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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 12.04.2003, 23:38 Antworten mit ZitatNach oben

Wer bei der Frage "was tun gegen rechts?" nicht unangenehm berührt zusammenzuckt, meint es vermutlich gut. Hat also nichts kapiert. "Gegen rechts"? Und was ist rechts? Weiß wieder niemand so genau. Und - um aller höheren Wesen willen - das will auch keiner wissen. Man könnte es schon wissen, wenn man überlegte, aber dann gäbe es heftigen Streit. Und das wäre viel zu anstrengend.

Die Welt ist schon vor langer Zeit aus dem gefühlsduseligen Mainstream deutscher Medien ausgestiegen, als alle Kühe noch gemeinsam den Schwanz hoben und "netzgegenrechts.de" aus der Taufe hoben. Man mokierte sich darüber, dass es nicht "gegen rechts" heissen dürfe, sondern gegen "Rechtsextremismus". Ganz im Sinne der Totalitarismus-Doktrin. Das sage ich jetzt, nicht die Welt. Die hat eben auch nichts begriffen.

Zwei Dinge sind extrem (!) ärgerlich. Zum einen: Niemand hat über die Motive der Welt berichtet, niemand hat darüber geschrieben, dass die vollmundigen Kommentare (www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/14552/1.html) der Medien-Promis, wie wichtig dieses Portal sei, sich ausnahmslos als heiße Luft erwiesen haben. Zum anderen: Sogar jetzt kneifen alle, ja sind noch nicht einmal zu einer Stellungsnahme bereit, wenn man sie fragt, ob sie - trotz der ursprünglichen Logo-Kollektion, die das suggeriert, das neue alte "netzgegenrechts.de" unterstützen. Nein, tun sie nicht. Aber sie wollen es nicht zugeben. Jemand, der boshaft ist, könnte vermuten, das sie gar nicht "gegen rechts" sind, jedenfalls nicht ernsthaft. Ist auch nicht schlimm. Ich hielt das Konzept schon immer für sinnfrei - ohne einen einzigen Link auf das, über das man aufklären will, ist eine Website zum Thema völlig überflüssig. Trotzdem: ich ärgere mich über die feige Heuchelei und nochmehr darüber, dass sich offenbar kein Journalist in Deutschland traut, kritisch über das Thema zu berichten. Allüberall die gut meinende Schere im Kopf.

Und wenn man sich "linke" Zeitungen wie die Frankfurter Rundschau ansieht, die Dossiers zum Thema "was tun gegen rechts?" zusammengestellt haben, schämt man sich, ein Deutscher zu sein - ein intellektuelles Niveau, das, wenn man es mit der Diskussion in England vergleicht, gar nicht mehr unterboten werden kann.

Zitat:
Verfassungsschutz, Bürgerinitiativen, Glaubensgemeinschaften sowie andere politische und gesellschaftliche Gruppen warnen seit Jahren vor den rechten Extremisten. Dennoch sind immer wieder Übergriffe mit Verletzten und Toten zu beklagen. Die Neonazis vernetzen sich per Handy und Internet, der Staat scheint machtlos. Immer unverfrorener treten Schläger und Rassisten in der Öffentlichkeit auf, aber die Mehrheit der Bürger schweigt - lange nach den Lichterketten Anfang der neunziger Jahre.
Jeder einzelne Satz, ja, jeder Teilsatz ist eine Zumutung. Ob der Verfassungsschutz vor irgendetwas warnt, ist doch irrelevant. Glaubhafter wäre es, er würde vor sich selbst warnen - das käme ohnehin auf dasselbe heraus. Man fragt sich, warum die Kollegen von der FR diese Skandaltruppe für würdig erachten, etwas Sinnvolles zum Thema äussern zu können. Gut gemeintes Geschreibsel eben, aber nicht nur ohne Sinn und Verstand, sondern sogar kontraproduktiv. Die zentralen Elemente rechter Ideologie - Rassismus und Antisemitismus - tauchen überhaupt auf. Vielleicht will man den Leser mit so bösen Worten nicht erschrecken.

Die mahnende und warnende Attitude in Permanenz eignet sich für Kirchentage, nicht aber für einen politischen Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus. Und was zum Henker (sorry!) sind "rechte Extremisten"? Möllemann und Karsli? Die Frankfurter Rundschau unterscheidet sich rein gar nicht von der Welt. Rot gleich braun - das ist die Devise. Was sagt die überraschende Beobachtung aus, dass Nazis Handys benutzen? Soll man sie ihnen wegnehmen? Hätten Sie das nicht vermutet? Neonazis vernetzen sich auch per Telefon - schon gewusst? "Der Staat" scheint machtlos - trotz der schärfsten Gesetze der Welt gegen rassistische Meinungen? Wozu wird hier unterschwellig aufgerufen? Der Staat muss härter durchgreifen? Neonazi-Aufmarsch verhindern? Melden, durchführen, verbieten? Am besten die Bürgerrechte abschaffen? Videokameras überall, jede E-Mail scannen?

Es stimmt faktisch nicht, dass Neonazis "immer unverfrorener" auftreten. Wo denn? Immer wenn ein Journalist beim Thema "Neonazis" den Komparativ benutzt, sollten die Warnlampen leuchten. Es handelt sich dann nicht um Recherche, sondern um einen hysterischen Habitus. Die Mehrheit der Bürger schweigt? Das macht sie sowieso, aber die Mehrheit der Bürger wählt keine Nazi-Parteien, jedenfalls weniger als in Italien, in Frankreich, in Österreich oder gar in Belgien. Jeder denkende Mensch ist froh, dass es keine Lichterketten gibt. Wenn die Deutschen Lichter in die Nacht halten, ist das oft die Vorstufe zum Fackelzug. Und das lässt Böses ahnen. Was ich übrigens mit dieser kleinen Kolumne sagen wollte: das bräsige Gefasel, das ich überall zum Thema "gegen rechts" lesen muss, kotzt mich an.

www.fr-aktuell.de/uebersicht/alle_dossiers/politik_inland/was_tun_gegen_rechts/ - Dossier der Frankfurter Rundschau "Was tun gegen rechts?"
Bild oben: Blick vom Hotel Adlon auf die Lichterkette, Berlin, 30. Januar 1933, Deutsches Historisches Museum, Berlin (www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenpolitik/etablierung/)
Bilder unten: irgendein Fackelzug zu einem beliebigen Anlass.


12.04.2003
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