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 Neonazis nutzen schon wieder das Internet! Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 02.08.2003, 01:01 Antworten mit ZitatNach oben

Schon wieder eine neue Website der kackbraunen Kameraden. Wir generieren uns selbst eine Verfassungsschutz-Pressemeldung: Neonazis nutzen das Internet immer öfter. Jetzt auch als Tauschbörse. Dazu dient Direct Connect von neo-modus.com. Aber das ist doch nichts Neues, werden Sie, geneigte Leserin und wohlwollender Leser einwenden. Recht so. Und der Rest, den sich die österreichische Zeitung Der Standard zum Thema ausgedacht hat, ist auch zweifelhaft.

Das Thema: volkermord.com. Einer der Betreiber sei, so der Standard, Eddie Pafvelsson alias "IOR". Der Rest ist schnell mitgeteilt: Neonazis und ähnliche Gestalten tauchen online alles, was in diesem Milieu als tauschenswert gilt. Mit konkreten Angaben, um was es sich handelt, kann man mit wachsender Begeistung Zeilen schinden. Für ein Fachpublikum wie das hiesige ist das eher zum Gähnen.

Es gibt aber noch 23528375 andere Arten, im Internet Dateien von einem Rechner auf einen anderen zu beamen. Ich würde IRC nehmen. Die Online-Tauschbörsen sind schon seit Jahren Sammelpunkt des braunen Milieus, die den Websites oft angeschlossenen Foren liefern die für die community notwendigen sozialen Geräusche. Erwähnenswert ist nur die neue ästhetische und subkulturelle Komponente: Die Jargon des ultrarechten Milieus vermischt sich mit der Folklore des Internet: Smileys, Anglizismen, Kurzformen technischer Fachausdrücke ("Hast du schon die neue Landser geuppt?")

Die Website volkermord.com hat keinen korrekten Eintrag in einer Whois-Datenbank. Per nslookup wandelt sich der Hostname zur IP-Adresse 66.227.104.245. ARIN, die Mutter aller Whois-Datenbanken, wirft dann das einzig relevante Ergebnis aus. Der Provider ist also FDCservers.net LLC.

Apropos: Niemand weiß, ob die Betreiber der Website wirklich Neonazis sind. Vielleicht sind es auch Spitzel des Verfassungsschutzes, es wäre nicht das erste Mal. Derartige Online-Sammelpunkte eignen sich hervorragend, um Daten auszuspähen und zu sammeln. Und wer aufgefordert wird, wie auf volkermord.com, die Sicherheitseinstellungen des Browsers auf Null zu stellen, ist selbst schuld.

By the way: Neomodus, der Hersteller der Filesharing-Software, tönt auf seiner Website: "We do not partner with 3rd party software vendors such as Gator, Cydoor, Aureate, or Radiate to provide our advertising solution. " Harr harr. Merkwürdig, dass bei Download und Installation der Software ein Gator-Spyware-Fenster aufpoppt, und dass Ad-aware die zu erwartenden Spionage-Komponenten folgerichtig auch findet.

Was lehrt uns das? Neonazis-Website, die 485ste, ist nur dann popkulturell verwertbar, wenn die dazu passenden Bilder was hermachen. Auch deshalb der Artikel bei Telepolis, der einen etwas ratlos zurücklässt, obwohl der geschätzte Kollege Ernst Corinth etwas bemüht humorvoll berichten will. Man kann es zynisch formulieren: je restriktiver die Gesetze gegen bestimmte Musikstücke sind, um so mehr werden Jugendliche, die Verbotenes konsumieren wollen, dazu angehalten, sich mit der Technik zu beschäftigen, die ihre Medienkompetenz erhöht. (Wobei zu bemerken wäre, dass ich bei der Installation kräftig geflucht, weil nicht alles auf Anhieb verstanden habe - und so ganz ahnungslos bin ich nicht). Beispiel: die ebenfalls recht neue Webesite Germaniamp3, die sich ausschliesslich indizierten Tonträgern widmet.

Letztlich kann man nur etwas tun, wenn man die Marktgesetze des Kapitalismus begriffen hat: Es gibt eine Nachfrage, die man durch ein verknapptes Angebot nicht beeinflussen kann. Es tritt, so sind die Gesetze, das Gegenteil von dem ein, was man gut gemeint beabsichtigt: die Nachfrage steigt. Die eigentlich interessante Frage wäre doch: woher kommt der Wunsch, rassistische und antisemitische Musik zu hören? Und wenn Sie jetzt sagen: daran kann doch nur das Internet schuld sein, gehören Sie geteert und gefedert und müssen zur Strafe mindestens drei Kameradschaftsabende bei den kackbraunen Kameraden über sich erheben lassen.

Nachtrag 29.12.2003: 20C3: Unfreiwillige Neujahrs- und Friedensbotschaften im Web

02.08.2003
© BurkS

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