Die CSU fordern eine Quote für Ausländerkinder in Schulen. Wenn man genauer hinsieht, erkennt man jedoch nicht mehr, was die CSU will. Anlass genug für dieses kleine Familienforum, den rassistischen Diskurs-Mainstream, der es gut meint, näher unter die Lupe zu nehmen. Gut gemeint deswegen, weil deutsche Schulen in der Pisa-Studie extrem schlecht abgeschnitten haben. Das investigativste aller Online-Magazine formuliert recht hässlich: "Zu den Kernproblemen zählt die soziale Selektion." Selektionen gab es im Konzentrationslager, sagt der Sprackkritiker, ganz nebenbei bemerkt. Unter dem Titel "Mal ehrlich? Dumme Ausländerkinder?" habe ich mich zum Thema in Form eines Weblogs schon im März hinlänglich geäussert. Das Motiv der CSU ist im übrigen einigermaßen honorig, das kann ich auch als Erzlinker bestätigen: es gehe darum die Integration zu fördern und Ghettobildung zu verhindern. Im Klartext heisst das aber: nicht die Ausländerkinder sind des Übels Wurzel, sondern die unstrittige Tatsache, dass oft die Kinder der Einwanderer - mit oder ohne deutschen Pass - sozial benachteiligt werden und sind.
Die Projektgruppe Islam der CSU, die die Sache ausgeheckt hat, hat sich offenbar weltanschaulich um 180 Grad gedreht: noch vor kurzem soll Deutschland angeblich kein "Einwanderungsland" gewesen sein. Jetzt formuliert man kühn: "...dass Zuwanderer aus muslimischen Ländern nicht mehr allein als Gastarbeiter zu uns kommen. Vielmehr hat die Mehrheit der Muslime in unserem Land eine grundlegende Neuorientierung in ihren Lebensentwürfen vorgenommen: Deutschland ist ihnen dauerhafter Lebensmittelpunkt geworden." Allerdings will ich der These, Einwanderer müssten in unser durch die "christlich-abendländischen Leitkultur geprägtes Gesellschaftssystem" integriert werden, vehement widersprechen. Erstens ist der Islam schon seit Jahrhunderten Teil der deutschen Kultur. Ich wüsste zweitens nicht, wie Juden aus Russland in eine mir ohnehin verhasste christliche und antijüdische Tradition "integriert" werden sollten; und wie das drittens mit Muslimen geht, ohne sie in schönster kreuzzüglerischen Manier zu missionieren, ist mir auch schleierhaft. Als Heide versuche ich viertens zu verhindern, dass Immigranten mit Opiums fürs Volk versorgt werden. Noch einmal zum Mitschreiben: Die Türkei ist ein säkularer Staat. Nicht alle Einwanderer aus der Türkei sind Muslime. Und sie sollten es auch nicht sein. Und ich gehe jede Wette ein, dass im so genannten "christlich-islamischen" Dialog die große Gruppe der deutschen Aleviten nicht vorkommen.
Bei genauer Lektüre stellt sich heraus, dass die CSU die Quote doch nach der Staatsbürgerschaft regeln will und nicht danach, ob die Kinder mit "Migrationshintergrund", wie man das im gut meinenden Neusprech nennt, gut deutsch sprechen oder nicht. Und das ist selbstredend Unfug. Heike Runge schreibt in der Jungle World, die zur Leitkultur der Linken gehört: "Niemand, der noch alle Zwetschgen beisammen hat, kann bestreiten, dass Kurse, in denen Einwanderer Deutsch als Fremdsprache erwerben, nützlich sind. Und zwar nicht nur für den Staat und die Wirtschaft, sondern eben auch für die Teilnehmer. Diskutieren kann man doch lediglich darüber, ob so ein Unterricht Pflicht oder Angebot sein sollte."
Dr. Ludwig Spaenle, der Leiter der Projektgruppe und kulturpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion, lässt in einem Interview mit der Bayerischen Staatszeitung die christliche Katze aus dem Sack. Auf die Frage, wie er sich die Zukunft vorstelle, sagt er: "Ferner einen selbstverständlich gewordenen Islamunterricht an unseren Schulen." Am besten vermutlich sogar unter dem Kruzifix?! Diese Art von "Integration" verhüte das zuständige höhere Wesen. Ceterum censeo: Religionsunterricht raus aus der Schule!
28.08.2003
© BurkS |