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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 13.09.2003, 02:40 Antworten mit ZitatNach oben

Neonazis gehen in den Untergrund. Nun wollen sie aus der illegalität den bewaffneten Kampf aufnehmen. Das Netzwerk steht: die Braune-Armee-Fraktion. Auch Bayerns Innenminister Günther Beckstein warnt vor dem Heranwachsen einer "Braunen-Armee-Fraktion".

Wenn Sie jetzt an München denken und an den aktuellen Medienhype Rechtsterrorismus, sind Sie hereingefallen. Die obigen Sätze stammen aus einem Dossier der Wochenzeitung "Die Zeit" (vgl. Ausriss unten) aus dem Jahre 1995. Für das hochspezialisierte Fachpublikum, das empfehlen die Werbefuzzies, sollte ich mehr meine Kernkompetenzen herausstellen, also weniger über japanische Dessous als vielmehr über die kackbraunen Kameraden berichten, und hintergründiger als der seichte mediale Mainstream.

Die Fakten setze ich daher voraus. Wer in den letzten Tagen keine Zeitungen gelesen, kein Radio gehört und die Glotze ausgeschaltet hatte: Bei Neonazis aus der Umgebung Münchens sind Waffen und Sprengstoff gefunden worden. Angeblich planten sie, so der Stand der Ermittlungen, ein Attentat zu begehen, das sich gegen die Grundsteinlegung des jüdischen Gemeindezentrums in München am 9. November richten sollte.

Über Martin Wiese informieren Suchmaschinen ausreichend. Bei mir finden Sie - im Gegensatz zu anderen Online-Medien - auch ein Foto Wieses (links oben). Seine Gruppe trat unter wechselnden Logos auf, entweder als Aktionsbüro Süd, Kameradschaft Süd, nationaler Widerstand Bayern oder Aktionsbüro Süddeutschland [vormals nwbayern.de]. "Martin Wiese ist einer der führenden und aktivsten Neonazis in München und Bayern. Die Demonstrationen und Aktionen gegen die Wehrmachtsausstellung im Oktober und November 2002 hatte der heute 27-Jährige angemeldet. Außerdem war seine Gruppierung in den Überfall auf einen Griechen in der Zenettistraße im Januar 2001 verwickelt. Wiese steht der Anfang 2002 initiierten Kameradschaft Süd . Aktionsbüro Süddeutschland vor, seitdem deren Gründer Norman Bordin wegen des Zenetti-Überfalls im Gefängnis sitzt."

Des Problem bei diesem Thema ist nicht die Frage, ob es eine Braune Armee Fraktion gebe, sondern eher eines der metatheoretischen Art: Warum verwenden die Medien seit Jahren die gleichen Textbausteine, die - stellt man eine willkürliche Auswahl zusammen (vgl. Spalte rechts) - nur lächerlich aufgeregt wirken, aber offenbar mit der Realität nicht viel zu tun haben. Der Verfassungsschutz gibt sich noch nicht einmal die Mühe, seine Sprechblasen upzudaten. Er geht zu Recht davon aus, das Journalisten im Tagesgeschäft ein Gedächnis haben, das Sinneswahrnehmungen nur für kurze Zeit speichert. Wenn Bayerns Beckstein auf eine beliebige Aktion der kackbraunen Kameraden zum 234sten Mal fordert, wie ein Echo der Eigernordwand, das Demonstrationsrecht zu verschärfen, dann hören alle andächtig zu, statt ihm ins Gesicht zu sagen, dass Beckstein mit seiner seit Jahren dokumentierten Absicht, das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit auszuhöhlen, ein gefährlicherer Gegner des demokratischen Gemeinwesens ist als mancher frisurfreier Hohlkopf. Und wenn Beckstein jetzt von einer "neuen Dimension" spricht, dann gilt das höchsten für eine neue Dimension von Zynismus und Sinnfreiheit seiner Presseerklärungen.

