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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 08.04.2003, 01:24 Antworten mit ZitatNach oben

Man verteilt das Fell des Bären nicht, es sei denn, man hätte ihn denn erlegt. Es wäre ein Sechser im Lotto, fingen die Amerikaner ihren zweitliebsten Lieblingsbösewicht Saddam. Der hat keine Lust auf Guantanamo und orange Uniformen und wird lieber den Märtyrertod sterben. Das garantiert ihm, zum Mythos zu werden. Was kommt danach? Alle wissen es, aber - und das bedarf der medientheoretischen Kurzanalyse - keiner spricht es aus.

Nach Saddam und der Baath-Partei kommt ein Kolonialregime wie aus dem Bilderbuch. Man hat den Eindruck, manche deutsche Zeitung sei noch so in der Terminologie des Kalten Krieges gefangen, dass man meint, die damaligen Sprechblasen und Textbausteine einfach verwenden zu können. "Zivilisten warten ungeduldig auf die neue Freiheit", kommentiert die Welt. Welche Freiheit? Die Amerikaner haben den Deutschen die Freiheit gebracht, aber ohne den grausamen Blutzoll der Roten Armee wäre das nicht gelungen.

Die Freiheit folgt den Stiefeln der US-Armee nicht automatisch nach. Sonst hätten die heutigen Kriegshetzer und US-Lakaien vor zwanzig Jahren auch fordern müssen, in den damaligen Ostblock einzumarschieren. Ganz im Gegenteil: Die USA haben die widerlichsten, blutrünstigsten und terroristischen Diktaturen offen unterstützt, wenn es ihren ökonomischen Interessen diente. Die Leute habe nur ein kurzes Gedächnis und vergessen schnell.

Neuer Chef des Regimes von Schorsch Dabbeljus Gnaden wird Jay Garner. Michael Shellenberger, Chef von Lumina Strategies (www.luminastrategies.com), spezialisiert auf "public-interest communications and campaign-design", hat - ihm sei es gedankt - die Kaderakten des Ex-Generals und neuen Kolonialherrschers des Irak gesammelt. Auf der Website www.stopjaygarner.com kann jeder DAU, der des Englischen mächtig ist, klipp und klar erkennen, worum es im Irak-Krieg geht.

Zitat:
  • Garner exemplifies the revolving door between the Pentagon and weapons makers. Garner is still, despite his post in the Middle East, the President of SY Technology, which provides technical support for missile systems currently in use in the Iraq war. No matter your feelings about this war, appointing a weapons maker to the role of peace maker is a recipe for whipping up anti-American feeling in the Middle East.
  • A close friend of Defense Secretary Donald Rumsfeld, Garner was named president of SY Technology in 1997 - despite having almost no experience in business. Biff Baker, a former lieutenant colonel at Army Space Command, accused SY Technology of having received $100 million in contracts solely because of Garner's Pentagon connections. SY sued Baker for defamation and the lawsuit was settled out of court in January, 2003.
  • Garner is closely tied with failed weapons programs: Star Wars and Patriot missiles. Garner was Reagan's top man on Star Wars and, after the 1991 Gulf War, told Congress that the Patriot missile defense system a success - even though it knocked down just one out of 88 Scud missiles the Iraqis launched at Israel and Saudi Arabia, according to the General Accounting Office.
Das bedeutet nicht, dass diese Tatsachen in deutschen Medien benannt werden. Also noch einmal, ganz laut gebrüllt: Es geht nicht nur um Öl. Es geht um das, worum es im Kapitalismus immer geht - ganz ohne das lästige Gefasel von Moral, Freiheit und soweiter: Es geht um Profit. Und die, die ihn maximieren, sind identisch mit dem Staat. Fast wie in der verstaubten Stamokap-Theorie (www.sociologicus.de/lexikon/lex_soz/s_z/stamokap.htm) der genauso verstaubten Jusos.

Und noch einmal: Die USA errichten eine Kolonialherrschaft (www.colony-info.de/d/histkap6.html) wie die Engländer in Indien. Letztere hatte auch etwas Gutes: die Engländer verboten zum Beispiel Witwenverbrennung. Obwohl das zur "kulturellen Identität" Indiens gehörte, wie Salonfaschisten oder die Gesellschaft für bedrohte Völker (www.gfbv.de/) das nennen würde. Wie wird das enden? Die einheimische Bourgeoisie muss bestochen werden, das heisst partizipieren - eine Methode, die Engländer und Franzosen in der Vergangenheit viel besser beherrschten als die Amerikaner.

Wird es also zu einer Neuauflage des Kampfes gegen die Kolonialherrschaft kommen? Schafft eins, zwei, drei, viele Iraks? Nein. Solange der Islam die Köpfe vernebelt und die Leute sich auf höhere Wesen mehr verlassen als auf sich selbst, solange ein Kampf gegen Fremdherrschaft nicht gekoppelt ist mit einer sozialen Utopie, wird es keine ernst zu nehmende antikoloniale "Guerilla" im Irak geben, nur einzelne nihilistische Terrorgruppen wie die Harakat al-Muqawamah al-Islamiyya. (www.ict.org.il/inter_ter/orgdet.cfm?orgid=13).

Aber es kann natürlich anders kommen. Das nur als vorsichtig formulierte Arbeitshypothese. Aus "Der Name der Rose" und der Geschichte wissen wir, dass sich die soziale alias Klassenfrage oft religiös oder völkisch maskiert. Auch der islamische Fundamentalismus ist ein Kostüm. Die Zukunft des Irak wird also davon abhängen, ob die islamistische Bewegung, die in ihrem Kern natürlich auch nichts anderes als soziale Probleme ausspricht, sich wandeln und das religiöse Brimborium und den Antisemitismus abstreifen könnte. Aber darauf kann man vermutlich lange warten.

Zu Jay Garner:
www.fas.org/spp/starwars/congress/1996_h/h960618d.htm
www.commondreams.org/news2003/0403-03.htm

08.03.3003
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