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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 04.08.2003, 00:04 Antworten mit ZitatNach oben

Wer den "Ausländer"-Diskurs führt, muss in diesem kleinen, aber intellektuell anspruchsvollen Familienforum damit rechnen, nicht ernst genommen zu werden. In keinem Land Europas gelten die Einwanderer als Ausländer - ausser in Deutschland. Und sobald sich ein Journalist in diesem Diskurs verhaspelt, kommt grober Unfug dabei heraus, sei die Kollegin/der Kollege politisch eher konservativ, wie Jochen Kummer von der "Welt" oder eher links und dann oft gut meinend. Die "Welt am Sonntag" hat heute eine ganze Seite verbrochen, die der Gegenrede bedarf und sich - pädagogisch wertvoll - dazu eignet, im Unterricht diskutiert zu werden: als Beispiel dafür, wie man mit vielen Worten das Thema komplett verfehlen und dokumentieren kann, wenig begriffen zu haben.

"Man spricht kein Deutsch" heisst das Traktat der WamS vom 04. August 2003. Die suggestive Logik: mangelnde Integration (wessen?) - mangelnde Sprachkenntnisse - Kriminalität. Vorab ein Blick in die Kaderakten. Der geschätze Kollege Jochen Kummer hat mit mir etwas gemeinsam: er beschäftigt sich mit Themen, die vielen unangenehm sind, die man ungern benennt, und drischt gern auf die Guten ein (die er vermutlich nicht so benennen würde). Viele der vom "Rechtsextremismus" Betroffenen und Gesichtzeiger, die Kummers Artikel lesen, knirschen mit den Zähnen. Und das ist auch gut so. Ich lese die Welt online ganz gern: sie hatte als eine der ersten Zeitungen Links anzubieten, mit denen sich die meisten "Online-Publikationen" immer noch schwer tun, und vertritt oft eine politische Meinung, die meiner konträr entgegensteht, was Lust auf heftigen Streiterei macht. Auch gut so.

Worum es in Wahrheit geht, steht in den Artikeln Kummers eher nicht: eben nicht um "Asylwirklichkeit", sondern um die Tatsache, dass es keine Einwanderungsgesetze gibt. Seit wann ist Asyl ein Synonym für Immigration? Beispiel: Deutsche Krankenversicherungen müssen für Familienmitglieder "ausländischer Arbeitnehmer" die Kosten für ambulante und stationäre Behandlungen bezahlen - selbst wenn diese gar nicht in Deutschland wohnen, sondern in ihrem Heimatland. Verstehe ich nicht: um welche Menschen geht es? Gastarbeiter? Saisonarbeiter? Einwanderer? Asylbewerber? Wer sich über dieses Thema auslässt, sollte mir berichten, wie das in Frankreich und England ist, um ein realistisches Bild zu bekommen. Ach so: dort sind Einwanderer französische Staatsbürger? Und deshalb versteht dort niemand die hiesige Diskussion? Quod erat demonstrandum.

These: Es gebe einen Konflikt zwischen den traditionellen Werten des Heimatlandes und denen in Deutschland. Das ist so falsch. Die oft so genannte Identität der Immigranten ist selbst schon ein Produkt ihrer Situation in ihrer neuen Heimat. Die kühne These, es gäbe kulturelle Identitäten alias "Werte", zwischen denen man stehen könne, ist eine typisch deutsche Fiktion. Ich will nicht langweilen und empfehle zum 267sten Mal Ethnizität und Migration sowie ein leicht zu lesendes Buch, das mir gerade auf den Nachttisch geflogen ist: Anfänge einer Epoche von Hasan Cil.

Unvermeidlich wie das Amen in der Kirche folgt in derartigen Artikel, die erklären wollen, warum die Immigraten so böse oder blöd sind, eine Statistik über den so genannten "Ausländeranteil". Meine unmittelbare Umgebung muss dann immer dafür herhalten, schwarz bzw. braun zu sehen - wie der ebenso unvermeidliche bayrische Ministerpräsident Beck, der wie immer den Nominalstil bemüht, um die massive Ausweitung der Zuwanderung zu beklagen. Wer hier leben will, soll Deutsch lernen (Liebe Sorben! Aufgemerkt!) und per ordre de mufti das deutche Wesen per Frontalunterricht implementiert bekommen, an dem die zahllosen jugendliche Mehmets dann genesen werden.

