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 [Freimaurer 5] Geheime Obere und Verschwörer 1 Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 02.08.2003, 23:04 Antworten mit ZitatNach oben

[Die Söhne der Witwe 5] Geheime Obere und staatsfreundliche Verschwörer 1

"Nun, sie sehen doch, dass ich die Wahrheit gesagt, sie haben doch nichts wider die Religon oder den Staat gefunden!"
"Ha! Ich wollte, ich hätte dergleichen gefunden, das sollte mir lieber sein!"
(Gespräch zwischen einem Freimaurer und Gotthold Ephraim Lessing nach dessen Aufnahme)

Das habe ich allen Frauen voraus: Noch nie hat ein weibliches Wesen diese Worte in einem derartigen Zusammenhang - unter Männern und mit verbundenen Augen - vernommen. Dafür aber viele Herren, bei denen ich eine Geistesverwandschaft nicht vermutet hätte: Wolfgang Amadeus Mozart und Carl von Ossietzky, Goethe und der Alte Fritz, Joseph Haydn und Gotthold Ephraim Lessing, der Aufklärer Fichte und der Politiker Stresemann, Scharnhorst und Garibaldi, amerikanische Präsidenten und schwedische Könige, der Flugpionier Charles Lindbergh und Edwin Aldrin, der zweite Mann auf dem Mond. Winston Churchill und Kemal Atatürk, Simon Bolivar und Salvador Allende, der Pazifist Kurt Tucholsky und der deutsche Kaiser Wilhelm I., der Hochstapler Cagliostro und Holger Börner: Alle waren oder sind Freimaurer.

Der brüderliche Männerbund bietet ein Geschichts- und Welterklärungsmodell an, in dem, wie es sich gehört, keine Frauen vorkommen. Ahnherren der Logenbrüder waren die Steinmetze und Dombaumeister des Mittelalters. "Der Begriff Freimaurer bezieht sich auf das englische freestone-mason und bezeichnet den Baukünstler, der im Gegensatz zum roughstone-mason den freistehenden Stein als Steinmetz- bzw. Steinbildhauer kunstvoll zu bearbeiten verstand."(1)

Die Versammlungsorte ihrer Männerabenden nannten sie Bauhütten. Das Wort lodge ist zum ersten Mal 1278 nachgewiesen, in einer Abrechnung über den Bau der englischen Abtei Val Royal. Der Steinmetze waren nicht dem Zunftzwang unterworfen, sondern genossen zahlreiche Privilegien wie heute noch bestimmte Berufsgruppen, mit denen es die staatlichen Organe nicht verderben wollen. Sie hatten das Vorrecht des freien Reiseverkehrs, sogar in Kriegszeiten, denn Kirchen wurden immer gebraucht - und sei es nur, um die jeweiligen Parteien zu segnen.

Da es kein Architekturstudium und keien Fachliteratur gab, konnten die Baumeister die Geheimnisse ihrer Kunst vor der lästig nachdrängenden Konkurrenz bewahren. Wer in die Bauhütten aufgenommen wurde und sich den strengen Regeln unterwarf, neigte nicht zu umstürzlerischen Gedanken wie Bauern oder gar Bergleute. Er hatte etwas zu verlieren und verhielt sich dementsprechend; eine Lebensphilosophie, die den heutigen Freimaurern nicht fern steht. Er schwor auf Recht und Gesetz, auf Pflichterfüllung und auf Kunst- und Menschenliebe, verbunden mit dem Gehorsam nach ganz oben, der Gottesfurcht.

In einer Londoner Urkunde aus dem Jahre 1376 tauchte die Bezeichnung freemason auf. Ins Deutsche übersetzt: Freimaurerei. Die Männer erkannten sich an geheimen Zeichen, Worten und Handgriffen sowie an bestimmten Fußstellungen, die noch heute innerhalb der Logen vorzuführen sind. Das war kompliziert und stellte hohe Anforderungen an das Gedächnis, war aber fälschungssicher.

