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 [Freimaurer 7] Die Reise ins Licht 1 Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 10.08.2003, 01:43 Antworten mit ZitatNach oben

[Die Söhne der Witwe 7] Die Reise ins Licht 1

Ich habe das Licht der Welt noch nicht erblickt. Der brüderliche Männerbund liegt aber schon mit mir in den Wehen. Erst wenn ich bekräftigt haben werde, dass keine Frau je von mir erfahren wird, wie es unter Männern zugeht, wird meine Mannwerdung abgeschlossen sein. Das harsche "Halt! Zurück!" gilt der inneren Einkehr vor diesem entscheidenden Einschnitt. Ich soll noch einmal überlegen.

Es geht nun ans Schwören. Mein entblößtes Knie stützt sich auf einen Schemel. In meine linke Hand wird ein Zirkel gedrückt, dessen eine Spitze nach oben zeigt. Die andere halte ich auf meine nackte Brust. Mit der Rechten fühle ich das kühle Metall eines Winkels, der quer über den aufgeklappten Seiten eines Buches liegt. Das Buch der Gesetze, vermute ich, der sittlichen und moralischen gesetze der aufstiegsbeschränkten Mittelschichten. So habe ich meine Mitbrüder bei Vorgesprächen eingeordnet. Die Härte des spätkapitalistischen Dschungels soll - das ist der erzieherische Hintergedanke - durch christliche Nächstenliebe gemildert werden.

Eine Stimme liest den Schwur vor: Ich dürfe nichts verraten, es sei denn an jemanden, den ich einwadnfrei als Freimaurer erkannt habe. Ich "verspreche und gelobe" ferner, dass ich die Geheimnisse "nicht schreiben, nicht drucken, nicht zeichnen, stechen oder eingraben lassen will, sei es in Holz oder Stein."

Der Eid sei nur symbolisch gemeint, wird mir erläutert, denn die Strafen bei verrat - unter anderem Torturen wie Herausreissen der Zunge und Durchschneiden der Gurgel - wären noch nie vollstreckt worden. Ich weiß auch, dass mir nicht der Dolch der Kadosch-Ritter droht - so nennen sich die Obersten einiger Hochgradsysteme. Meine Loge ist humanitär und mauert nur bis zum Meister, und den halte ich für harmlos. Der Eid wird verlesen, nicht vom Suchenden persönlich geschworen. Ich muss aber geloben, mich der Humanität zu widmen und meine Pflichten "gegenüber meiner Familie, meiner Gemeinde, meinem Land und der Gemeinschaft aller Menschen gewissenhaft zu erfüllen", "den Gesetzen der Bruderschaft und dem Hammerschlag des Meisters Gehorsam zu leisten", den Mitmännern "mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und die Geheimnisse eines Bruders wie meine eigenen zu bewahren." Das steht nicht im Widerspruch zu meinen eigenen Idealen, stellt man mir doch frei zu entscheiden, was zu meinen Pflichten gehört. Ich dürfte also auch eine Revolution anzetteln, wenn zum Beispiel der Widerstands-Paragraf des Grundgesetzes gerade aktuell wäre.

Das Gelöbnis schliesst mit der Versicherung, die Zusage auf Maurerwort wie einen heiligen Eid anzusehen. Das kann Vorteile haben. Wäre ich Betriebsprüfer des Finanzamtes, könnte ich, falls ich die geschäftliche Korrespondenz eines Bruders untersuchte, den auf sein Maurerwort verpflichten, mir seine steuerlichen Praktiken offenzulegen.

Aber Verschwiegenheit über die Gebräuche? Die Freimaurer haben sie komplett veröffentlicht. Was Jupiter erlaubt ist, ist auch dem Ochsen erlaubt, denke ich. Ich fühle mich wie ein Völkerkundler, der die geheimen Rituale eines Männerbundes auf Papua-Neugunea miterleben will und Schwierigkeiten hat, dem verantwortlichen Schamanen und den anderen beteiligten Herren zu erklären, warum eine wissenschaftliche Abhandlung über ihre Gepflogenheiten von allgemeinem Interesse sei. Waren nicht viele - vor allem angelsächsische - Ethnologen und Forschungsreisende Freimaurer? Und setzten die nicht ohne Gewissenbisse ihren persönlichen Ehrgeiz daran, der neugierigen Welt die verborgenen Zeremonien der "Naturvölker" zu offenbaren?