Hier sei statt der üblichen Verfassungsschutz-kompatibeln Dampfplauderer wohlwollend der Kollege Stefan Reinicke zitiert, der in der Zeitschrift Message schon - beim Thema "Horst Mahler und der Terror" - den Journalisten die Leviten las: "Dann sieht man, aus Untersicht gefilmt und leicht dämonisch, Horst Mahler. Im Off erfährt man, dass Mahler, damals RAF-Sympathisant, 1970 in Jordanien im bewaffneten Kampf ausgebildet wurde. Mahler, heute NPD-Mitglied, erklärt dann drohend, warum in Zukunft der bewaffnete Kampf der Neonazis nicht auszuschließen sei. Diese Sequenz ist typisch für die Inszenierung von rechter Gewalt im TV. Die Frage, die hier verhandelt wird, lautet: Gibt es einen organisierten rechten Terrorismus? Der Berliner Innensenator Werthebach sagt in dem Beitrag, wie alle Fachleute, dass es Ansätze gebe. Seit wann, erfährt man nicht. Gab es diese Ansätze nicht in den 80er Jahren auch schon? Sind die heutigen anders? Anstatt diese Zusammenhänge sachlich und verständlich darzustellen, greift der Beitrag zu einer Flut von Dramatisierungsfloskeln. Er vergrößert die "braune Gefahr" rhetorisch und visuell - und steigert damit nebenbei auch seine eigene Bedeutung. Vollends krude wird dieser Alarmismus in dem Moment, in dem Horst Mahler auftritt. Der Verweis auf Mahlers Jordanien-Ausbildung soll suggerieren: Vorsicht, ein potenzieller Terrorist, ein Bombenwerfer. Ist das also die "braune Gefahr"? Die Jordanien-Schulung von Horst Mahler vor dreißig Jahren, einem sechzigjährigen politischen Zwangsneurotiker, der bei den Neonazis gestrandet ist?"

Als Schmankerl für die Liebhaber des Humors aber eine aktuelle Meldung der Welt über die "Braune RAF" und die "zunehmende Enthemmung im braunen Lager", was auch immer das bedeuten mag: Für Mordaufrufe "im Internet" sei verantwortlich gewesen: der Betreiber einer anonymen Homepage unter der Bezeichnung "Davids Kampftruppe", der allerdings sehr schnell von den Internet-Fahndern des Verfassungsschutzes identifiziert werden konnte." Da schlägt das investigative Journalistenherz schneller. Sollte es mir entgangen sein, dass man "anonyme Homepages" erstellen kann? Oder sollten wir ein Glückwunschtelegramm an die Schlapphüte schicken, dass die gemerkt haben, was eine Whois-Datenbank ist? Solange es "Internet-Fahnder" des Verfassungsschutzes gibt, haben kackbraune Terroristen keine Chance. Wir können also beruhigt weiterschlafen. Gute Nacht, Deutschland.

Das Foto Mitte/unten zeigt einen typischen "Skinhead", den zur Zeit inhaftieren Rechtsterroristen Ekkehard Weil.

Links (Auswahl):
indymedia: TNT und Waffen bei Münchner Neonazis gefunden, 10.09.2003
TAZ: Explosiver Fund in rechter Szene, 11.09.2003
Süddeutsche: Polizei vereitelt Bombenattentat von Neonazis, 11.09.2003
"... stammt der sichergestellte Sprengstoff vermutlich aus alten Granaten oder Minen. Für eine Explosion hätte das Material nur noch mit einem sprengkräftigen Zünder versehen werden müssen. Die Sprengkraft hätte sich durch das beigefügte Rohr noch vergrößert. "Das wäre eine schöne Rohrbombe gewesen", sagte der Leitende Kriminaldirektor. In einem geschlossenen Raum hätte sie die Decke einstürzen lassen."
Süddeutsche: Verbindung zu Dresden? 11.09.2003
Süddeutsche: Eine Leitfigur der rechten Szene, 11.09.2003
Süddeutsche: Neonazis planten Bombenanschlag mit TNT, 11.09.2003
"Bei dem Fund handle es sich um eine der größten Sprengstoffmengen, die je in Deutschland im Zusammenhang mit Rechtsextremismus sichergestellt wurden. Er war in einer Reisetasche versteckt, die in einem Haus im Münchner Süden deponiert war. In der Tasche fanden die Beamten der 20-köpfigen Sonderkommission "TNT" auch zwei funktionstüchtige Handgranaten mit TNT-Füllung sowie rund zwölf Kilogramm Infanteriemunition. Die LKA-Experten gehen davon aus, dass das in großen und kleineren Brocken gesammelte Material aus Osteuropa stammt. "Das wurde aus Granaten rausgepult, die in Polen auf jedem Feld herumliegen", sagt Richard Vöst."
Süddeutsche: Skinheads prügeln Aussteiger blutig, 21.07.2003
"Immer wieder werden Aussteiger aus Rache für so genannten Verrat an der rechtsradikalen Ideologie misshandelt. Die Täter stammen nach Polizeiangaben aus ostdeutschen Bundesländern, der Aussteiger ist Münchner."


13.09.2003
© BurkS

"In der rechten Szene wächst nach Angaben des Geheimdienstkoordinators im Kanzleramt, Ernst Uhrlau, die Terror- Bereitschaft. Die Gefahr der Gründung einer "Braunen Armee-Fraktion" sei zwar nicht gegeben, weil es kein großes Sympathisanten-Umfeld gebe, sagte Uhrlau dem Nachrichtenmagazin "Focus". Aber rechte Terroristen seien eine gefährliche Zeitbombe, da sie auch die Schädigung Unbeteiligter bewusst in Kauf nähmen."
Quelle: junge Welt Inland, 26.06.2000

"In Berlin und Brandenburg wächst die Gefahr rechtsextremen Terrors. Nach Informationen des Tagesspiegels ist die Region in den letzten neun Monaten nur knapp mehreren Anschlägen mit wahrscheinlich verheerenden Folgen entgangen...Bei einer Durchsuchungsaktion fanden Polizei und Staatsanwaltschaft in einem Keller eine Rohrbombe.
Quelle: Tagesspiegel 20.06.2000

"Der Treptower Nazi Nick Greger (22) steht wegen dem Bau einer Rohrbombe und der Verbreitung von illegaler Nazipropaganda vor Gericht.
Quelle: Treptower Antifa-Gruppe, 09.08.2000

"Der vor einer Woche verhaftete 21jährige Bremer Rechtsextreme, der offenbar einen Bombenanschlag auf ein Asylbewerberheim geplant hatte, war entgegen erstenpolizeilichen Vermutungen offensichtlich doch kein Einzeltäter. Wie die Staatsanwaltschaft...bestätigte, hat sie inzwischen einen 19jährigen Lehrling aus dem Metallgewerbe verhaftet, der im Auftrag des Älteren das Zusammenschweissen der Rohrbombenhülle übernommen habe."
Quelle: Frankfurter Rundschau, 09.11.00

"Hans-Dieter Lepzien, ein Kraftfahrer aus Peine und V-Mann des niedersächsischen Landesamtes für Verfassungsschutz. Lepzien war ebenfalls Mitglied der NSDAP/AO. In seiner Wohnung heckten die Neonazis Pläne für Anschläge aus. Lepzien, der "Sicherheitsexperte" der Nazi-Partei,
hatte höchstpersönlich die Bomben gebaut. Die explodierten am 2. Septmeber und am 3. Oktober 1977 vor Justizgebäuden in Flensburg und Hannover. Pikant war, daß zunächst beide Anschläge der militanten Linken zugerechnet wurden. Lepzien wurde zwar zu dreieinhalb Jahren verurteilt, trat aber seine Strafe nicht an.
Quelle: Der V-Mann

"Die Neonazi-Szene in Brandenburg ist terroristischen Aktionen offenbar näher als bislang angenommen. Bei den Durchsuchungen...wurden nicht nur Waffen, Munition und Sprengstoff gefunden, sondern auch die manchenschaften einer etwas 100köpfigen Bande militanter Rechtsextremisten aufgedeckt. Nach Informationen des Tagesspiegels sollen die Neonazis Wehrsportübungen...abgehalten und mit israelischen "Uzi-Maschinenpistolen geschossen haben. ...konnte die Polizei reichlich Material sicherstellen: Fünf Karabiner mit Munition, neun Pistolen, vier Jagdwaffen, 52 Sprenggranaten, sieben Wurfgranaten, zwei Stielhandgranaten, zwei Kisten mit ungefähr 50 Gewehrgranaten...Die Polizei fand ...auch Spengstoff."
Quelle: Der Tagesspiegel, 12.05.1998

