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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
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BeitragVerfasst am: 25.10.2004, 20:12 Antworten mit ZitatNach oben








MEDIEN
Dokumentation25. Oktober 2004
BURKS' FORUM
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DAS BILD DES TAGES
Zusammenfluss von Rio Guaviare und Rio Atabapo, Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela, ©Burks
DOSSIER: QUO VADIS DJV BERLIN
Teil 1: "Morbus politicus marginalis" (Burkhard Schröder, 24.10.2004)
Teil 2: "Der Fall Boehncke", Hans-Werner-Conen, 13.12.2004)
Teil 3: "Tatort DJV Berlin" (Burkhard Schröder, 15.12.2004)
Teil 4: "Presseball: die rechte Idee?" (Burkhard Schröder, 19.12.2004)
Teil 5: "Dringlicher Appell" (Ehrenmitglieder des DJV Berlin, 09.02.2005)
DOSSIER: DJV IN DER KRISE
Teil 1: "Hyperventilierende Freizeit-Stalinisten" (Hans-Werner Conen, 26.06.2004)
Teil 2: "Fremdwort Solidarität" (Burkhard Schröder, 27.06.2004)
Teil 3: "Der moderne Herrenmensch liebt Versager" (Hans-Werner Conen, 13.07.2004)
Teil 4: "Kindergarten für Erwachsene" (Jörg Wachsmuth, 14.07.2004)
Teil 5: "Hornberger Schießen, reloaded" (Burkhard Schröder, 21.07.2004)
Teil 6: "Die wichtigsten Fragen und Antworten" (Burkhard Schröder, 01.08.2004)
Teil 7: "Unaufhaltsamer Aufstieg zum Arbeiterführer" (Hans-Werner Conen, 02.08.2004)
Teil 8: "Verein Berliner Journalisten auf der Siegerstraße" (Hans-Werner Conen, 07.08.2004)
Teil 9: "Ein trügerischer Friede" (Burkhard Schröder, 08.09.2004)
Teil 10: "Im Osten nichts Neues" (Ein Frontbericht von Hans-Werner Conen, 20.09.2004)
Teil 11: "Die Welt als Wille und Vorstellung" (Burkhard Schröder, 04.10.2004)
Teil 12: "Das Wünschen und Wollen und die Wirklichkeit" (Burkhard Schröder, 05.10.2004)
Teil 13: "Der DJV hadert mit Berliner Richtern" (Wolfgang Kiesel, 06.10.2004)
Teil 14: "Verbandstag in die Tonne - außer Spesen nichts gewesen" (Hans-Werner Conen, 07.10.2004)
Teil 15: "Avanti Dilettanti! Wie man jeden möglichen Fehler auch wirklich macht" (Hans-Werner Conen, 15.10.2004)
DOSSIER: WARUM EINE JOURNALISTEN-GEWERKSCHAFT?
Dossier: Diskussion über die provokanten Thesen eines DJV-Mitglieds aus Baden-Württemberg
Teil I: "Haben Journalisten-Gewerkschaften noch eine Zukunft?" (21.01.2004, Hans Werner Conen)
Teil II: "Solidarität ist eine Waffe - 12 Thesen für eine starke Gewerkschaft" (31.01.2004, Burkhard Schröder)
Teil III: "Konsens ist Nonsens - anything goes" (09.02.2004, Hans Werner Conen)
Teil IV. "Treu und fördernd" (10.02.2004, Thomas Schelberg)
Teil V. "Den neo-liberalen Teufel austreiben"
Teil VI. "Niedergang streng nach Vorschrift" (06.03.2004, Hans-Werner Conen)
Teil VII. "Ausschluss eines "Arbeiterführers"? (23.05.2004, Hans Werner Conen)
Teil VIII. "Maulheldentum älterer Herren" (18.06.2004, Offener Brief Hans Werner Conens an Michael Konken)
DOSSIER: UNTER JOURNALISTEN
Unter Journalisten 1
Unter Journalisten 2
Unter Journalisten 3
Unter Journalisten 4
Unter
Journalisten 5

Unter
Journalisten 6

Unter
Journalisten 7

- Dossier: Querelen im DJV - Landesverband Berlin.
Vgl. www.recherchegruppe.tk
MEINE ARTIKEL

