauglichen Thema zu kommen. Der Grund für die Maßnahme: man wolle damit "die Verbreitung von Kinderpornografie über die so genannten Chaträume unterbinden." Gesprächräume - das hört sich wie von kackbraunen Netzmeistern ins Weltnetz hinaufkopiert. So genannte. Ob die geschätzten Kollegen überhaupt wissen, wovon sie da faseln? Die Mutter aller Nachrichtenmagazine online formuliert investigativ: "Ab dem 14. Oktober ist das weltweite Quasseln Geschichte: MSN schaltet die Services fast überall ab." Was folgt: Zensur und Geld abdrücken.

Nun mal ganz von vorn. An den Fakten und Kommentaren zum Thema stimmt mal wieder fast gar nichts. Selbst wenn bei Bill Gates der Strom abgeschaltet würde, funktionierte das Internet Relay Chat wie eh und je. Wenn man über die Probleme des Verkehrs im allgemeinen und besonderen redet, sollte man den kleinen, aber nicht ganz unwichtigen Unterschied zwischen Flugzeugen, Autos und Schiffen nicht ganz ausser acht lassen, obzwar man das Thema unter dem metatheoretischen Begriff "Bewegung" auch sehr philosophisch-vage abhandeln könnten. Ein MSN-Chat hat mit dem eigentlichen Chat des Internet so viel zu tun wie ein Zebra mit einem Zebrastreifen.

Vielleicht rührt die allgemeine Verwirrung daher, dass etwas, was prinzipiell nicht zensierbar ist, den normalen Journalisten überfordert. WieIRC. Das verlangt ein wenig technisches Vorwissen, jeder kann machen, was er oder sie will. Das ist unheimlich. Keinen Moderator oder community manager? Wo kämen wir denn dann hin mit der Leitkultur der Jugendschutzwarte und der paternalistischen Erziehung zum Schönen, Wahren und Guten?

Die völkerkundlich interessante Frage ist: weiß man bei "Spiegel online", wie die Dienste des Internet funktionieren - oder wählt man eine kühne Gratwanderung zwischen bewusster Falschinformation und DAU-kompatiblen Daily-Soap-Sprech, das Weltnetz betreffend? Zitat: " Auch Usenet-Foren werden von den meisten Serviceprovidern nur noch in begrenztem (und zensierten) Umfang zur Verfügung gestellt, und von manchen gar nicht mehr: Usenet und Chats sind die letzten Orte im Internet, in denen man wirklich zufällig über Dinge wie Kinderpornografie stolpern kann." Man kann nicht alles haben: Usenet-Foren heissen nun mal Newsgroups und sind der älteste Teil des Internet. Und ob ein Provider sie anbietet, interessiert selbst den dümmsten anzunehmenden Úser seit [url]groups.google.com[/url] sowieso nicht. Und wer weiß, was ein Newsreader ist, benutzt www.newszbot.com oder googelt gleich nach "freie Newsserver". Aber das alles hat rein gar nichts mit Chat zu tun - das ist Kommunikation in Echtzeit. Und die liefert das Usenet nicht, und genau so wenig gibt es Kinderpornografie in den einschlägigen Newsgroups.

Wenn, wie geschrieben wird, Chats aber "die letzten Orte" sind, wo man das sehr Böse trifft: warum dann die in kräftigen konjunkturellen Schüben auftretenden Berichte, die suggerieren, das Internet quelle quasi über mit Kinderpornografie? Wie schreibt eben dasselbe Magazin am 18. 09.2003, also nur ein knappe Woche zuvor? "Kinderpornografie breitet sich nach Angaben der Sprecherin im Internet rasant aus. Wurden im Jahr 2001 etwa 70.000 Internetseiten mit pädophil-kriminellem Hintergrund gezählt, so seien im Jahr darauf bereits 182.000 Seiten identifiziert worden." Ach ja? Hat da ein Redakteur subversiv der Meinung des Vorredners widersprochen?

Und grober Unfug ist auch, wenn behauptet wird: " Ein Zugriff auf Pädo-Kriminelle ist am einfachsten, wenn Fahnder sich unter vorgeblich kindlicher Identität mit ihnen verabreden." So etwas ist ohnehin nur in den USA erlaubt. Ein Zugriff auf Heroin-Dealer ist am einfachsten, wenn Fahnder sich unter vorgeblicher Junkie-Identität mit ihnen verabreden. Und was sagt uns das jetzt? Ich werde es ihnen verraten: Die Bösen werden immer böser, besonders im Internet. Und die Welt ist ohnehin nicht zu retten. Und überhaupt: Sex sells und war schon immer der Motor des Internet-

25.09.2003
© BurkS

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