Nein, alles ganz falsch. Ein Artikel über die unstrittigen Problemen mit der Integration von Migranten ist dann sinnfrei, ja verfehlt das Thema, wenn nicht die richtigen Fragen gestellt werden: warum sprechen Türkinnen mit ihren Kindern in Deutschland türkisch? Warum schwenken türkische Einwanderer, die auch in der dritten Generation keinen deutschen Pass haben, die türkische Fahne hier vor meinem Fenstern, wenn Galatasaray gewinnt? Warum sind die Türken keine Deutschen? Warum sind Afrodeutsche keine Ausländer? Anders gefragt: sprechen die algerischen Einwanderer in Paris, die bekanntlich Franzosen sind, arabisch oder französisch? Warum reden chinesische Einwanderer in den USA noch in der zehnten Generation chinesisch - und warum die Deutschen schon in der zweiten nur noch englisch?

Die Immigranten halten den Deutschen den Spiegel vor: sie verhalten sich so, wie die Deutschen es wollen. Es gebe keine Einwanderung, war zwanzig Jahre und mehr der Konsens. Also benehmen sich die Einwanderer dementsprechend. Wenn die Deutschen sie nicht wollen: warum sollte sie sich an die Regeln halten? Jeder Mensch sucht den eigenen Vorteil. Wenn es vorteilhaft wäre, dass Kinder, deren Eltern aus der Türkei eingewandert sind, schon in der Grundschule perfekt Deutsch könnten und wenn es zu ihrem Vorteil gewesen wäre, dann sprächen sie es. Und die, die sich dem verweigerten, wären genauso dumm wie deutsche Kinder ohne Schulabschluss, die es auch gibt.

Die Einwanderer werden sich erst dann integrieren, wenn sie politisch gleichberechtigt sind und wenn jeder Deutsche kapiert hat, dass Amewu Mensah zur deutschen Nation gehört. Und, liebe deutsche Aboriginals: Die Einwanderer werden nicht sich integrieren, sondern uns - in ein neues Deutschland, in dem alle "ethnischen" und pseudo-ethnischen pressure groups miteinander konkurrieren. Nur weil es so schön ist und weil ich gerade mein Buch Nazis sind Pop für eine Neuauflage bearbeite und weil ich weiß, dass allen kackbraunen Kameraden und ähnlichem Gesindel bei der Lektüre der Schaum vor dem Mund steht, hier mein Lieblingszitat zum Thema - wohlgemerkt von einem Deutschen, auch wenn er Walid Nakschbandi heisst: "Ihr könnt uns herabsetzen, beleidigen, demütigen oder verletzen, aber Ihr werdet uns nicht los. Ihr habt nur die Chance, mit uns zu leben. Ein Leben ohne uns wird es für Euch nicht mehr geben. Die Ibrahims, Stefanos, Marios, Laylas und Sorayas sind deutsche Realität. Ihr werdet es nicht verhindern können, dass bald ein türkischstämmiger Richter über Euch das Urteil fällt, ein pakistanischer Arzt Eure Krankheiten heilt, ein Tamile im Parlament Eure Gesetze mit verabschiedet und ein Bulgare der Bill Gates Eurer New Economy wird. Nicht Ihr werdet die Gesellschaft internationalisieren, modernisieren und humanisieren, sondern wir werden es tun - für Euch. Ihr seid bei diesem leidvollen Prozess lediglich Zaungäste, lästige Gaffer. Wir werden die deutsche Gesellschaft in Ost und West verändern. Wir Ausländer."

Sehr geehrter Herr bayerischer Innenminister! Lieber Kollege Jochen Kummer! Liebe Salonfaschisten! Ihr seid bei diesem leidvollen Prozess, die immer noch völkisch definierte deutsche Nation ins 21. Jahrhundert zu integrieren, lediglich Zaungäste, lästige Gaffer. Und darüber kann ich mich gut amüsieren.

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Dito bei David Irving


04.08.2003
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