Der Sensenmann im Palast der Republik

Von Burkhard Schröder

Gestern war ich mit einer reizenden jungen Dame in Fraktale IV - die letzte Ausstellung im Palast der Republik - derjenigen, die es nicht mehr gibt. Empfehlenswert! "...präsentiert vom 17. September bis zum 22. Oktober 2005 im Berliner Palast der Republik eine Sammelausstellung zeitgenössischer Kunst zu dem Phänomen "Tod". In Gemälden, Installationen, Fotografien, Skulpturen und performativen Events nähern sich 25 Künstlerinnen und Künstler den Dimensionen des Todes ­ dem scheinbar Unfassbaren ­ von unterschiedlichster Seite."

Nun gut, dass KünsterInnen sich einem Phänomen von "unterschiedlicher Seite" nähern - darauf wären die geneigten Leserinnen und wohlwollenden Leser dieses kleinen frauen- und familienfreundlichen Forums vermutlich selbst gekommen. Dennoch: Heutzutage muss man froh sein, wenn einem ein Künster überhaupt etwas zu sagen hat.

Ich muss auch zugeben, dass ich noch nie in Erichs Lampenladen war. Ohne Innenwände, unter nackten Stahlträgern und endlosen finsteren Betonfluchten - das hat was. Wir tummelten uns also bei den VIPs, zumal meine Begleiterin den Ausstellungs-Katalog mit produziert und gestaltete hatte, lümmelten uns auf den Sitzmöbeln in der "Lounge" (Bild rechts unten) und sahen den neuen Mittelschichten - standesgemäß vorwiegend in Schwarz gekleidet - kommentierend zu.

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Der Tod, ja. Wer Knochen benutzt, gerat unter den Generalverdacht des Kitsches. Mir haben drei Künster(innen) imponiert: Die Bilder Ruprecht von Kaufmanns und zwei Installationen, deren Urheber ich mir nicht notiert habe, die ich aber im Katalog wiederfinden werde, wenn ich mein Freiexemplar bekomme.

Ein Mann (eine Puppe) hängt oben an der Decke, verbunden mit einem Pedal am Boden. Wer darauf tritt, lässt den "Mann" zappeln wie unter einem Elektroschock. Mich wunderte, dass die meisten Besuchen sich darüber amüsierten - ich fand es gruselig.

Das Highlight war ein Computer-Monitor mit einer Video-Installation. Titel: "Höllenfahrt". Auf einer Art Wimmelbild sind zahllose sich bewegende Gesichter - vermutlich von Frauen - zu erkennen, die Fellatio betreiben. Von weitem könnte man auch glauben, es handele sich um Maden auf einer Leiche. Das Wimmelbild sinkt langsam von oben nach unten wie die Matrix, untermalt vom Stöhnen zahlloser Pornos. Ein treffender Titel und eine hübsche Installation, die sicher die Katholen aufkaufen könnten - als Warnung und Mahnung: Das kommt von das.

BURKS ONLINE 03.10.2005
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