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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 12.08.2003, 23:04 Antworten mit ZitatNach oben

[Die Söhne der Witwe 8] Die Reise ins Licht 2

Die Akazie verweist im Meisterritual, der höchsten Stufe der regulären freimaurerischen Erkenntnis, auf ein Weiterleben jenseits der Geschlechterspannung. Der Geselle und Meisteranwärter findet in der Mitte des Tempels einen stilisierten Sarkophag, auf dem Leben und Tod in Form eines Akazienzweiges und eines Schädels platziert sind. Nicht genug der Wehen: Der erste Aufseher klopft ihm mit einem Winkel gegen die Brust, dort. wo sich der Geselle mit einem geheimen Zeichen zu erkennen gibt. Der zweite Aufseher schlägt ihm mit einer Messlatte auf die Gurgel, die Stelle des Körpers, an der sich der Lehrling ausweist. Der Zeremonienmeister tippt ihm mit einem Spitzhammer gegen die Stirn, ein eindeutiger Hinweis, dass ihm bei der folgenden Handlung weder Gefühle noch der Verstand helfen werden. Da ihm vorab der Gesellenschurz abgerissen wurde, ist der Mann zwar nicht klinisch tot, aber doch symbolisch ohne Männergruppe. Deshalb legt er sich vor Schreck auf den Boden, direkt auf eine ausgebreitete Matte mit Kopfkeil. In dieser Stellung ähnelt er Abbildungen des altägyptischen Osiris, dessen männliche Fruchtbarkeit durch stramme Kornähren symbolisiert wurde, die aus seinem Körper wuchsen, oder durch das Nächstliegende, den ebenso stramme Penis.

Dann startet das zentrale Mysterienspiel der Freimaurer, die Suche nach dem guten Meister Hiram, mit dessen Rolle sich der Initiand identifizieren soll. Die Logenbeamten umkreisen den scheintoten Meisteranwärter wie die drei bösen Gesellen der Legende, die nicht durch Erfahrung reifen, sondern alles im voraus wissen wollen wie ich. Vater Freud hätte seine wahre Freude: "Immer wieder versuchen diese Gesellen", so interpretiert eine Werklehre die Veranstaltungm "aus der Tiefe vorzustoßen und die Macht an sich zu reißen."

Hiram, von den Freimaurern auch Hiram Abif genannt, war in der Bibel der Tempelbaumeister Salomos und Sohn einer Witwe, also in einer ähnlich vaterlosen Situation wie der christliche Held Jesus. Der ist zwar von einer Menschenfrau geboren, "doch als Vater wurde der göttliche Geist angesehen, der leibliche Vater trat hinter diesem Gedanken zurück." (zit. n. Wolfgang Scherpe).

So dem Einfluss der Mutter überlassen, bleibt der Mann schwächlich am Boden liegen. Die drei Gesellen versuchen, ihn mit dem Lehrlings- und Gesellengriffen aufzuwecken. Der weigert sich, weil er ja in der Hierarchie aufsteigen und ein ganzer Kerl werden will. Endlich erschallt das Große Notzeichen und seine Mitmänner rufen: "Zu Hilfe, ihr Söhne der Witwe! Das bewirkt seine Wiedergeburt. Gemeinsam müssten nun alle erkennen, meinen die Freimaurer, "dass ihr eigener Geist einem Urgeist entstammen muss, dass sie alle Brüder aus dem Willen eines Vatergeistes sind." Deshalb gründen sie einen Männerbund.

Zur Bekräftigung spricht man den Namen des höchsten Geistvaters, Jahwe, gemeinsam aus und fasst das Prinzip der frauen- und mutterlosen Vereinigung unter dem Schutz der mächtigen übergeordneten Instanz zusammen: "Er lebt im Sohne!

Schon der legendäre Hiram hatte die Trennung der Geschlechter architektonisch geplant. Vor den salomonischen Tempel stellte er zwei Säulen, die sich an mehreren Stellen knotenförmig verdickten und von Granatäpfeln umrankt wurden. Nachbildungen sind noch heute in Domen, die Steinmetze errichteten, unter anderem in Würzburg und Ferrara, zu besichtigen. "Das rote Fleisch des Granatapfels wurde mit Geburts- und Fruchtbarkeitszeremonien als Symbol des menstrualen Blutes gesehen und der Granatapfel als Heilmittel bei Menstruation und Schwangerschaft verwendet," berichtet Kurnitzky. Der Volksmund weiß, dass Granatäpfel sexuell anregend wirken, deshalb waren sie das zeichen der christlichen Jungfrau Maria.

Diverse esoterische Lehren wollen wissen, dass geknotete Schnüre die dämonischen Mächte, also auch Granatäpfel, in ihre Schranken weisen. Manchmal tauchen sie als Mittel männlicher Kommunikation auf die die Kipus, die Schrift der Inkas, die ausschliesslich den Priestern vorbehaltenblieb, oder verwandeln sich in Schlangen, die sich um schlanke Schäfte ringeln. Der Äskulapstab, das Wahrzeichen der ärztlichen Heilkraft, ist ein Überbleibsel dieses mythologischen Querverweises. Warum es geht, zeigt das Ende: Den Abschluss der Knotenschnur bildet ein Quast. Wie das Liktorenbündel der alten Römer oder die Rute von Knecht Rupprecht symbolisiert er, falls einem diese Interpretation zusagt, die Kraft des männlichen Gliedes, das die untergründigen Mächte im Griff hat.

