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 [Latinoblog 10] Guyana 1 - das geheimnisvolle Land Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 12.08.2003, 00:51 Antworten mit ZitatNach oben

Guyana 1 - das geheimnisvolle Land am Ende der Welt

[Die Bilder in Originalgrösse sind nur für registrierte Nutzer des Forums zugänglich.]

Wenn man etwas über Guyana erzählen will, greifen die Gesprächspartner zur nächsten Landkarte. Mittelamerika? Nein, Süd, dort wo die Franzosen ihre Raketen starten. Falsch, das ist Französisch-Guyana und Teil Frankreichs. Und Surinam ist das ehemalige holländische Guyana. Wer das vormals britische Guyana kennt, erinnert sich vielleicht an den Massenselbstmord von Jonestown. Nur zum Mitschreiben: Guyana ist das einzige englischsprachige Land Südamerikas. Die Kaieteur-Wasserfälle sind um ein Fünffaches grösser als die Niagara-Fälle. Und auch sonst ist Guyana ein Geheimtipp. Ich bin zwei Mal dort gewesen, beim ersten Mal, 1979, ohne Kamera, weil ich in Brasilien mit derselben in einen Fluss - den Rio Branco (Bild oben, 2.v.l.) - gefallen war...

Nach Guyana reist man nur über zwei Wege: direkt mit dem Flugzeug nach Georgetown oder über den Nordosten Brasiliens. Ich bin von Manaus am Amazonas nach Boa Vista im brasilianischen Bundestaat Roraima gefahren, die Stadt, in der Papillon nach seiner Flucht von der Teufelsinsel Zuflucht suchte. Damals, 1979 und 1982, war der Ort ein verschlafenes Nest mit einem überdimensionierten Busbahnhof, für die Zukunft gebaut, die aber nicht stattgefunden hatte. Und der Goldrausch in Roraima hatte noch nicht begonnen.

Aus meinem Reisetagebuch: ...die Vegetation wird karger. Guyanas Berge am Horizont, rote Piste mit Staubfahne, Termitenhügel. Der brasilianische Grenzort Bonfim, man sieht die weißen Verwaltungsbauten rechter Hand. Unsere Rucksäcke werden flüchtig und nur aus Neugier durchsucht. Im Jeep zum Fluss. Mittlerweile verkehrt eine Autofähre. Vor drei Jahren, 1979, mussten wir noch zu Fuß durch eine Furt. Auf der anderen Seite wartet schon ein Halsabschneider mit einem Auto, das uns zum Takatu-Guesthouse (Bild links, 2.v.o.) in Lethem (Bild oben, 3.v.l.) fährt. Dort ist das so genannte International Terminal. Von hier aus mussten alle Fremden über Mahdia (Bild oben, 2.v.r.) nach Georgetown fliegen, da die Strasse quer durch das Land seit mehreren Jahrzehnten im Bau und immer noch nicht fertig war. Wir hatten 1982 eine schriftliche Genehmigung des Innenministeriums, uns in der Rupununi länger aufzuhalten. Das machte beim Immigration Officer in Lethem Eindruck. Wir kauften im voraus die Tickets und kosteten nur aus Gründen der Folklore das grausam schmeckende Ingwer-Getränk, die einzige Flüssigkeit, die es am "Flughafen" gab.

Die Rupununi Savannah ist die zweitgrösste der Welt - nach der afrikanischen Kalahari, und übersät mit Termitenhügeln (Bilder links, 3. u. 4. v.o.). Die Landschaft erscheint unwirklich schön, wie ein unberührtes Zauberreich. "Takatu hat angebaut, ich finde meinen Eintrag 1979 noch im Gästebuch. Viele Touristen scheint es nicht gegeben zu haben, ein paar Dutzend in drei Jahren.... Möbel im Nierentisch-Stil, weisse Tischtücher verdecken das Geschirr, bis die Gäste kommen (schon wieder ein tropical-fish-Händler...) Wir bekommen nur Tee und zwei Eier, aber noch einer Bemerkung zum Chef, einem weißhaarigen dicken Schwarzen mit kolonial anmutenden shirts serviert man doch zwei knusprige Hähnchen - natürlich nicht gratis. Der knatternde Generator gegenüber nervt. Ein Maler malt stundenlang das guest house." (Bild oben, 4.v.l.)

Am nächsten Morgen kam ein Jeep von der Manari Ranch, die rund dreissig Kilomter von Lethem entfernt mitten den Savanne liegt. Wir hätten uns den luxuriösen Aufenthalt gar nicht leisten können, wenn wir nicht in Boa Vista für einen unglaublich günstigen Wechselkurs Guyana Dollar getauscht hätten - die exotische Währung wollte in Brasilien niemand. Man war froh, sie loszuwerden.

Die Ranch ist umgeben von kargem Buschwerk - es ist Trockenzeit. Das Interieur: ein Wunder englischen Geschmacks (Bild oben, 1.v.r.), inklusive uraltem Billardtisch. Vier Mal am Tag ausgezeichnete und vermutlich ökologisch völlig korrekte Mahlzeiten, Frühstück mit Pampelmusen, mehrere Sorten Brot und Käse, Marmelade, Obst. Mittags zwei Sorten Fleisch, Salat und Gemüse, Empanadas. Nachmittags, wenn wir in der Hängematte liegen, kommt ein schüchternes Mädchen und sagt: "The tea is ready, Sir!" Die Angelegenheit kostet uns umgerechnet weniger als 20 Mark inklusive Zimmer.

Der erste und fast paradiesische Eindruck täuscht. Guyana wird "das Land der sechs Nationen" genannt: schwarze Nachfahren afrikanischer Sklaven (vgl. Bild links, 5. v. o., aufgenommen in Georgetown), Inder, die die Mehrheit der Bevölkerung stellen, Chinesen, Europäer, meistens Portugiesen und Engländer, die indianischen Ureinwohner, die Amerindians. Und alle vermischen sich natürlich mit allen. Die Geschichte des Landes ist durchaus bewegt zu nennen, oft herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände. Venezuela beansprucht den Westteil Guyanas für sich. Wer Details über die guyanische Innenpolitik erfahren will, lese einen hervorragenden Artikel der Washington Times. Vor Jahren gab es einen Aufstand in der Rupununi. Aber der gastfreundliche Rancher wusste noch nicht, dass wir wussten, was damals geschah.

Fortsetzung folgt.
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12.05.2003
©BurkS


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