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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 23.09.2003, 23:45 Antworten mit ZitatNach oben



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DOSSIER TEIL 3

Kinderpornografie im Internet - die Geschichte eines Medien-Hypes

Von Burkhard Schröder


Was die "wissenschaftliche" Studie Mark Rimms - als Quelle für den Bericht der Time - für den diskursiven Mainstream der USA bedeutete, kann man von einigen Publikationen deutschen Lobby-Organistionenen wie [url]jugendschutz.net[/url] und des Deutschen Kinderschutzbundes e.V.. behaupten. Jugendschutz.net ist nach eigener Darstellung "eine Stelle, die von den Jugendministerinnen und Jugendministern der Länder gemeinsam eingerichtet wurde, um für die Beachtung des notwendigen Jugendschutzes in den neuen Informations- und Kommunikationsdiensten (Multimedia, Internet) zu sorgen." Die Jugendminister der Bundesländer beschlossen 1997 jugendschutz.net zu gründen, "um die Durchführung der Jugendschutzbestimmungen nach dem Mediendienste-Staatsvertrag der Länder zu unterstützen." Zentrale These ist: Für Online-Dienste gälten Regeln wie für andere Massenmedien auch. Eines der Ziele: "Angebote, die Kinder und Jugendliche in ihrer noch nicht abgeschlossenen Entwicklung beeinträchtigen, sollen soweit möglich auf Erwachsene beschränkt werden." Die Organisation suggeriert also schon in ihrer Selbstdarstellung, dass es überhaupt möglich sei, das jeweils Böse von den Surfern im Internet fernzuhalten

Der Deutsche Kinderschutzbund spielte eine unrühmliche Rolle, die Studie zweier Studenten - Marc Decius und Ralf Panzieri - ebenso zu Unrecht als "Studie zum Internet" ausgegeben zu haben wie die Time einen Bericht vornehmlich über Mailboxen als Internet-Studie. Decius und Panzieri sind Autoren einer Dokumentation "Kinderpornographie im Internet Relay Chat". Auf der Website von ProKids-Online e.V. heisst es, der Verein habe in seiner Dokumentation zum Thema "Kinderpornographie im Internet Relay Chat" auf die "beträchtliche Dimension des Bilder- und Videotransfers hingewiesen, Wege zu einer Identifizierung von Teilnehmern aufgezeigt und auf Sicherheitslücken und rechtliche Unsicherheiten aufmerksam" gemacht. Inhaber der Domain ist Ralf Panzieri. Internet Relay Chat hat aber mit dem World Wide Web, also dem Dienst im Internet, der allgemein, aber irrig mit "dem" Internet gleichgesetzt wird, nichts zu tun.

Bei einer Veranstaltung "Kinderpornographie im Internet" am Juni 1998 in Hamburg behaupteten Decius und Panzieri laut der betreffenden Dokumentation auf der Homepage des Kinderschutzbundes:
"Kinderpornographie bleibt eine traurige Realität im Internet. Wir können eine erschreckende Bilanz ziehen: 500 Kinderpornovertreiber pro Minute allein in einschlägigen Foren des "Internet Relay Chat", hunderte von Seiten im "WorldWideWeb" weltweit mit trickreich codierten harten Kinderpornos und mehrere Dutzend auch von deutschen Internet-Anbietern vorgehaltene "newsgroups", die ausschließlich der Verbreitung von Kinderpornos dienen. Gleichzeitig steht in Deutschland dieser Kriminalität nur eine kleine Zahl von Ermittlungsbeamten und Staatsanwälten gegenüber, die überhaupt in der Lage sind, das Verbrechen zu erkennen und die Täter im Internet zurückzuverfolgen. Wir befürworten die freie Meinungsäußerung im Netz. Die Aushöhlung von Kinderrechten und demokratischen Grundwerten im Internet darf hingegen nicht länger toleriert werden."

