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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 18.04.2003, 23:03 Antworten mit ZitatNach oben

Ich glotz TeVau. Am Karfreitag jedenfalls. Feiertage an Werktagen, mit denen man als Atheist irgendwie nicht rechnet, sind bei mir der Kultur vorbehalten. Leider bestand das komplette Fernsehprogramm an diesem Tag nicht nur aus Volksverdummung, sondern, wie ich finde, aus subtiler Volksverhetzung. Warum beschwert sich eigentlich niemand darüber? Vermutlich, weil es alle seit Kinderbeinen an gewohnt sind. Das ist aber kein Grund, nicht ein bisschen herumzupöbeln. Das muss ich tun, damit es mir mental wieder besser geht.

Ben Hur1 (www.filmsite.org/benh.html): als Jugendlicher habe ich den zum ersten Mal gesehen. Gehört irgendwie zum bildungsbürgerlichen Kanon, aber nur wegen des Wagenrennens. Ausserdem finde ich alle Kolossalfilme ab 6000 Nebendarstellern aufwärts immer gut. Als erwachsener Mensch jedoch fällt einem der abgrundtiefe Schwachsinn des Plots auf - eigentlich ein Fall für den Jugend- oder geistigen Umweltschutz.

Der Held ist Jude, aber verhält sich wie ein calvinistischer Pfarrer. Das ganze Opus ist Agitprop für christliche Gefühlsduselei2 und beleidigt den gesunden Menschenverstand mit hanebüchenem Quatsch. Noch schlimmer: es ist von vorn bis hinten antisemitisch und lässt kaum ein albernes Klischee aus. Der Held, der Rache üben will dafür, dass er zu Unrecht auf die Galeere geschickt wurde, muss zum "friedlichen" Christentum bekehrt werden. Das macht die unerbittliche sanftmütige Heldin. Kampf für Gerechtigkeit ist schlecht, der der Mensch sei der Obrigkeit untertan - so die Botschaft. Mal abgesehen davon, dass die Wunderheilungen im Film sowieso fromme Märchen sind. Es wäre nur zu aufrichtig, Ben Hur als schlechte Verfilmung christlicher Märchen anzukündigen. Und wie bei gefährlichen Drogen noch über die Risiken und Nebenwirkungen aufklären würde: Religion in suggestiver filmischer Form ist nicht nur Opium für's Volk, sondern Apomorphin (www.gifte.de/apomorphin.htm) - es betäubt, und man muss als normaler Mensch kotzen.

Typisch für derartige Filme ist, dass sich alle Darsteller wie in Zeitlupe bewegen. Das soll wohl feierlich sein. Die Textilien sehen aus wie Multikulti-Klamotten von C&A inklusive Schador für die ununterbrochen sanftmütigen Frauen - wie Frauen so sind. Immer wenn der Sohn des christlichen höheren Wesens auftaucht, sitzen alle Leute still und stumm, wie bei den Lutheranern so üblich, nicht wie in der römischen Provinz Judäa zur Zeitenwende. Damals waren die Leute noch normal und haben herumgezappelt und gebrabbelt. Und bei direktem Blickkontakt zwischen dem Hauptdarsteller und Jesus (immer von unten nach oben) kann sich der unbedarfte Zuschauer entscheiden, ob das eher schwul gemeint ist oder einen Führerkult propagiert.

Ein ähnlicher Blödsinn ist auch Das Gewand (www.cyberkino.de/entertainment/kino/101/101430.html) - wir ahnen es schon: mit Charles Heston. Heston, im realen Leben Waffenfetisch- und Lobbyist, ist immer mit von der Partie, wenn das Christentum verherrlicht wird. Und wieder das abgelutsche Muster: Die Juden, zu denen der Held gehört, werden im Plot zu Christen gemacht, als sei es ihre quasi natürliche Bestimmung, sie vom "Auge um Auge" zu entwöhnen. Erwähnt werden muss, dass die Idee vom so genannten "alttestamentarischen" Rachegott und dem "jüdischen" Prinzip "Zahn um Zahn" eines der wichtigsten Klischees des 2000jährigen christlichen Antijudaismus ist. Und wenn alle Guten Christen geworden sind, haben sie auch gelernt, friedlich zu sein.

