www.burks.de Foren-Übersicht www.burks.de
Burkhard Schr�ders [Burks] Forum - f�r Kosmopoliten und Kaltduscher
burks.de: Forum für Kosmopoliten und Kaltduscher
burksblog.de: ab 01.01.2008 geht es hier weiter!
privacyfoundation.de: German Privacy Foundation
 FAQ  •  Suchen  •  Mitgliederliste  •  Benutzergruppen   •  Registrieren  •  Profil  •  Einloggen, um private Nachrichten zu lesen  •  Login
 Schule macht dümmer Nächstes Thema anzeigen
Vorheriges Thema anzeigen
Neues Thema eröffnenNeue Antwort erstellen
Autor Nachricht
burks
Webmaster
Webmaster


Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 09.12.2004, 12:07 Antworten mit ZitatNach oben




WISSENSCHAFT
Aktuell09. Dezember 2004
BURKS' FORUM
Über diesen Artikel diskutieren (nur für registrierte NutzerInnen des Forums)
WISSENSCHAFT
Bankrott der Drogentherapie
Den goldenen Schuss gibt es nicht
Mörderischer Cocktail
Krankenpfleger gesteht weitere Morde
Ist die Vinland-Karte echt?
Die Vorläufer des Kolumbus
Gehirnforschung
Journalisten haben mehr im Hirn
Einführung in die Sprengchemie
Rezepturen
diverser Explosivstoffe
Nahtoderfahrungen
Gibt es ein Leben nach dem Tod?
Archäologie
Der Riesenpenis von Zschernitz
Neues vom CCC
Oktopus oder Wal?
Der kleine Chemiker
Am Vorabend des 1. Mai
Das Wort zum Sonntag
Die Nibelungen
Ästhetik
Wann ist ein Mann schön?
SERIEN AUF SPIGGEL.DE
Die Söhne der Witwe
Neunteilige Serie über die Freimaurer
Der Name der Tulpe 11
Fünfteilige Serie über ein Benediktiner-Kloster
Cyberporn
Vierteilige Serie über den Medienhype "Kinderpornografie im Internet"
DAS BILD DES TAGES

Bogotá, Kolumbien ©Burks
WETTER
Ambon (Indonesien)
Chupungnyong (Süd-Korea
Puerto Montt (Chile)
Maputo (Mozambique)
Antalya (Türkei)
Vatikanstadt
Hongkong (China)
Santanyi (Mallorca, Spanien)
PISA II: DEUTSCHE SCHÜLER HABEN WENIG AHNUNG VON COMPUTERN

Schule macht dümmer

Von Burkhard Schröder

PisaDas Pisa-Konsortium Deutschland hat ihre zweite Studie vorgestellt. Unter Federführung der OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) wurden von Schüler in 31 Staaten getestet, wie gut sie für die "Herausforderungen der Wissensgesellschaft" gerüstet sind.

Die erste Pisa-Studie aus dem Jahr 2000 hatte den deutschen Schülern bescheinigt, im internationalen Vergleich nur unteres Mittelmaß zu sein. Die Autoren der aktuellen Untersuchung betonen, dass nichts dagegen spräche, die beiden Studien miteinander zu vergleichen. Fazit: in einigen Bereichen wie Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften sind die Deutschen ein wenig besser geworden, in anderen schlecht geblieben. Der Abstand zu den Spitzenreitern ist jedoch riesig: In Hongkong, Südkorea und Finnland sind die Schüler im Fach Mathematik den Deutschen mehr als ein Schuljahr voraus.