Die starren und rituellen Wechselreden zwischen dem ehrwürdigen Meister vom Stuhl, dem Wachhabenden, dem Zeremonienmeister, den zwei Aufsehern, dem Schaffner, dem Sekretär, dem Redner sowie dem gemeinen und unterbeschäftigten Fußvolk haben ihren Ursprung in akustischen Besonderheiten der Männerbundsitzungen. Wenn Nachrichten oder Anweisungen von Mann zu Mann weitergegeben werden, häufen sich Missverständnisse, weil Männer es gewohnt sich, nur sich selbst zuzuhören. Versammelte man sich nicht in der Bauhütte, sondern in den Kirchen, konnte der vorn platzierte Chef schlecht durch den Raum brüllen, wenn jemand Einlass begehrte. Die Fragen nach den Personalien werden daher von Mann zu Mann, von einem Amtsträger zum anderen weitergereicht. Niemand durfte den Wortlaut verändern, ähnlich dem heutigen Gesellschaftsspiel Stille Post.

Vor der Eröffnung einer Logensitzung wird noch heute kontrolliert, ob die Loge gedeckt ist. In alter Zeit, als es noch keine Richtmikrofone gab, saßen die Vertreter der Staatsmacht oder sonstige Spitzel meist auf Dächern, hoben Schindeln ab und lauschten. Die letzten Blicke der Logenbrüder gingen deshalb immer nach oben, ob Teile der Bedeckung fehlten.

Im zusehend aufgeklärten 18. Jahrhundert wurden Kirchenbauten seltener und die Bauhütten der Handwerker-Aristokratie von Intellektuellen unterwandert. Die "Kopfarbeiter" strömten zu den Männerabenden der alten Maurer; dort war auch im Zeitalter des Absolutismus die freie Meinungsäusserung möglich. Als sich das genügend herumgesprochen hatte, waren die angenommenen Maurer bald in der Mehrheit. Die Freimaurer errichteten immer noch sakrale Bauten, aber nur symbolisch. Sie bauten den Tempel der Humanität. Den Übergang von der operativen zur spekulativen Maurerei markiert die Gründung der ersten Freimaurer-Großloge in London im Jahr 1717. Die Deutschen zogen, wie immer etwas verspätet, nach. 1737 entstand in Hamburg die Mutterloge Absalom zu den drei Nesseln.

Dann ging es Schlag auf Schlag: 1738 wurde der damalige Kronprinz Friedrich, später der Große genannt, in Braunschweig zum Freimaurer geweiht. Das geschah im Schnellverfahren, denn man konnte von einem so prominenten Vertreter der Herrschenden nicht verlange, monatelang Lehrling oder Geselle zu bleiben. In einer Nacht durchlief der junge Fritz alle Grade bis zum Meister. Viel bewirkte das nicht. Friedrich ließ zwar die zahlreichen Emigranten aus anderen Ländern nach ihrer Facon mehr oder minder selig werden, überzog aber die Nachbarstaaten mit Kriegen, bei denen Zehntausende für dynastische Interessen ihr Leben lassen mussten. Preussen entwickelte sich zum sklavischsten Lande Europas, was der Legendenbildung über die Aufgeklärtheit des Monarchen aber keinen Abbruch tat.

Die Freimaurerlogen faszinierten vielleicht nicht nur deshalb, weil keine Frauen zugelassen waren, sondern weil sich die reine Vernunft mit allerlei Hokuspokus verband. Einflussreiche Freimaurer wie der Reichsfreiherr Karl Gotthelf von Hund, ein verschrobener Junker aus der hintersten Lausitz, verlängerten das eigene beschränkte Weltbild in die Vergangenheit. Hund begründete das Hochgradsystem und nannte es Strikte Observanz. Im Gegensatz zu dem eher nüchternen englischen Johannisgrad-Modell, das nur drei Stufen kennt und sich mit Handwerken als Stammvätern begnügt, behauptete Hund, seine Logenbrüder würden von legendären unbekannten Oberen geleitet, den Superiores Incogniti, die ihren Untergebenen absoluten Gehorsam abforderten. Die Strikte Observanz hatte, was Ausstattung und soziologischen Code angeht, einiges zu bieten. Man trug wallende Umhänge, goldbetresste Waffenröcke und ab dem sechsten Grad Helm und Harnisch. Die geheimen Oberen sind seitdem aus der antifreimaurerischen Propaganda nie mehr verschwunden.

Auch gegen Ende der Aufklärung hatten Magie und mancherlei Mummenschanz noch hohe Konjunktur. Die Rosenkreuzer köderten das Publikum mit Alchemie und Spiritismus, liessen Tische rücken und Tassen tanzen, und selbst der gelehrte Goethe trat dem illuminaten-Orden bei und nannte sich innerhalb des Vereins Abaris.

