 Endlich weiß ich, wie diese kleine Website sich im öffentlichen Diskurs nützlich machen könnte. Burks.de wird das inoffizielle Korrektur- und Nachhilfeforum von Spiegel und Focus, jeweils in der Online-Version. Und von allen anderen Online-Medien auch, die unter "online" jeweils nur verstehen, eben dasselbe zu sein, aber vom Journalismus, wie er sein könnte, noch nicht viel gehört haben. Wir lassen die wohlwollende Leserin und den geneigten Leser jetzt live miterleben, wie so etwas aussehen könnte. Anlass: die unschlagbare Schlagzeile "Nackt durch den Park".
Wer wo? ist die Frage, die sich unmittelbar anschliesst. Spiegel online1 meldet, die norwegische Zeitung Dagbladet berichte, vier Iraker "seien beim Betreten eines Parks in Bagdad von US-Soldaten angewiesen worden, sich auszuziehen. Die Männer seien dann nackt durch den Park geführt und auf eine Straße gedrängt worden." Die norwegische Zeitung habe drei Fotos veröffentlicht. Amnesty International zeige sich besorgt über mögliche Misshandlungen von Irakern durch US-Soldaten.
Was möchten wir nun im investigativsten aller Online-Nachrichtenmagazine lesen und sehen? Mindestens die Links von: Dagbladet sowie von Amnesty International. Die Fotos natürlich auch. Aber Fehlanzeige. Ceterum censeo: gebt mir einen URL! Nicht einen, sondern viele! Wir sind im Internet!!! Alles muss man selbst machen. 2 Wollen die Kolleginnen und Kollegen uns pädagogisch gut gemeint suggerieren, dass der Surfer im 21. Jahrhundert gefälligst selbst die Suchmaschine seines Vertrauens benutzen möge? Und dass auch ein norwegischer URL keine Hürde sein sollte? Oder ängstigt man sich, die Bilanz der page impression würde mit "externen" Links verhagelt und die Werbefuzzies verärgert werden? Zur Strafe zitieren wir hier den geschätzen Kollegen Florian Rötzer3:
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| Es ist eigentlich noch immer erstaunlich, dass die Websites großer Publikationen meist nur in geringen Maße und oft gar nicht Links zu den Quellen legen, aus denen Informationen stammen. Man gibt zwar - wahrscheinlich auch aus einem konkurrenz- und aufmerksamkeitsgeleiteten Kalkül - gelegentlich an, woher die Informationen stammen, vermeidet aber tunlichst, den oder die Artikel zu verlinken: vielleicht, um den Kollegen die Recherchearbeit zu erschweren, vielleicht aber auch, um weiterhin ein in Internetzeiten eigentlich nicht mehr vorhandenes Informationsmonopol zu erhalten. Überdies will man vermutlich seine Leser nicht verlieren, wenn man sie zur Konkurrenz leitet. Websites der Medien scheinen eine Art Burggrabenmentalität oder einen Isolationismus zu pflegen. |
 Amnesty3 ist so freundlich und verrät die Quelle. Wir aber geben uns noch nicht zufrieden. Das Dagbladet springt uns online mit dem ins Gesicht, was das Herz des Boulevard-Lesers erfreut: Sex, Sport und bildschirmfüllende Werbebanner. Man greift unwillkürlich zur nächstgelegenen Sonnenbrille, um die Augen zu schützen. Investigative Frage also: ist die Quelle seriös oder alles nur gut erfunden?
Nichts leichter als das zu recherchieren. Der Fotograf heisst Tomm  Christiansen. Ein Userprofil4 beweist: Der Fotograf arbeitet professionell und auch bei der Agentur Scanpix (www.scanpix.no)5, ist also nicht ein Wald- und Wiesen-Paperazzi der sensationslüsternen Bouelevard-Kampfpresse. Eine gar nicht so ausgefeilte Boolsche Algebra wirft auch sein journalistisches Antlitz auf den Schirm.6 Eine andere Quelle7 lässt uns die nicht vorhandenen Kenntnisse der norwegischen Sprache durch bloßes Raten umgehen: der Kollege Christiansen ist auf Mennesker spezialisiert, vermutlich also auf Menschen, und frilans ist er auch, also freischaffend wie der Autor dieser Kolumne. Wir gönnen ihm wegen seiner hervorragenden Fotos einen festen Job, vielleicht sogar bei einer etwas weniger boulevardesken Zeitung wie dem Dagbladet.
Zum Inhalt der Meldung sage ich gar nichts. Presseerklärungen von Amnesty sind dazu da, abgeschrieben bzw. nur minimal verändert zu werden, damit man die eigenen Websites mit hochwertigem Content füllen kann.
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Amnesty International expressed concern today at the disturbing article and images portrayed in the Norwegian newspaper Dagbladet which show American soldiers escorting naked Iraqi men through a park in Baghdad. The pictures reveal that someone has written the words 'Ali Baba - Haram(i)' (which means Ali Baba - thief) in Arabic on the prisoners' chests.
The article quotes a US military officer as saying that this treatment is an effective method of deterring thieves from entering the park and is a method which will be used again; another US military officer is quoted as saying that US soldiers are not allowed to treat prisoners inhumanely. |
Der geneigten Leserin und dem wohlwollenden Leser sei, trotz des traurigen Anlasses, nicht die wie immer geniale Online-Übersetzung von Altavista vorenthalten:
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| Internationales ausgedrücktes Interesse der Amnestie heute am beunruhigenden Artikel und an den Bildern geschildert in der norwegischen Zeitung Dagbladet, die die amerikanischen Soldaten zeigen, die blanke irakische Männer durch einen Park in Baghdad eskortieren. Die Abbildungen decken auf, daß jemand die Wörter ' Ali Kuchen geschrieben hat - Haram(i) ' (die Ali Kuchen bedeutet - Dieb), auf Arabisch auf den Kästen der Gefangenen. Der Artikel veranschlägt einen US militärischen Offizier, wie, sagend, daß diese Behandlung eine wirkungsvolle Methode des Abhaltens der Diebe vom Betreten des Parks ist und eine Methode ist, die wieder verwendet wird; ein anderer US militärischer Offizier wird veranschlagen, wie, sagend, daß US Soldaten nicht dürfen, Gefangene inhumanely zu behandeln. |
 Fazit: Wir beobachten weiterhin mit Interesse die schüchternen Versuche der Online-Medien, sich das Internet nutzbar zu machen. Und auch für dieses kleine Familien- und kinderfreundiche Forum gilt der rätselhafte Hinweis, den man oft auf anderen hochwertigen Websites findet: burks.de ist nicht verantwortlich für die Inhalte externer Internetseiten. Hätten Sie das gewusst?
1) www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,246377,00.html
2) www.dagbladet.no/nyheter/2003/04/25/367175.html
[url]web.amnesty.org/library/index/engmde140972003[/url]
3) www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/on/14473/1.html
4)www.google.com/search?hl=en&ie=ISO-8859-1&q=%22Tomm+W.+Christiansen%22&btnG=Google+Search
5) www.dagsavisen.no/kommentar/dagens-kommentar/2002/04/647075.shtml
6) www.fujifilm.se/fujifilm/web/focus/xponerat/Xpo1-2001.pdf
7) www.fotojournalisten.com/artikler/display_article.asp?artikkelID=356
28.04.2003
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