Ausgewählte Artikel in deutschen und internationalen Print- und Online-Medien von 1990 bis heute
MEDIEN-ARTIKEL AUF SPIGGEL.DE (AUSWAHL)
Bilder als Waffen?
Eine Replik auf die TAZ
Enthauptung im Irak
Darf man das Video zeigen?
Chinesisches Internetposting gesucht
Repressalien gegen Sekten-Mitglieder in der VR China
Wir basteln uns eine Terrorismus-Meldung
Die Anschläge in der Türkei
Sex, Landser und Rosamunde Pilcher
Will das Publikum keine seriösen Informationen?
Wir sind alle Illuminaten
Verschwörungstheorien im Internet
FOCUS Online - die Mutter aller Quellen
...und immer an das Urheberrecht denken!
Pimmel auf Busen
Über die russische Mädchen-Band Tatu
MEINE BÜCHER (AUSWAHL)
Aussteiger
Wege aus der rechten Szene [2003]
Nazis sind Pop
2000, erweiterte Neuauflage 2004
Tron - Tod eines Hackers
1999, Linksammlung und Dokumente
Heroin - Sucht ohne Ausweg?
1993, Online-Ausgabe (download), Links
WETTER
Nieuw Nickerie (Surinam)
Qulaybiyah (Tunesien)
Norah Head (Leuchtturm) (Australien)
Pjöngjang (Nordkorea)
Barcelona (Catalunia)
One Hundred Fifty Mile House (Kanada)
Bagdad (Irak)
Schrobenhausen (Deutschland)

[DOSSIER: QUO VADIS DJV BERLIN? 1]

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat auf dem ausserordentlichen Verbandstag am 16. Juli 2004 seine beiden Landesverbände Berlin und Brandenburg ausgeschlossen und beschlossen, zwei neue Landesverbände zu gründen (vgl. die Presseerklärung des DJV sowie den Pressespiegel). Auf burks.de/ spiggel.de erscheinen zu diesem Thema in loser Folge Artikel mit konträren Positionen. Hier ein Kommentar zur außerordentlichen Hauptversammlung des DJV Berlin am 23. Oktober 2004. Er richtet sich nur an Mitglieder des DJV-Landesverbands mit verbandspolitischem Tunnelblick. Beiträge von Kolleginnen und Kollegen, die sich an der Diskussion beteiligen wollen, sind willkommen und werden hier gern publiziert.

Morbus politicus marginalis
von Burkhard Schröder

Politik im Wasserglas

Er will am liebsten weitermachen, weil er davon überzeugt ist, dass keiner so gut regiert wie er - mit der Fürsorge und Kleinkariertheit eines Provinzbürgermeisters. So schreibt das Nachrichtenmagazin Der Spiegel sinngemäß über Erwin Teufel, den Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg. Es ist von einer Krankheit die Rede, dem Morbus Politicus. Irgendwann hält sich jeder für unersetzlich, auch der, der einmal angetreten war, um die von ihren Posten zu verjagen, die sich für unersetzlich hielten. König Alexander I.
Was im Großen gilt, gilt auch für das Kleine: dort heisst der Befund jedoch Morbus politicus marginalis. Der Deutsche Journalisten-Verband, Landesverband Berlin, hat ca. 3400 Mitglieder; weniger als zehn Prozent davon haben am 23. Oktober den neuen alten Vorsitzenden gewählt. Will sagen: der überwältigenden Mehrheit der Mitglieder ist es herzlich egal, wer den Laden führt. Ein relevanter Teil derjenigen, die zu den Mitgliederversammlungen erscheinen, würde den Vorsitzenden, wer auch immer das ist, vermutlich auch dann in seinem Amt bestätigen, wenn der mit Verbandsgeldern einen Angriffskrieg gegen Liechtenstein anzettelte.

Die Berliner Zeitung schreibt am 25.10.2004: "Der nach internen Streitereien und dem Austritt von mehr als 500 Mitgliedern stark geschwächte Berliner Journalistenverband hat die Chance auf einen personellen Neuanfang vertan. [...] Der Wahlsieg Kulpoks am Sonnabend war keine Überraschung. Haben doch viele seiner Gegner nach den Wahlen vom Juni den Landesverband längst verlassen und sich dem neu gegründeten "Verein Berliner Journalisten" angeschlossen. Und so musste sich Kulpok im Interconti auch keinen kritischen Fragen stellen..."

Und wieder die drängende Frage; wen interessiert's? Die Antwort: nur den journalistischen Nachwuchs. Der DJV Berlin, von seiner Größe her eher einem Sport- oder Hundezüchterverein vergleichbar, eignet sich jedoch hervorragend als Simulation von Politik. Politik im Wasserglas und im Windkanal - zum Üben für die spätere Realität im Großen.