Ende des 18. Jahrhunderts waren fast alle deutschen Logen der Strikten Observanz beigetreten. Zweiweilig gehörten ihr zwölf deutsche Regenten an. Erst ein Kongress in Wilhelmsbad 1782 machte den Ritterspielen ein offizielles Ende. Dafür wurde es jetzt um so christlicher. Preussens König Friedrich Wilhelm III. erlaubte 1798 nur noch einheimische Logen, die Jesus als Obermeister anerkannten, neue Gruppen zu gründen. Der preussisch-christliche Dachverband, die Große Landesloge der Freimaurer, führte den Schwedischen Ritus ein. Demgemäss durften sich die oberen Herren, wenn sie die ersten drei Grade durchlaufen hatten, in zwei Andreas- und vier Kapitelgraden tummeln. Noch heute ist dieses System unter den Männern der skandinavischen Königshäusern Staatsritus. Erscheint ein deutscher Großmeister in vollem Wichs zum Beispiel for einem schwedischen Schlossportal, sind die Posten angewiesen, wie bei einem Staatsoberhaupt zu salutieren.

Mitte des 19. Jahrhunderts buhlten diverse Freimaurer-Organisationen umdie Gunst der Männer, die sich auf die Suche nach der Beantwortung de Sinnfrage begeben hatte. Die Große Loge von Preussen, die Große Landesloge der Freimaurer, die Große Loge von Hamburg, die Große Mutterloge des Eklektischen Freimaurerbundes, die Großloge Deutsche Bruderkette, der Freimaurerbund Zur aufgehenden Sonne, die Symbolische Großloge von Deutschland. Einig waren sie sich nur in zwei Dingen: keine Frauen und Gehorsam gegenüber dem Staat. Kaiser Wilhelm I. attestierte den Freimaurern mit brüderlicher Zuneigung: "Die Freimaurerlogen sind die wirksamsten Pflanzstätten wahrer Gottesfurcht, christlicher Frömmigkeit, sittlicher Tugenden, echter Vaterlandsliebe, zuverlässiger Untertanentreue, aufrichtigster Ehrfurcht und Ergebenheit gegen den Landesherr, und werden es sein, solange die Ordnung im Bunde aufrechterhalten wird."

Während des ersten Weltkriegs schrieb Felix Witt-Hoe im Namen der soldatischen Feldlogen: "...der selbstverständlichen Treue vaterländischer Pflichterfüllung müssen wir eine höhere Weihe geben durch Höchstleistungen im Felde und in der Heimat und Konsolidierung des deutsch-nationalen Freimaurertums. Vor allem, und das sei mein erstes dringendes Bekenntnis, müssen wir jede leiseste Regung des utopischen Pazifismus in unserern Reihen mit der Wurzel ausrotten." Diese Haltung ist nicht weiter verwunderlich, spiegelt sie doch das Weltbild der sozialen Schicht wieder, aus denen die Freimaurer ihren Nachwuchs zu rekrutieren: Geschäftsleute, höhere Beamte, protestantische Pfarrer, Adlige, Offiziere.

In Frankreich hingegen hatten sich die Logenbrüder seit dem 18. Jahrhundert mit der ungebrochenen Macht des katholischen Männerbundes auseinanderzusetzen. Der Grand Orient de France, noch heute die grösste freimaurerische Organisation, gab auch Atheisten eine Chance. Seit 1877 ist der Glaube an ein höheres Geistwesen, in deutschen Logen Grosser Baumeister aller Welten genannt, nicht mehr Voraussetzung für die Aufnahme. Dem Suchenden wird lediglich ein Buch mit leeren Blättern zur geistigen Erbauung gereicht. Seitdem erkennen die Engländer die Franzosen nicht mehr als richtige Freimaurer an. Während der französischen Revolutiion hatten die Logen sogar zeitweise nichts mehr zu tun und lösten sich auf.

1) J., Holtorf: Die verschwiegene Bruderschaft, München 1986, S. 13

Der Text wurde 1987 verfasst und geringfügig geändert. Er erschien zuerst 1988 in meinem Buch Unter Männern.
Fortsetzung folgt.

[Freimaurer 1] In der Kammer der verlorenen Schritte 1
[Freimaurer 2] In der Kammer der verlorenen Schritte 2
[Freimaurer 3] In der Kammer der verlorenen Schritte 3
[Freimaurer 4] Vor dem Tempeltor

Das gesamte Dossier (neun Kapitel, 24 Seiten, mit Abbildungen, pdf-Format) können Sie bei Cashticket kaufen - auf das Logo klicken!



03.08.2003
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