Harun al Raschid, Kalif von Bagdad und jedem Kind bekannt aus den "Geschichten aus 1001 Nacht", mischte sich der Legende nach oft unerkannt und in einfacher Kaufmannstracht unter sein Volk. Der heutige Prager Bürgermeister Pavel Bem machte es ihm nach. Das Stadtoberhaupt klebte sich einen falschen Bart um, setzte sich eine Sonnenbrille auf und sah damit wie ein typischer und ahnungsloser Tourist aus. Dann bestellte er ein Taxi. Die Idee ging auf eine Zeitung zurück, die gegen die hohen Tarife schon oft gewettert hatte.

Danach muss er sich vorgekommen sein wie Ali Baba, der unter die Räuber gefallen ist: er wurde kräftig abgezockt, wie die meisten Touristen in Prag. BBC berichtet gar von 500 Prozent Preisaufschlag bei der kleinen Tour. "He found himself in a taxi with a rigged meter and was charged the equivalent of 26 euros ($34) for a trip which should normally have cost 4.3 euros. '"Disguised the way I was, I was certainly expecting to be charged a higher price, but not to such an outrageous extent,' Mr Bem said."

Der Bürgermeister operierte wie ein guter Journalist und überprüfte seine Informationen - es hätte es sich um einen Einzelfall handeln können. Ein englisches Web-Forum berichtet: "Mayor Bem, who was asked to take a number of different cabs disguised as an English-speaking tourist for the Czech daily Mlada fronta Dnes, took three other cabs. One issued him a fake receipt with a false telephone number, another charged him the correct price but doubled it when the mayor asked to pay in Euros and a fourth recognised the mayor and refused to charge him."

Pavel Bern ist dafür bekannt, dass er gern unbequeme Wahrheiten ausspricht und kein Blatt vor den Mund nimmt, wie ein Interview mit der englischen Prague Post beweist. Radio Moldau nennt Taxifahren in der tschechischen Hauptstadt ein nightmare. Dem Prager Bürgermeister muss es jetzt gereicht haben. Er kündigte drakonische Maßnahmen gegen die Abzocke an. Der Mann besitzt Humor, und auch einen Sinn für Public Relations. So einfach ist es nicht, in BBC und anderen Medien erwähnt zu werden. Und des Volkes Beifall wird ihm sicher sein. Ob seine Methode Schule macht? Natürlich darf jemand mit einem offiziellen Amt gewisse unausgesprochene Grenzen nicht überschreiten. Taxis zu testen ist noch politisch korrekt, aber die überhöhten Preise in älteren Gewerbezweigen zu überprüfen, würde für erhebliche Irritationen sorgen.

Die geneigten Leserinnen und wohlwollenden Leser dieses kleinen frauen- und familienfreundlichen Forums verlangen jetzt zu Recht nach einem pädagogisch wertvollen Rat. Natürlich verhandelt man vorher und zahlt nur das, was man ausgemacht hat. Google gibt Auskunft: "Fürs Taxifahren gibt es eine verbindliche Preisordnung. Außerdem hat die Stadt genaue Vorschriften erlassen, wie ein Taxi gekennzeichnet und ausgestattet sein muss. So müssen z. Bsp. auf der Beifahrertür und im Fahrzeuginneren alle relevanten Preise gut sichtbar angegeben sein und das Taxometer muss in der Lage sein, eine Quittung auszudrucken."

Jetzt zu etwas ganz Anderem. Nach Berlin. Welche Tests könnten die Berlinerinnen und Berliner sich von ihrem Bürgermeister wünschen, welche empfehlen? Sich vielleicht unter einem Decknamen als Sozialhilfeempfänger registrieren und inkognito probieren, wie lange man mit dem Geld durchkommt? Mir fallen noch andere Tests ein, über die wir, weil das gut so ist, den gnädigen Mantel des Schweigens breiten.

BURKS ONLINE 18.01.2005
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