www.burks.de

Britische Medien haben ein Video publiziert, auf dem der Mord an einem 20-jährigen Studenten live zu sehen ist. Der Mord geschah im Juli letzten Jahres in London und wurde von einer Überwachungskamera aufgezeichnet. Die Eltern des Opfers hatten die Ausstrahlung im Fernsehen erlaubt.

Spiegel online schreibt. "Die Sender betonten, Pollens Eltern und die Polizei hätten ausdrücklich um die Ausstrahlung gebeten, um die Sinnlosigkeit des Verbrechens zu zeigen. (...) Zunächst brechen sie beiden mit Schlägen den Kiefer, anschließend zieht der 16-Jährige sein Messer und versetzt Pollen einen tödlichen Stich in die Brust. Dann greift er auch den anderen Studenten mit dem Messer an, dieser überlebt schwer verletzt. Schließlich stehlen die drei Pollen das Handy, setzen sich in ihr Auto und fahren davon. Der Vorfall dauerte weniger als 40 Sekunden."

Der Gewalt-Diskurs in deutschen und auch ausländischen Medien ist natürlich moraltheologisch und deshalb absurd. Die Dailly Mail spricht von einer "shocking scene". BBC News bleibt gewohnt seriös. Über die Täter: "Sullivan and Onokah, both painters and decorators, were cleared of murder but convicted of wounding with intent and causing grievous bodily harm." Noch einmal Spiegel online: "Der zuständige Staatsanwalt von Woolwich, Christopher Kinch, zeigte sich entsetzt über die 'sinnlose Gewalt, für die es auch nach dem dreiwöchigen Prozess keinerlei Erklärung gebe."

Welche Gewalt ist sinnlos? Und welche sinnvoll? Sind die Bomben auf die irakische Bevölkerung "sinnvoller" als die Toten durch Selbstmordattentäter? Wie wirkt das Video noch - abschreckend? Wer wird von wem oder was abgeschreckt?

Die Diskussion, wenn es denn eine ist, ähnelt der, die wir schon einmal beim so genannten "Enthauptungsvideo" hatten. Gewalt gehört zu jeder Gesellschaft, man diskutiert nur darüber, wer sie ausüben darf. Für die Opfer ist es ganz gleich, ob jemand sie ohne äußeren Anlass in einem Parkhaus mit dem Messer tötet oder ob ihnen eine Rakete auf den Kopf fällt, weil George Bush gerade mal wieder auf dem Kreuzzug für die westlichen Werte ist.

Es gibt also keine Moral von der Geschicht.' Sondern nur die, dass die Metropolitan Police Londons Werbung für allgegenwärtige Überwachungskameras machen kann. Dieses kleine Onlinejournalismus-freundliche Forum macht Reklame für die umfassende Information der wohlwollenden Leserinnen und Leser - etwas, dem sich deutsche Medien gemeinhin verweigern.

[Download des Videos, 2,7 MB, wmv-Format, nur für registrierte NutzerInnen. Den Usernamen und das Passwort finden Sie - wie gewohnt - hier.]