ZENSUR VON ROCK- UND POPMUSIK

Nur für Erwachsene

Von Marita Wagner

Zensur gab es schon immer. Kein Medium wurde davon ausgenommen. So erging es auch der Rock- und Popmusik nicht besser. Dabei spielten nicht nur politische Inhalte eine Rolle. Ob Sex, Gewalt oder Drogen - nichts war vor der Zensur sicher.

Einige Beispiele des Unerwünschten sind vom 30. Januar bis zum 1. Mai 2005 im Rock- und Popmuseum in Gronau unter dem Titel "Nur für Erwachsene - Rock- und Popmusik: zensiert, diskutiert, unterschlagen" zu sehen. Sie ist nach Themen wie "Political Correctness", "Erotik", "Gewaltdarstellungen" und anderem gegliedert. Die Ausstellung wurde vom Künstlerdorf Schöppingen vorbereitet und vom Kultursekretariat NRW Gütersloh gefördert. Zur Ausstellung gibt es auch ein Buch von Roland Seim und Josef Spiegel.

Deutlich wird der jeweilige Zeitgeist, der zur Zensur führte. So wurde das
Cover der farbigen Sängerinnen "Chantels" entschärft, um den Plattenabsatz im Süden der USA zu steigern. Der Hüftschwung von Elvis Presley durfte ebensowenig auf dem Plattencover gezeigt werden wie der anrüchige Daumen der "The Five Keys", der für einen Penis gehalten werden könnte. Religiöse Kreise sorgten dafür, dass die Cover von Marilyn Manson verändert wurden und die Cover von Blind Faith und The Scorpions riefen die Jugendschützer auf den Plan. Eine hitzige Debatte um Kinderpornografie tat dem Verkaufserfolg jedoch keinen Abbruch. Auch Falco bekam die harten Bandagen und die Möglichkeiten der Rundfunkanstalten zu spüren. Sein Drogensong "Der Kommissar" durfte im österreichischen Rundfunk nicht ausgestrahlt werden. Dies hinderte ihn jedoch nicht mit "Jeanny" ein Sexualverbrechen zu besingen. Auch dieser Song wurde in vielen Rundfunkanstalten nicht gesendet. Der Erfolg der Platten war jedoch nicht aufzuhalten.

Oft war es vorauseilender Gehorsam oder die Sorge um den Plattenabsatz, die die Plattenfirmen zur Zensur greifen ließen. Heute ist es die "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien", die Songs indiziert. Ob "Ärzte", "Böhse Onkelz" oder rechtsextreme Bands - alles landet auf dem Schreibtisch der Bundesprüfstelle. Die Indizierungsliste ist lang und wächst ständig. Die "Ärzte" sind auf der Indizierungsliste inzwischen mit sieben Songs vertreten. "Geschwisterliebe" gehört ebenso dazu wie "Claudia hat einen Schäferhund". Zu der Indizierung sagt das Bandmitglied Farin selber in einem Interview: "Ich nenn jetzt mal das Lied 'Claudia hat nen Schäferhund'. Das haben wir innerhalb von einer halben Stunde geschrieben und fanden es superalbern. Und dann wird das Lied indiziert, weil es Frauen zum Geschlechtsakt mit Tieren auffordert! Da kann ich mir nur ans Hirn langen. Das ist so ein alberner Text."

So manche Band übte sich auch in Selbstzensur und versteckte das Original unter eine "anständige" Hülle. So geschehen bei "Rammstein" mit dem Titel "Sehnsucht".

Aber auch durch Prozesse wurde so mancher Band zugesetzt. "Angefahrene Schulkinder" durften dies gleich in zwei Fällen erleben. "Tötet Onkel Dittmeyer" fand der Hersteller des Orangensaftes gar nicht satirisch und ging vor Gericht. Auch Steffi Graf verklagte die Band. Diese musste ein ansehnliches Schmerzensgeld bezahlen.

Es wird verändert, manipuliert, entschärft, indiziert und boykottiert. Auch
die Rock- und Popmusik ist davon nicht verschont geblieben.

Abbildungen: Cover der Band Blind Faith (Oben). Cover der Chantels, im Original und zensiert (2.v.o.). Cover der "Scorpions": "Virgin Killer" (3.v.o.). Cover der Band "Angefahrene Schulkinder": "Tötel Onkel Dittmeyer" (u.).


---------------------------------------------------------------------------------------

BURKS ONLINE 13.02.2005
Alle Rechte vorbehalten.
Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.