Die deutsche Schule ist wie bisher eine Klassenschule - Kinder aus sozial benachteiligten Familien haben weniger Chancen als in anderen Ländern. Die Risikogruppe umfasst rund ein Fünftel alle Schüler - und deren Leistungen drücken den Durchschnitt kräftig nach unten. Besonders benachteiligt sind Immigranten-Kinder. Der Pisa-Forscher Manfred Prenzel sagte auf der Pressekonferenz am 6. Dezember: es gebe eine "krasse Koppelung zwischen Herkunft und sozialer Kompetenz". Das ist in den anderen Staaten der OECD - außer Belgien und Ungarn - nicht so wie in Deutschland. Nicht der "Migrationshintergrund" als solcher ist entscheidend für die Leistungen, sondern die Tatsache, dass Migranten in Deutschland stärker benachteiligt sind. Nur in Portugal hat man als Kind von hübsche KolleginEinwanderern noch weniger Chancen.

Die PISA-Studie II umfasst 416 Seiten - man kann kaum erwarten, dass das jemand liest. In den Medien tobt daher die Schlacht um die Luft- und Deutungshoheit. Gertrud Höhler macht im Magazin Focus die Rechtschreibreform und die "Funktionärswirtschaft" für die miserablen Ergebnisse verantwortlich. Die "Berliner Morgenpost" lässt Experten zu Wort kommen, die das deutsche Schulsystem in Frage stellen. Die "Neue Zürcher Zeitung" wie auch die PISA-Studie selbst weisen aber darauf hin, dass keine direkten Schlüsse möglich sind, welche Schulart welche Bildung oder nicht ergäbe. Jeder sagt offenbar, was er oder sie schon immer gesagt hat, ganz gleich, was im voluminösen Pisa-Band steht. Manfred Prenzen beklagt im Tagesspiegel:
"Es schockiert mich schon ein bisschen, wenn die gleichen Journalisten, die die mangelhaften Lesekompetenzen der Schüler anprangern, nicht in der Lage sind, die Pisa-Tabellen richtig zu lesen." (Prenzel meint natürlich nicht die gleichen, sondern dieselben - aber man kann nicht alles haben.)

Außergewöhnlich schlecht sind deutsche Schülerinnen und Schüler, wenn es um Computer und das Internet geht. Wer das Kleingedruckte liest, muss anhand der Fakten und Statistiken zugeben: nicht die Schüler, sondern die Schule und die Art des Unterrichts sind daran schuld, dass in Deutschland zwar ein "überdurchschnittliches Interesse", jedoch bei vielen Schülern eine im internationalen Vergleich "unterdurchschnittliche Vertrautheit" mit den neuen Medien zu beobachten ist.

Die Pisa-Forscher haben die Computer-Nutzer in vier Gruppen unterteilt: die Enthusiasten, die Pragmatiker, die Freizeitnutzer und die unerfahrenen Computer-Nutzer. Deren Lernfähigkeiten und Wissen wurden mit dem Verfahren der Latent-Class-Analyse getestet. "Nutzung" des Computers bedeutet u.a.: Programme für Textverarbeitung und Tabellenkalkulation sowie Lernprogramme zu benutzen, aber auch Musik aus dem Internet herunterzuladen und Strategiespiele. Die Enthusiasten umfassen laut der Pisa-Studien II mehr als die Häfte als Nutzertypen, die Pragmatiker rund ein Viertel, die Freizeitnutzer 15 und die Unerfahrenen knapp zehn Prozent. Die beiden letzten Kategorien sind "potenzielle Risikogruppen":
"Wahrend es den Pragmatikern offensichtlich an Kompetenzen im Umgang mit neuen Medien mangelt, gelingt es den Freizeitnutzern nicht, ihre Motivation und Fertigkeiten in schul- und programmbezogene Computeraktivitäten umzusetzen."(S. 185) Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen sind statistisch nicht signifikant.
Pisa
Im Gegensatz zu englischsprachigen und den skandinavischen Ländern stellen die Forscher "deutliche Rückstände" der deutschen Schülerschaft fest:
"Deutschland gehört (zusammen mit Belgien, Korea und der Schweiz) zu den Ländern, in denen eine regelmäßige Computernutzung am wenigsten verbreitet ist und in denen der Anteil der Schülerschaft, die der Schule eine wichtige Rolle beim Erwerb computerbezogener Kenntnisse zuschreibt, am geringsten ist."