Und dann gibt es immer wieder Karfreitags auch noch Die zehn Gebote (www.moviemaster.de/archiv/film/film.php?nr=2515), schon wieder mit Heston. Die Süddeutsche (vgl. www.humanist.de/kultur/fernsehen/ostern98.html) schreibt: "Sensationeller noch als die größten Wasserspiele der Welt ist die Verkündigung der Gebote auf dem bengalisch beleuchteten Berg Sinai. Da zischen nämlich, während ein dumpfer Geister-Baß sich vergeblich abmüht, als Stimme Gottes zu wirken, lauter sonderbare kleine Raketen um den erschrockenen Moses, bohren sich knallend in die Felsenwand und ritzen dort die Gebote ein; dann schneidet eine frei schwebende Stichflamme, wiederum unter gewaltiger Lärmentwicklung, zwei Tafeln aus dem Felsen - und das wären sie dann, die zehn Gebote. Maßarbeit... Fehlt nur, wie meist, der Geist". Der Christen- und Judentum gemeinsame Mythos, die Stämme Israels seien aus Ägypten ins "Gelobte Land" gezogen, ist spätestens seit Finkelsteins Keine Posaunen vor Jericho3 nicht nur als politische Propaganda, sondern als Lügenmärchen entlarvt. Ich empfehle vor solchen Filmen den Hinweis: "Der folgende Film ist für Jugendliche unter 18 Jahren nicht geeignet, er gefährdet ihre geistige Gesundheit!"

Ich halte es hingegen mit Bertrand Russell (vgl. www.kirchenkritik.de/archiv/glaube.html: "Einer Theorie zufolge, die in der Welt immer mehr Anklang findet, sind die Übel, woran die Völker kranken, auf das Schwinden des religiösen Glaubens zurückzuführen. Ich halte gerade das Gegenteil dieser Theorie für richtig." Man könnte es auch deutlicher sagen: Je weniger religöse Propganda im Fernsehen, um so besser wird die Welt. Und Russell beschreibt auch die Risiken und Nebenwirkunge der geistigen Seuche, die Religon genannt wird, und die Mentalität derjenigen, die an ihr erkrankt und deshalb resistent gegenüber rationalen Überlegungen sind, mögen sie Christen, Juden oder Mohammedaner sein:

Zitat:
Irgendein Teil seines Ichs muß ja doch schließlich merken, daß es sich um Mythen handelt und daß er sie nur glaubt, weil sie tröstlich sind. Weil er diesem Gedanken aber ausweicht, kommt er mit seinen Überlegungen nicht zu einem logischen Schluß. Außerdem wird er wütend, wenn man seine Ansichten anzweifelt, weil er selbst irgendwie das dunkle Gefühl hat, daß sie nicht vernünftig sind.
Aber irgendein Gott der Ungläubigen hatte ein Einsehen und den Film aller Filme ins Programm geschmuggelt, als Antitoxin bzw. Gegengift (vgl. www.gesundheit.de/roche/ro00000/r1755.html) zur christlichen Propaganda: Matrix ([url]de.wikipedia.org/wiki/Matrix_(Film)[/url]) - aber den habe ich schon unzählige Male gesehen. Ihr Arzt und Apotheker rät: einmal Matrix kann zehn Bibelverfilmungen weltanschaulich neutralisieren!

1) www.centernet.de/pastoerchen/PR240199.htm
2)
www.reelclassics.com/Movies/BenHur/benhur.htm
3) www.kritische-stimme.de/annahmen/finkelsteinsilberman.htm


19.04.2003
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