Unter Verbandsjournalisten

Es gibt zwei Arten von Journalisten: Journalisten und Verbandsjournalisten. Es gibt auch nur zwei Sorten von Juristen: diejenigen, die in freier Wildbahn zurechtkommen und die, die Verbandsjuristen werden. Der Deutsche an sich hat eine starke Affinität zu Ämtern, insbesondere dann, wenn diese mit wenig Arbeit, jedoch mit eingebildeter Ehre und Nähe zur Rittmeister ReinhardtProminenz und Pseudo-Prominenz verbunden sind. Die interessanteste Frage, die sich ein Völker- und Verbandskundler stellt, wenn Journalisten sich nach Posten drängen, die für ihre Arbeit nicht wirklich wichtig sind, ähnelt der des "Tatort"-Kommissars: Was ist das Motiv? Ist es der Ruhm, der nicht weiter als bis zu den Wänden des Versammlungslokals ausstrahlt? Die Aussicht, nach Jahren der Zugehörigkeit zur journalistischen Kuschelgruppe automatisch geehrt zu werden - und sich für diese Ehre noch nicht einmal ein Gummibärchen kaufen zu können? Die Eitelkeit, im sehr kleinen Kreis Macht zu haben oder die sich einzubilden? Was zum Beispiel ist das Motiv Bernd Martins? Der Chefredakteur der Märkischen Gärtnerpost - der "Monatszeitung für Garten- und Siedlerfreunde im Brandenburgischen" - ist Gelegenheitsautor für das Infoblatt der PDS - "Linker Bote" - und hat sich mit Hilfe der "Kader" des VJJ zum Vorsitzenden (!) des DJV Brandenburg wählen lassen. Die politischen Biografien Martins und seines Stellvertreters Torsten Witt würden jedem Lehrbuch über deutsche Leitkultur zur Zierde gereichen.

Der neue Vorstand in Berlin besteht aus dem Rentner Alexander Kulpok (Vorsitzender) sowie seinem Stellvertreter Jan-Peter Luther, der in Erfurt den Kinderkanal aufbaute hat und der gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender des VJJ ist. Die stellvertretende Vorsitzende Nicole Borkenhagen ist Dipl.-Kauffrau und "interessiert sich für Reisejournalismus". Der Autor dieser unmaßgeblichen Zeilen interessiert sich für Raumfahrt, hält sich aber bisher nicht für einen Astronauten. Andere journalistische Produkte Tedeumder Dame sind bisher nicht in der Öffentlichkeit aufgetaucht; der Verfasser versagt es sich hier, deutlicher zu werden. Borkenhagens Wahl scheint daher nur das Ergebnis taktischer Überlegungen zu sein. Fragwürdig ist auch die Konstruktion, die Geschäftsführerin gleichzeitig in den Vorstand zu wählen, sagt doch die Satzung des DJV Berlin, dass der Geschäftsführer an den Vorstandssitzungen nur "mit beratender Stimme" teilnimmt. Eine Versammlung, die einen aktiven Gewerkschaftler und prominenten Vertreter der Freien im Sender RBB, Christoph Reinhardt, per Votum abstraft und nicht wählt, weil der - zugegeben! - vom Standpunkt der Massenpsychologie aus ungeschickt agierte, dafür aber eine Nicht-Journalistin zur Stellvertreterin, muss sich fragen lassen, ob es sich vielleicht um einen punktuellen Fall kollektiver geistiger Umnachtung handelt oder um den bisher relativ wenig bekannten Virus Morbus politicus epidemicus.

Die anderen Vorständler sind: Christian Spilgies (Schatzmeister, VJJ, Leiter Gewerberaumvermietung DB Immobilien GmbH), Jeanette Tust (Schriftführerin, VJJ, Studentin), Elisabeth Degen, (Schauspielerin und Pressesprecherin des DJV Berlin, ehemals VJJ), Jörg Wachsmuth (VJJ, JAM FM-Moderator), Gerald Herde (VJJ, Pressesprecher der IDEAL- Versicherungsgruppe), Klaus Lehnartz, Ann Schäfer, Claudia Rittig. Von den elf Vorstandsmitgliedern sind oder waren sieben im "Verband Junger Journalisten". Der Sohn des Vorstandsmitglieds Klaus Lehnartz, Dirk Lehnartz, ist zudem einer der Gründungsmitglieder des VJJ - und wurde selbstredend, warum auch immer, von Kulpok auf die Liste der Delegierten zum Bundesverbandstag gesetzt - und genauso selbstverständlich gewählt, warum auch immer. Die Opposition hätte sich, um die Sache schön rund und klar zu machen, ein Volkskammer-Ergebnis für Kulpok gewünscht und zehn VJJ-Mitglieder im Vorstand. Es ist leider nicht gelungen, das durchzusetzen, auch wegen der Kamikaze-Kandidatur des Gegenkandidaten.