Die beiden Säulen weisen den Geschlechtern jeweils Merkmale und Zeichen zu, damit sich nicht unvorhergesehen verändert. Auf Boas, der weiblichen Säule, sitzt eine Gestalt mit Tierleib, ähnlich der Sphinx, darunter kann man, wie sich die Freimaurer ausdrücken, "das nach unten weisende Wasser- und Mutterdreieck" erkennen. Auf der Spitze der anderen, Jakin genannt, verweilt ein bärtiger Mann mit gekreuzten Beinen, unter ihm das aufsteigende Feuer-Dreieck. Der Mann wird von der Sonne beschienen, die Frau, wie es sich gehört, vom Mond. Alle bleiben an den ihnen zugewiesenen Plätzen und machen einen ordentlichen Eindruck.

Das Welterklärungsmodell wird mir am Schluss meiner Reise von den Brüdern erläutert. Gebt dem Maurer das Licht! ruft der Meister, und meine Augenbinde fällt. Ich sehe mich in einer Kette der Männer wieder, die sich an den Händen gefasst halten, dazu leicht schunkeln und wie ein traditionsreicher Arbeiterverein singen: Brüder, reicht die Hand zum Bunde! Und: Seid auf diesem Stern die Besten!

Drei Beamte schwingen hölzerne Hämmer, deren Material aus dem Urgrund der Erde stammt, von den Müttern, wie schon Goethe süffisant bemerkte. Die beiden Aufseher tragen zusätzlich Senkblei und Bleiwaage und bilden mit dem Meister in der Sitzordnung ein Dreieck, ebenso die drei anderen Beamten ohne Werkzeuge, der Zeremonienmeister, der Sekretär und der Gabenpfleger. Man kann sich etwas dabei denken: Übereinandergelegt ergeben die beiden Dreiecke ein imaginäres Hexagramm, in der Alchemie das Zeichen höchster Vollkommenheit, Lässt man den Zeremonienmeister weg, da er nicht zu den Lichtträgern gehört, bleibt ein Pentagramm. Das ist für ein Männerhaus unvorteilhaft, denn die Fünf war in der mittelalterlichen Zahlenspielerei das Symbol der Weiblichkeit, somit gefährlich. Über dem Meister leuchtet ein fünfzackiger Stern, der sich aber in den höheren Graden der Selbstbeherrschung zum beruhigenden Sechseck wanden wird.

Dann darf ich den ursprünglichen Zustand meiner Kleidung wiederherstellen und bekomme den Logenteppich erklärt, der in der Mitte des Tempels ausgebreitet liegt und auf dem die erwähnten Symbole der Deutung harren. Das schwarz und weiss karierte musivische Pflaster soll mir die Wechselfälle des Lebens und der Beziehungskisten in Erinnerung rufen. die flankierenden Säulen des Hiram stehen die für Gegenpole männlich und weiblich, wenn man so will. Später mache ich mich sachkundig, was die Freimaurer konkret darunter verstehen: "Nach Meinung der Psychologen" seien Mann und Frau "seelisch unterschiedlich angelegt." (zit. n. Wolfgang Scherpe) Männlich seien Aktivität, Suche, Kampf, Kraft, Pflicht, Wille, Verstand, Bewusstsein, Erkenntnis, Geist; weiblich Passivität, Empfängnis, Schutz, Schönheit, Liebe, Gefühl, Eingebung, Unterbewusstsein, Umsorgung, Seele. Sigmund Freud fragte am Ende seines Lebens: "Was will das Weib?" Ich weiss endlich darüber Bescheid.

Nach der geistigen Vervollkommnung weist man mich in die kleinen Geheimnisse ein: wie Lehrlinge den Namen der Säule Jakin richtig aussprechen, wie die Gesellen Boas korrekt "buchstabieren und syllabieren." Der Gruff: zweimal kurz, einmal lang ein Druck auf den Knöchel des Zeigefingers. Das Zeichen: ein imitierter militärischer Gruss, nur eine Etage tiefer, der immer vorgeführt werden muss, wenn die Loge eröffnet wird oder der Meister einen anredet. Der Schritt: man darf den Teppich nur mit den Füßen im rechten Winkel überqueren.

Da jetzt alle komplettiert ist, legt man mir den freimaurerischen Schurz an, der, so deutet es das Glaubensbekenntnis, die Gegend bedeckt, die die Wiedergeburt ermöglichte. An meiner Brust haftet ein Orden, ein achtzackiger Stern, darin ein Dreieck und ein blauer Kreis, der von einer sich den Schwanz beissenden Schlange umschlossen wird. Sieht man genau hin, erkennt man noch andere Details, die hübsche Assoziationen nahelegen. Dazu habe ich keine Zeit: ich bekomme weisse Handschuhe, die mich während der zukünftigen "Arbeit" an meiner rauen Seele schonen werden, und ein zweites Paar gleich dazu - ganz tolerant nicht für meine ehefrau, sondern für "die Dame, die ihrem Herzen am nächsten steht." Das bringt mich in Verlegenheit. Ich verkneife mir aber, um die Herren durch meine mehrdeutige Situation nicht zu verwirren, noch drei oder vier Paar nachzufordern.

Fortsetzung folgt.

[Freimaurer 1] In der Kammer der verlorenen Schritte 1
[Freimaurer 2] In der Kammer der verlorenen Schritte 2
[Freimaurer 3] In der Kammer der verlorenen Schritte 3
[Freimaurer 4] Vor dem Tempeltor
[Freimaurer 5] Geheime Obere und staatsfreundliche Verschwörer 1
[Freimaurer 6] Geheime Obere und staatsfreundliche Verschwörer 2
[Freimaurer 7] Die Reise ins Licht 1

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13.08.2003
© BurkS

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