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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 18.03.2003, 00:16 Antworten mit ZitatNach oben

Das Bundesverfassungsgericht erlaubt den digitalen Lauschangriff auf Journalisten. Kein Grund zur Aufregung: Das wird den Strafverfolgungsbehörden nichts nützen. Die sollen es nur versuchen. Investigativ recherchieren kann man per Internet viel besser. Es gibt nur ein Problem: Journalisten weigern sich, etwas Neues zu lernen. Sie weigern sich auch, die Realität eines Orwellschen Überwachungsstaates zur Kenntnis zu nehmen. Allgemeines Motto: Kopf in den Sand. Ich habe ja nichts zu verbergen. Das haben wir schon immer so gemacht. Ich fürchte mir vor Neuem. Ich gebe als Mann nicht gern zu, dass ich vom Internet keine Ahnung habe. So in der Art.

Täglich (!) werden eine halbe Milliarde Telefongespräche elektronisch gefilzt. Das schreibt der "Spiegel" ins einer Ausgabe vom 17.3.2003.

Zitat:
Das verfassungsrechtlich verbürgte Redaktionsgeheimnis verlange keineswegs die gesetzliche absicherung der Journalisten beim Telefonieren. Es genüge, wenn der Richter, der die Überwachung anordnen muss, von Fall zu Fall abwäge, was wichtiger sei: einen Verbrecher zu fangen oder die Redaktion zu schützen.
Wer mit Informanten telefoniert, gar per Handy, muss damit rechnen, dass alles mitgeschnitten wird.

Das ist nicht neu. Rot-Grün will ohnehin die digigale Kommunikation aller Bürger lückenlos überwachen (vgl. www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/4954/1.html). Ab Anfang diesen Jahres soll eine einheitliche Schnittstelle zur Überwachung bereit stehen (vgl. www.heise.de/newsticker/data/anw-07.08.02-007/). Der Obrigkeitsstaat kann sich jedoch auf die bräsige Mentalität der Medien verlassen: trotz der eindeutigen und allgemeinen Absicht, die Privatsphäre nicht mehr privat zu lassen, kümmert sich niemand darum, die Journalisten zu allerletzt: In wievielen Redaktion Deutschlands werden die E-Mail per default verschlüsselt? In keiner. Warum? Weil das niemanden interessiert. Und weil die Verlagshäuser den Journalisten verbieten, Software zu benutzen, die sichere Kommunikation erlaubt. PGP oder GnuPG dürfen nicht installiert werden, IRC kennt sowieso keiner. Der Betriebsrat, der der Echtzeit-Überwachung zustimmen müsste, stimmt zu, weil er nicht weiß, wozu er zustimmt. Lotus Notes haben doch alle - wo ist das Problem?

Und wenn man eine Kollegin in der "Zeit" anruft und ihr schildern möchte, dass jemand im Usenet schwer wiegende Urheberrechtsverletzungen zuungunsten der "Zeit" begeht, bekommt man zur Antwort: "Jusnett? Können Sie das mal buchstabieren?" Und das Problem wird "an unsere Techniker" weitergeleitet, denen man das vermutlich auch noch buchstabieren muss. (Ich habe hier übrigens für Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen über das Thema "Internet" eine Schreibtischkante aus Metall anfertigen lassen.)

Das ist doch alles schön und angenehm. Informanten, die heikle Interna an die Presse loswerden wollen, werden sich an die Kolleginnen und Kollegen wenden, die garantieren, dass niemand mithört. Der Informant der Zukunft sitzt mit Laptop und Handy auf einer Parkbank und gibt per IRC ein Interview, das der betreffende Journalist auch gleich schriftlich hat. Und wer den Paranoia-Modus einschalten will, verschlüsselt die Daten auf der Festplatte per Scramdisk.

Man weiß nicht so recht, welche wissenschaftliche Zunft dafür zuständig sein könnten, Faulheit und Naivität von Journalisten zu kurieren: Psychologie, Soziologie, Völkerkunde oder gar die Theologie? Warum findet man auf de Website derjenigen, die vorgeben, besonders gut recherchieren zu können (www.netzwerk-recherche.de/) keinen PGP-Schlüssel? Wieso nerven die Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen immer noch mit Word-Dokumenten (!), die sogar als Attachment versendet werden? Eine der Todsünden, die Sicherheit der Information betreffend, und fahrlässig zudem. Einsicht ist nicht zu erwarten, ganz im Gegenteil. Die Kollegin Christian Schulzi-Haddouti schreibt in ihrem Buch "Datenjagd im Internet" (www.schulzki-haddouti.de/buch2.html):
Zitat:
...könnte es sein, dass die investigativen Kollegen sich einfach nicht ins Internet begeben - das zumindest gestand mir ein Kollege vom Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
Und - über mich Querulanten und notorischen Nörgler:
Zitat:
Schröder ist mit seiner radikalen Haltung jedoch ein Einzelgänger, ändern wird sich die Misere dadurch nicht.
Aber ich kann ja tun und lassen, was ich will. Und das ist auch gut so. Wenn Sie also noch Fragen haben, schicken Sie mir eine Mail. Aber wenn Sie die nicht verschlüsseln, kommt sie ungelesen in die virtuelle Tonne.
18.03.2003
© BurkS
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