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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 15.07.2003, 01:10 Antworten mit ZitatNach oben

Kopftuch. Frauen. Islam. Jetzt zappt schon die Hälfte der wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser weg. Nicht, weil das ein langweiliges Thema wäre. Ein höheres Wesen bewahre: an einem Fetzen Tuch kann man das Wesen der deutschen Nation diskutieren - pars pro toto für die sozialen Aufsteiger mit dem mittelgroßen Latinum. Man zappt weg, weil man meint, dass alles gesagt sei. Als wenn man dem CDU-Drogenbeauftragten die Worte Haschisch. Gehirnschäden. Einstiegsdroge hinwerfen würde. Man weiß im voraus, wie das Echo dann echot.

Die Kopftuchdiskussion beweist eins: das Thema wird garantiert verfehlt. In Deutschland gibt es sofort ein Kuddelmuddel: Reden wir über Religon in der Schule? Über Integration der Einwanderer? Frauen im Islam? Schuluniformen? Hier also einige Anmerkungen für Kaltduscher. Die Website Enfal Islampage fasst, liberal und tolerant bis unter den Schador, Pro und Kontra zusammen. Ein Kopftuch hat nichts mit dem Islam zu tun. Auch in Versionen des Christentums gibt es Kopftuchträgerinnen. Und der Mann ist nicht geschaffen um der Frau willen, sondern die Frau um des Mannes willen.1 Sage jedenfalls die Bibel, merken die Muselmanen zu Recht hämisch an.

Und ganz nebenbei eine kleine Nachhilfestunde in Emanzipation für die hier zahlreich mitlesenden ChristInnen: "Eine Frau aber, die betet oder prophetisch redet mit unbedecktem Haupt, die schändet ihr Haupt; denn es ist gerade so, als wäre sie geschoren. Will sie sich nicht bedecken, so soll sie sich doch das Haar abschneiden lassen! Weil es aber für die Frau eine Schande ist, daß sie das Haar abgeschnitten hat oder geschoren ist, soll sie das Haupt bedecken." Die Quizfrage, auch nur ganz nebenbei und nur für die Info-Elite dieses Forums, die die Boolsche Algebra und andere Folterinstrumente der Recherche beherrscht: Wer steckt hinter enfal.de?2

Wer sich seine Meinung zum Thema Kopftuch erst noch bilden will, nehme das interne Hauen und Stechen der Humanistischen Union zur Kenntnis: Hü: "Solange es Halskreuze und Ordenstrachten geben darf, muß es auch Kopftücher geben dürfen." Hott: der Pressesprecher begrüsst das Verbot, im Unterricht ein Kopftuch, will sagen: religiöse Symbole zu tragen. Dieser Diskurs interessiert uns hier aber nicht. In einem Land wie Deutschland, das trotz der miserablen Pisa-Ergebnisse die kostbare Zeit der Schüler verschwendet und im staatlichen Unterricht fromme Märchen und die Verehrung höherer Wesen lehrt, kann man nicht rational über Religion diskutieren. Man müsste zunächst die Französische Revolution nachholen und vielleicht in schweren Fällen religiösen Wahns die Guillotine aufstellen, insbesondere für diejenigen, die einen interreligiösen Dialog fordern. Gemeinsam reden, um den Aberglauben zu fördern. Igitt.

Was bedeutet das Kopftuch? Es zeigt, wie ein Land je nach Tradition mit Immigranten umgeht und wie seine Zukunft aussehen wird. Das Kopftuch ist eine Reaktion. Im laizistischen Frankreich ist eine arme städtische Jugend muslimischer Herkunft herangewachsen. Back to the roots hob ihr Selbstwertgefühl. "Der Erfolg der islamistischen Ideologie...war auch Folge der enttäuschten Hoffnungen der achziger Jahre", schreibt Gilles Kepel im Schwarzbuch des Dschihad. Die Bewegung SOS-Racisme habe alle Jugendlichen, gleich welcher Herkunft, im Kampf gegen den Rassismus zu vereinen gesucht, sei aber politisch erfolglos gewesen. "Das hinterließ bei vielen ein Gefühl der Bitterkeit und der Skepsis gegenüber ähnlichen Ansätzen, die ihre Bindung an französische Kulturwerte in den Mittelpunkt stellten und den Bezug zum Islam in den Hintergrund drängten." Die Immigranten waren erwachsen geworden: Sie kannten die Regeln des Spiels und forderten ihre Rechte ein.