Ein Fünftel der 15-Jährigen habe "so gut wie keinen Idee darüber entwickelt, für welche Zwecke und wie man einen Computer angemessen nutzen könnte. Mangelnde Zugangsmöglichkeiten spielen "keine Rolle." Medienkompetenz entwickelt sich also nicht automatisch dann, wenn ein Computer vorhanden ist, sondern nur, wenn man man in der Lage ist, das Medium richtig anzuwenden. Die Pisa-Studie sieht daher schwarz: die Risikiogruppe, also die Freizeitnutzer und die Unerfahrenen, habe erhebliche Nachteile im Berufsleben zu befürchten. Die Studie kann sich sogar einen Seitenhieb gegen die Schule und die Lehrer nicht verkneifen:
"Schülerinnen und Schüler, die ihre Computerkenntnisse vornehmlich in der Schule erwerben, weisen gegenüber den Gruppen, die diese andersorts erwerben, einen deutlichen Kompetenzrückstand auf und gehören weit überdurchschnittlich häufig der Gruppe der Unerfahrenen an."(S. 189)

In der Schule sollen wir für's Leben lernen. Wenn es so bleibt, lernen Schüler jedoch zu Hause am eigenen Rechner offensichtlich besser, mit Computern und dem Internet umzugehen.

Wie machen es andere Länder (besser)? Spiegel online berichtet über das klassische Einwanderungsland Kanada, "das schon 2000 auftrumpfte und diesmal insgesamt auf dem fünften Platz landete", dort gebe es
ein integriertes Schulsystem. Die Kinder werden mit sechs Jahren eingeschult und besuchen bis zur zwölften Jahrgangsstufe eine Gesamtschule. Eine interne Differenzierung in unterschiedliche Bildungsgänge findet erst ab der zehnten Klasse statt, indem die Schüler auf hochschulvorbereitende oder
berufsbildende Bildungsgänge verteilt werden."

Pisa
Viele kanadischen Städte sind für deutsche Verhältnisse der Inbegriff des Multikulti, aber anders, als sich die hiesigen "Ausländerbeauftragten" das vorstellen können. Omid Nouripour, Mitglied des Bundesvorstands der Grünen, schreibt auf seiner Website:
"Zwei unterschiedliche Ansätze verfolgen die klassischen Einwanderungsländer USA und Kanada. Im Schmelztiegel ("melting pot") der Vereinigten Staaten übernehmen die Zuwanderer den "American way of life", sobald sie ihren Fuß auf US-Boden setzen. Kanada möchte dagegen ein Mosaik ("cultural mosaic"). Dort geht man davon aus, dass die Nation stärker wird, wenn die Einwanderer ihre kulturelle Vielfalt mitbringen und alle Kanadier von ihnen lernen können."

Integration der Einwanderer - ohne Leitkultur und ohne Assimilationszwang - ist offenbar das beste Rezept, kluge Schüler zu produzieren. "Multikulti" nach deutschem Rezept - Folklore ohne politische Integration - ist allerdings Unfug und führt zu den Ergebnissen der aktuelle Pisa-Studie.

Dieser Artikel erschien in andere Form am 09.12.2004 bei Telepolis, dem einzigen deutschen Online-Magazin, das diesen Namen verdient (außer spiggel.de natürlich). Die Foto zeigen die Pressekonferenz am 06.12. im Haus des Bundesrats.


---------------------------------------------------------------------------------------------

BURKS ONLINE 09.12.04
Alle Rechte vorbehalten.
Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.

Benutzer-Profile anzeigenPrivate Nachricht sendenE-Mail sendenWebsite dieses Benutzers besuchen
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:      
Neues Thema eröffnenNeue Antwort erstellen


 Gehe zu:   



Nächstes Thema anzeigen
Vorheriges Thema anzeigen
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.


Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group :: FI Theme :: Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde