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 Plakatives gut Gemeintes gegen rechts, die 236ste. Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 07.09.2003, 03:33 Antworten mit ZitatNach oben

Ich bin der Geist, der stets verneint. Jedenfalls wenn es um gut Gemeintes "gegen rechts" gilt. Man liest also den Satz: "Mit ihrem Projekt Design gegen Rechtsradikalismus wollten Dortmunder Studenten Jugendliche aufrütteln." Da rüttelt und schüttelt es mich schon, rein prophylaktisch. Das klingt nach dem Herzeigen der guten, schönen und wahren Symbole. Liebe StudentInnen: es tut mir leid, aber das Ergebnis eurer Arbeit ist, bis auf wenige Ausnahmen, nicht nur grottenschlecht, politisch gesehen, sondern schädlich, weil es die bö(h)sen Vorurteile nicht abbaut, sondern verstärkt. Um gut Gemeintes gegen etwas zu tun, um ein sanft ruhendes Gewissen zu haben, muss man wissen, um was es sich handelt.

Das Projekt Artikel Eins (1) möchte zu einer Kultur der Menschenrechte aufrufen. Das ist löblich, weil die kackbraunen Kameraden und ihre Gesinnungsgenossen keine Menschenrechte, sondern nur völkisch definierte Rechte kennen. Diesen Punkt habt ihr verstanden: einen Unterschied zwischen den Stiefelfaschisten und den Salonfaschisten gibt es nicht. Ihn benennen zu wollen, hieße Scheisse nach Geruch zu sortieren.

Aber wie setzt ihr diese Idee um!? Ihr meint es gut. Das reicht nicht, auch wenn der Unispiegel euch gleich zwei fast identische Artikel widmet (07.05.2003 und 29.08.2003). Adolf Hitler zum Bösen zu erklären, ist nicht unbedingt eine Botschaft, die werbetechnisch vom Hocker haut. Lasst es euch gesagt sein: Vorurteile ändern sich nur durch kognitiv dissonante Botschaften. Das weiss jeder, der sich mit der Vorurteilsforschung beschäftigt hat. Wenn alle Neger trommeln und ein Schimpanse einen Schnauzbart hat, ist das sinnfrei. Wer sind denn die Nazis? Das Projekt propagiert durch zahlreiche seiner Plakate ein Vorurteil, das die Ursachen von Rassismus verharmlost: Nazis sind keine Skinheads. Es geht nicht um Ausländer. Wer das behauptet, beschimpft Afrodeutsche und Juden, die angepöbelt werden, bekanntlich aber keine Ausländer sind. Zum 245sten Mal wiederhole ich hier einen Satz aus Nazis sind Pop. "Ausländerfeindlichkeit suggeriert einen Tatbestand, der so nicht existiert - als richteten sich Hass und Gewalt gegen eine bestimmte Gruppe von Menschen, die durch das Fehlen eines deutschen Passes gekennzeichnet ist. Das ist selbstredend Unfug. Dieser Begriff hat dazu geführt, dass jeder Dunkelhäutige mit grosser Wahrscheinlichkeit, wird er in Deutschland öffentlich wahrgenommen, zum Ausländer abgestempelt wird, zu dem man sich gut oder böse verhalten kann. "

Wer Nazis nur beschimpft, wird gar kein Publikum bekommen, jedenfalls nicht das, was gemeint ist: es geht nicht darum, den Guten ein gutes Gefühl zu verschaffen, sondern die Bösen zu agitieren! Nazis als hirnlos zu bezeichnen, ist falsch, pädagogisch sinnfrei und dokumentiert die eigene Hilflosigkeit. Dann bitte konsequent sein wie die Keinenfussbreitden-Antifa und die Nazis verhauen! Das bewirkt politisch auch nichts. Aber man fühlt sich gut. Nach dem Motto: sie bzw. wir tun was. Was, ist wurscht.

Ich wage auch zu bezweifeln, dass Rassismus ein Produkt falscher Erziehung ist. Wer politische Ideen psychologisiert, erkennt nicht die Interessen, die hinter Ideen stecken. Rassismus ist eine positive Option, ein Versprechen, nach irrationalen Kriterien soziale Grenzen so definieren zu können, dass man selbst einen Vorteil davon hat.

Ich kann nur drei Plakate loben, weil sie politisch sind, den Normalbürger irritieren und ansatzweise die Ursachen für Rassismus ansprechen. White Power erinnert mich an eine Postkarte an meiner Pinnwand: Ich bin stolz, eine Postkarte zu sein. Ein recht unpolitischer Gag, aber lustig, ganz im Gegenteil zu den Unterhosen mit braunen Streifen - das ist langweilig, weil von der Titanic geklaut und im übrigen unter der Gürtellinie, mit Verlaub. Dann kann man auch gleich über die sexuelle Orientierung einiger der kackbraunen Kameraden diskutieren. Mache ich nicht. Das ist Privatsache. Nur Waschlappen müssen ständig herbeten, dass sie Power besässen - weil sie insgeheim daran zweifeln.

Vorsicht! Leitkultur! ist zwar auch abgenudelt, ein "verbranntes" Thema, wie es im Mediensprech heisst, aber es pöbelt den Mainstream an. Und das ist immer gut so. Der Jäger- alias Maschendrahtzaun gehört zum Deutschen an sich wie der zum Jäger passende Wald, die Liebe zur Töle, wie der Mauerbau, die Grenze (mit Selbstschussanlage) zum Gemüsebeet des Nachbarn. Dieses Plakat führt, hielte man es auf einem beliebigen deutschen Campingplatz hoch, zur Lynchjustiz.

Nur eine studentische Arbeit, die Greencard (Bild unten), beschäftigt sich mit dem eigentlichen Thema: dem institutionalisierten Rassismus, der viel effektiver und menschenverachtender ist - und noch mehr Menschenleben auf dem Gewissen hat als alle deutschen Neonazis zusammen.

Von Design-Studenten kann man nicht das intellektuelle Niveau von Politologen erwarten, sondern nur das von Werbefuzzys. Hart an der Grenze zur Lächerlichkeit ist aber die Aktion, wahllos irgendwelche Links zu sammeln (2), um zu dokumentieren, dass man sich mit dem hippen Medium Internet auskennt. Und die Frage am Schluss sei doch zaghaft gestattet: Liebe Studenten! Habt ihr schon mal davon gehört, dass die zentrale weltanschauliche Klammer des rechten und völkischen Gefasels der Antisemitismus ist? Offenbar nicht, denn (wenn ich es nicht übersehen habe) - das wichtigste Thema gegen rechts habt ihr schlicht vergessen.
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1) Mein Vorurteil, dass Designer meistens von HTML keine Ahnung und zur Sicherheit im Internet ein Verhältnis haben wie Klaus Störtebeker zur Umsatzsteuer, wird auf das Schönste bestätigt: Die Website des Projekts der FH Dortmund diskriminiert Behinderte. Und dann will man etwas gegen rechts getan haben? Da lachen ja die Hühner!

(2) www.netzgegenrechts.de, www.aktioncourage.org, www.nrw.de/zivilcourage/index.htm, www.nrwgegenrechts.de, www.politische-bildung.de, www.gegen-rechtsradikalismus.de, www.rechtegewalt.de, www.amadeu-antonio-stiftung.de, www.hagalil.com, www.it-unternehmen-gegen-rechte-gewalt.de, www.exit-deutschland.de. Ich gehe jede Wette ein, dass mir niemand erklären kann, warum nur diese Links genannt werden - die helfen ziemlich wenig, sondern beweihräuchern eher sich selbst. Und warum der Oberzensor Büssow (www.nrwgegenrechts.de) lobend erwähnt wird, passt überhaupt nicht zu der geforderten Kultur der Menschenrechte.

07.09.2003
© BurkS

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