Ich schwöre, und da ich ohnehin nicht lange Logenbruder sein werde, ist der Schwur für die Dauer meiner Mitgliedschaft sogar echt. Der Meister - ich erkenne ihn an der Stimme - klopft auf die Spitze meines Zirkels. "Wir werden Sie auf die Reise schicken!" Interessant, mit einer Binde vor den Augen!

Der Chef der Loge sitzt im Osten, weil da die Sonne aufgeht und er die geistige Erleuchtung der Brüder bewirken soll. In den anderen Himmelsrichtungen begegne ich allerlei Naturgewalten, deren symbolische Bedeutung für Männer ich leicht erraten kann. Ich schrecke vor dem Gluthauch des Feuers zurück, das mir wie ein wildgewordener Bunsenbrenner vor der Nase herumgeschwenkt wird und mir fast die Haare versengt. Das Feuer stammt nach altgriechischer Überlieferung von Prometheus, der es den Göttern raubte. Prometheus gelang der erst männliche Sieg über den Feminismus: Er schlug Göttervater Zeus mit der Doppelaxt auf das Haupt, worauf dessen Kopf Athene entsprang, also ein biologischer Umkehrschluss - die Frau wird vom Mann gezeugt.

Prometheus ist ein Trickster, ein "Zwischenwesen", wie Ethnologen diese häufig auftauchende Figur nennen. Er vermittelt zwischen der Götter- und der Menschenwelt, schafft das aber nur durch Betrug. Zur Strafe für den Diebstahl des Feuers lässt ihn Vater Zeus an einen Felsen ketten, wo sich täglich Adler an seinen Eingeweiden gütlich tun. Weil er auf die züngelnde Flamme nicht verzeichten wollte, musste er leiden, sagt der Mythos mit erhobenem Zeigefinger. Die Leber, das Organ, auf das der Adler des Zeus besonders scharf war, hielten die Griechen für die Summe aller Triebe, insbesondere der sexuellen. "Wir sehen", meint Horst Kurnitzky, "dass der Beginn der Zivilisation aus einer Diebstahlsituation abgeleitet wird, um das damit verbundene Schuldgefühl und die Notwendigkeit des Opfers zu erklären."

Im Süden der Reise werde ich nicht nur erhitzt, sondern auch mit Wasser bespritzt wie bei einer christlichen Taufe - in Anspielung an denSchöpfungsbericht der Bibel, wonach am Anfang alles unter Wasser stand und nur der männliche Geist imstande war darüber zu schweben. In einigen amerikanischen Logen geht es noch drastischer zu: Der Suchende plantscht durch eine Becken und hat ausserdem einen Strick um den Hals. In anderen Varianten des rituales wird der Initiand mit Hanfseilen geschlagen wie Schüler eines Zen-Meisters während der Besinnungsphasen. Dies fördert die Inbrunst und die Einsicht, die Verlockungen des Körpers, sich zu entspannen, sollten bei dem Prozess geistiger Selbstbeherrschung außen vor bleiben.

Gleich darauf ertaste ich das Gegenteil von Feuer und Wasser: Meine Fingerspitzen greifen in eine Schale mit Erde oder Asche. Auch die Männer der Nuba im Sudan hantieren mit diesem Material. Wenn wie miteinander ringen, reiben sie ihren Körper damit ein. Der Siegerpreis ist ein Akazienzweig, der verbrannt und dessen Asche in einem Horn aufbewahrt wird. "Wenn ein Mann stirbt, wird sein Körper begraben. Dann aber findet eine weitere Zeremonie statt, bei der sein mit Asche der Siegesakazie gefülltes Horn in einem zweiten Grab beigesetzt wird. Dieses Grab ist wichtiger; die Leiche wird verschwinden, die Seele aber lebt in der Asche im Horn weiter." (zit. n. Wolfgang Scherpe)

Fortsetzung folgt.

[Freimaurer 1] In der Kammer der verlorenen Schritte 1
[Freimaurer 2] In der Kammer der verlorenen Schritte 2
[Freimaurer 3] In der Kammer der verlorenen Schritte 3
[Freimaurer 4] Vor dem Tempeltor
[Freimaurer 5] Geheime Obere und staatsfreundliche Verschwörer 1
[Freimaurer 6] Geheime Obere und staatsfreundliche Verschwörer 2

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10.08.2003
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