www.burks.de

Man braucht nur die Überschriften vergleichen: "Berlins Verfassungsschutz mauert" (Junge Welt). "Verfassungsschutz handelte dilettantisch - Politologe Grottian wundert sich über Bespitzelung - Innenpolitiker fordern Aufklärung" (Tagesspiegel). "Verfassungsschutz prüft Grottian-Beobachtung" (RBB) - mit dem unerträglich unkritischen und auch falschen Aufhänger: "Der Berliner Verfassungsschutz zieht nach Berichten über eine geheimdienstliche Beobachtung des Politologen Peter Grottian und des Berliner Sozialforums Konsequenzen." "Spitzel in schlechter Verfassung" (taz): "Der Verfassungsschutz gibt die Bespitzelung des Berliner Sozialforums zu. Nicht der Politologe Grottian, sondern 'autonome Gruppen' seien der Grund gewesen..." Der Bespitzelte zieht übrigens den einzig richtigen Schluss: "Grottian selbst glaubt auch nicht, dass Körting die Bespitzelung angeordnet hat. Eher sei ein Fall von 'Selbstdynamisierung' eines Geheimdienstes zu vermuten. Dienste wie den Verfassungsschutz bezeichnete er als 'strukturell reformunfähig', die deshalb abgeschafft gehörten."

Ganz schon naiv, der Mann. Der Verfassungsschutz wird auch nach dem 2000sten Skandal nicht abgeschafft werden, weil er eine Behörde ist. Und so etwas kann man in Deutschland nicht mehr abschaffen, wenn es einmal auf der Welt ist. Zudem würden dann alle "Experten"-Statements und Artikel über das beliebte Thema "Rechtsextremismus" auf ein paar winzige Textbausteine zusammenschnurren: Deutsche Journalisten recherchieren nicht selbst, sondern käuen die Sinnsprüche der Schlapphut-Behörde kritiklos wieder.

Beispiel aus derselben Google News-Abfrage: "Verfassungsschutz fürchtet Neonazis" (sport1.de). "Kein Grund zur Sorge" (Verlagsgruppe Kreiszeitung: Nichtsdestotrotz werde man beim Verfassungsschutz weiterhin ganz genau beobachten, was in der Neonazi-Szene blah blah blahfasel. Sorge. Weiter beobachten. Bitte fügen Sie Textbaustein Nr. 73a ein. "Verfassungsschutz: Mehr Neonazis in Brandenburg" (Berliner Morgenpost). "Verfassungsschutz verzeichnet wachsende Zahl an Neonazis" (Financial Times Deutschland). "Thüringer Verfassungsschutz sieht keine Gefahr für Ausländer" (MDR).

Die mit Abstand lustigte Meldung findet man bei net-tribune.de: "Verfassungsschutz: Nutzung des Internets durch Rechtsextremisten steigt weiter!" Und das am 22.05.2006! wir basteln uns eine Pressemeldung: "Verfassungsschutz warnt: Neonazis nutzen immer öfter das Internet!" Wahlweise aus den Jahren 1997, 2000, 2002, 2004 und von gestern. Wer bei Google gleichzeitig nach den Stichworten "Internet", "Verfassungsschutz" und "Rechtsextremisten" sucht, kann sich angesicht der zahllosen gleich lautenden und/oder sich widersprechenden Pressemeldungen der Dauerskandalbehörde nur vor Lachen auf dem Boden kringeln.

Was lehrt uns das? Die deutschen Medien funktionieren wie Hühner auf der Stange: Kommt eine Meldung herein, flattern sie kurz hysterisch hoch, gackern und setzensich dann genauso dumm wie vorher auf die Stange. In spätestens einer Woche wird niemand mehr daran denken, dass der VS wieder jemanden unrechtmäßig bespitzelt hat oder ein aktiver Neonazsi sich als Söldner der Totalitarismus-Truppe outet. Bis zum nächsten Mal: "War Neonazi Karl Braunarsch V-Mann des Verfassungsschutzes?" "Verfassungsschutz beobachtet versehentlich die autonoamen Alkoholiker." "Verfassungsschutz in Sorge: Die bösen Extremisten werden immer böser und extremistischer!" Und alle Zeitungen werden das kritiklos abdrucken, außer seriösen Blättern wie der Jungle World.

Ceterum censeo: Verfassungsschutz abwickeln!

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