Warum das Kopftuch überhaupt ein Symbol des Islamismus wurde, erklärt Kepel mit einer interessanten These: "Sobald Muslime Staatsbürger europäischer Staaten wurden, konnten diese Länder nicht mehr der Kategorie dar al-'ahd oder dem Land des Vertragsfriedens zugeordnet werden. In der islamischen Lehre bezeichnet dieser Begriff jenen Teil des dar al-kufr (Land der Ungläubigen, im Gegensatz zum dar al-Islam), in dem die Gläubigen in Frieden leben." Im Land des Vertragsfriedens kann kein Muslim die Scharia, das islamische Recht, fordern, "denn der Souverän ist ein kafir, ein Ungläubiger". Islamistische Organisationen erklärten Europa ab 1988 zum dar al-islam.

In Deutschland, England und den Niederlanden, so Kepel, sei diese doktrinäre Veränderung nicht zu spüren. "In Deutschland, wo die Gesetzgebung einem Türken die Einbürgerung sehr schwer machte, selbst wenn er im Land geboren und zur Schule gegangen war, diente der community-Gedanke dazu, die Verweigerung der Integration als Staatsbürger durch das Zubilligen nationaler Eigenart zu kompensieren. Die Angehörigen dieser Bevölkerungsgruppe wurden um so mehr dazu verleitet, sich abzuschotten, die eigene Sprache zu sprechen, in türkischen Läden einzukaufen, in öffentlichen Parks zu picknicken und Kopftuch zu tragen, als sie geringe Aussichten hatten, Deutsche zu werden. Und indem sie auf diese Weise ihr Anderssein noch sinnfälliger machten, bestärkten sie die Befürworter des "Blutrechts" in ihrer restriktiven Definition von Heimat."

Alles klar soweit? Frau trägt Kopftuch, weil sie anders sei will, aber nur, weil die anderen sie nicht wollten. Liebe Multikulti-Fans, interkulturellen und interreligiösen Dialogiker: ihr habt überhaupt nichts kapiert. Und vom Islam schon garnicht. Es gilt, was ich auch unseren "Rechtsextremismus"-Gesichtzeigern rate: von ausländischen Büchern und Diskursen lernen, heisst siegen lernen. Wenn ihr nicht anfangt, die englische und französische Diskussion über Ethnizität und Migration (Hallo Kien!)) zur Brust zu nehmen, sollte man euch den Schador vor die Augen und euch auf den besagten französischen und laizistischen Holzklotz binden - den mit dem scharfen Messer ganz oben.

1) 1. Korinther, 11, v. 8
2) Die IGMG. Vgl. Eberhard Seidel: "Nie habe er eine Distanzierung der IGMG zur Fatwa gegen Salman Rushdie gesehen, wohl aber Flugblätter gelesen, in denen der IGMG zugehörige Gruppierungen den Völkermord an den Armeniern in der Türkei verleugneten. Es gebe einen ausgeprägten Antisemitismus unter Milli-Görüs-Anhängern. Diesen könne man aber schwer beikommen, da die IGMG ihre Mitgliederstruktur nicht offenlege. Ücüncüs Vorgänger habe ihm vor Jahren eine Auflistung versprochen. "Darauf warte ich bis heute", so Seidel. " Oder auch das Interview: "Wir liefern die moralische Basis."


15.07.2003
© BurkS

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