"Vier Tage nach dem Bombenanschlag auf die umstrittenen Wehrmachtsausstellung in Saarbrücken gibt es erste Hinweise auf die Beschaffenheit des Sprengstoffs. Eine Untersuchung des Bundeskriminalamtes hat ergeben, dass es sich "um einen professionell hergestellten Sprengstoff handelt, der sehr explosiv ist", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Saarbrücken, Josef Pratta...Es sei "kein Stoff, den ein Hobbybastler zu Hause zusammengeschüttet hat.""
Quelle: AP 14.03.1999

"1991 stellte Peter Simonson fünf Liter Azeton-Peroxid her, eine Flüssigkeit, die zur Produktion von Sprengstoff verwendet wird. Schilf und Simonson benutzten es, um Bomben herzustellen und verkauften bei einer Silvetster-Party in Berlin den Rest an befreundete Neonazis. Bei der Durchsuchung fand die Polizei eine schwere selbsthergestellt Bombe, 10- 15 kleiner Sprengsätze sowie Material zu Bombenherstellung."
Quelle: Searchlight 3/97

"Fahnder des Bundeskriminalamtes sehen in dem jüngsten Aufruf von Rechtsextremisten, Generalbundesanwalt Kay nehm zu ermoden, "eine neue und höchst gefährliche Qualität des Rechtsextremismus." - "...wird die Szene jetzt offenbar erstmals aktiv dazu aufgefordert, Gewalttaten auch gegen führende Repräsentanten des Staates zu begehen", sagte ein BKA-Fahnder am Montag in Wiesbaden.. ..Doch in der Bonner Abteilung Staatsschutz und Terrorismus des BKA hat man für das neue Phänomen bereits einen Namen: In Anlehnung an die terroristische Rote-Armee-Fraktion (RAF) sprechen Fahnder jetzt von einer "Braunen Armee Fraktion".
Quelle: dpa, 12.10.1995

"Der seit den 70er Jahren aktive NS-Kader Peter Naumann präsentierte vor den laufenden Kameras des ARD-Magazins Panorama den anwesenden Fahndern zahlreiche Waffendepots. Noch Anfang des Jahres wurden bei dem Diplom-Chemiker zwei Sprengsätze gefunden. Hepp stand ebenfalls Mitte der 80er Jahre in Frankfurt vor Gericht, weil er zusammen mit Walter Kexel Terroraktionen durchgeführt hatte ("Hepp-Kexel-Gruppe"). Hepp und Kexel, die beide aus dem VSBD (Volkssozialistische Bewegung Deutschlands) kamen und später zu Märtyrern der "nationalrevolutionären" Untergrundzeitschrift "Schwarzer Rebell" avancierten, hatten neben Banküberfällen zur Geldbeschaffung Anfang der 80er Jahre Sprengstoffanschläge auf US-Soldaten durchgeführt. Mit Kexel und Hepp plante Naumann den in Berlin einsitzenden Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß zu befreien. Hepps Kumpan Kexel wurde 1985 nach einer Verurteilung zu 14 Jahren Haft erhängt in seiner Zelle aufgefunden. Hepp behauptete damals, Kexel sei vom BND ermordet worden, weil er zuviel über die Machenschaften des Dienstes in der rechten Szene und vor allem auf die "WSG Hoffmann" gewußt habe."
Quelle: cl.antifa.magazine, 27.11.1995

"Gleichwohl seien z. B. Waffenfunde ein "deutliches Signal", diese Gefahr nicht zu unterschätzen. Auf einem Kongress des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden am 22. November hatte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, vor der Gefahr eines Terrorismus von Rechts gewarnt, die in Ansätzen vorhanden sei."
Quelle: Das Parlament, 01.12.2000

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