An diesen Thesen erstaunt weniger als der - überwiegend frei erfundene - Inhalt, sondern dass kein deutsches Medium es als nötig befand, ihren Wahrheitsgehalt zu recherchieren. Weder gab noch gibt es ein halbes Tausend "Kinderpornovertreiber" im IRC noch hunderte von Seiten im WWW, die "harte Kinderpornos" trickreich codieren noch überhaupt Newsgroups, die "ausschließlich" dazu dienen, Kinderpornos zu vertreiben.

Das Medienecho zog aber eine Reihe von Reaktionen nach sich, vor allem, wie der Kinderschutzbund selbst bestätigt, "unglaubliche Mengen an Interviews zum Thema "Kinderpornographie im Internet." Walter Wilken, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderschutzbundes, forderte in einem Brief an die Vorstandsmitglieder, unter anderem das Multimedia-Gesetz so zu ändern, dass "die Spuren, die die Nutzer hinterlassen, mindestens vier Monate von den Providern gespeichert werden, damit die Polizei mit ihrer Ermittlungstätigkeit nachkommen kann." Und: "Damit staatlichen Mitteln keine 100 %ige Kontrolle möglich ist, müssen sie helfen, das Netz clean zu halten."

Niemandem schien aufzufallen, dass derartige Forderungen technisch völlig absurd sind, als verlangte jemand, die Bewegungen alles Fussgänger in einer beliebigen Grosstadt sollten lückenlos dokumentiert und ihre Profile monatelange komplett gespeichert werden, damit die Polizei mit ihrer Ermittlungstätigkeit - gegen potentielle Kriminelle - nachkommen könne. Selbst die rennommierteste Computerzeitschrift, die c't des Heise-Verlages, sprang im Juli 1998 auf den Zug auf und initiierte das Netz gegen Kinderporno. Dieses "Netz" besteht im wesentlichen aus einer virtuellen Meldestelle, die gewährleistet, dass jemand, der einschlägige Abbildungen findet, deren Adresse dort anonym hinterlegen kann. Da der Besitz derartiger Bilder, im Gegensatz zu anderen Ländern, strafbar ist, könnte niemand Beweismaterial speichern und den Ermittlungsbehörden vorlegen, da das eine strafbare Handlung wäre. Auf der Website hiest es damals: "Das Vertrauensverhältnis der Netzbenutzer zu Polizei und Staatsanwaltschaften ist empfindlich gestört. Auch gegen Netzteilnehmer, die zufällig auf Kinderpornographie stießen, wurden und werden Verfahren eröffnet."

Wer die Grundlagen des Surfens beherrscht, könnt auch ohne diese "Meldestelle" Kriminelle bei der Polizei anzeigen und trotzdem anonym bleiben. Der Erklärung auf der Website des "Netz gegen Kinderporno" trägt daher weitgehend Eulen nach Athen, hatte aber offenbar eine vergleichbare suggestive Wirkung wie die zahlreichenden Initiativen "gegen Rechts", die im Sommer 2000 gegründet wurden. Wer nicht mitmachte, geriet automatisch in den Generalverdacht, für das sehr Böse Partei zu ergreifen. Das Logo der Initiative "Netz gegen Kinderporno" prangt auf unzähligen Homepages. Links zur "Kampagne Kinder im Datennetz schützen" von "Terre des hommes" in Zusammenarbeit mit Karstadt und der Augsburger Allgemeinen Zeitung und Save-Our-Kids sind schon seit längerer Zeit tot und führen in's virtuelle Nirwana. Offenbar weiß niemand so recht, worum es sich bei diesem "gegen" der Initiativen konkret handelt, ausser um moralisch hochwertige Bekenntnisse, für das Gute und gegen das Schlechte zu sein und der unstrittigen Pflicht aller Bürgerinnen und Bürger Genüge zu tun, Straftaten bei der Polizei anzuzeigen.

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BURKS ONLINE 23.09.2003
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