Quod erat demonstrandum: Im Vorstand ist niemand - mit einer Ausnahme -, der die Redaktionen der Berliner Zeitungen repräsentiert, niemand, der in den großen Fernsehsendern arbeitet, die in Berlin ansässig sind, niemand aus den wichtigen Radiosendern. Ausser dem Fotografen Klaus Lehnartz hat wohl niemand einen journalistischen Ruf und ein Standing, das über den doch recht schmalen Tellerrand des Verbandsjournalismus hinausreicht. Der Vorstand des DJV Berlin repräsentiert nicht die Medien in Berlin. Der Vorstand vertritt überhaupt niemanden - ausser den "Verbandsjournalisten", die zehn Prozent der Mitglieder ausmachen. Die Liste derjenigen, die für den Vorstand kandidieren sollten und die der alte und neue Vorsitzende der Versammlung vorlegte, war ohnehin das Produkt einer Hinterzimmer-Kungelei. Nur so kann man erklären, dass etwa der Pressesprecher Gerald Herde, VJJ-Vorstandsmitglied, plötzlich im Vorstand des DJV Berlin sitzt, obwohl er durch Verbandsarbeit bisher nicht angenehm aufgefallen ist. Ergo: die Sache ist ein Trauerspiel.
Denkmal
Ratschläge für einen guten Redner

Die Veranstaltung am 23. Oktober bewies, wie man das ohnehin viel zu selten eigenständig denkende Individuum zum Teil einer Masse machen kann, die nach anderen, ihr eigentümlichen und nicht rationalen Gesetzen funktioniert. Das funktioniert nicht anders als im Ortsverein irgendeiner Partei. Die Psychologie der Masse bestimmt auch kleine Massen.

Elias Canetti schreibt in "Masse und Macht": "Die Kunst des Redners besteht darin, dass er alles, was er bezweckt, in Schlagworten zusammenfasst und kräftig vorbringt, die der Masse zu Entstehung und Bestand verhelfen. Er erzeugt die Masse und hält sie durch einen übergeordneten Befehl am Leben. Wenn er das nur fertiggebracht hat, ist es kaum von Bedeutung, was er dann wirklich von ihr verlangt. Der Redner kann eine Ansammlung von einzelnen auf das furchtbarste beschimpfen und bedrohen, sie werden ihn lieben, wenn es ihm auf diese Weise gelingt, sie zu Masse zu formen."

Eine Masse von einigen hundert Personen ist leicht zu manipulieren, vorausgesetzt, dem Redner gelingt es zunächst, sie als solche - mit der ihr besonderen Gruppendynamik - zu formen. Das Stichwort, den Befehl, wie Canetti es nennt, hatte der DJV-Bundesverband mit seinem Beschluss, die beiden Landesverbände Berlin und Brandenburg zu Parias zu erklären, unfreiwillig geliefert.

Ein guter Redner artikuliert die Gefahr, die von außen dräut, schweisst die Masse so zusammen und schwingt sich zu ihrem Retter und Vollstrecker ihres Willens auf. Eine rhetorisch manipulierte Masse ist so folgsam wie eine Herde Schafe: kein Opponent gegen den Hirten hat auch nur den Hauch einer Chance, wenn die Wölfe die Herde umschwärmen. Canetti: "Zu den auffallendsten Zügen im Leben der Masse gehört etwas, was man als ein Gefühl von Verfolgtheit bezeichnen könnte, eine besondere, zornige Empfindlichkeit und Reizbarkeit ein für allemal als solche designierte Feinde... Der äußere Angriff auf die Masse kann diese nur stärken. (...) Der Angriff von innen ist wirklich gefährlich... Er wird von der Masse als Bestechung empfunden, als 'unmoralisch', da er ihrer klaren und sauberen Grundgesinnung entgegenläuft. " Ein guter Redner achtet daher darauf, dass er der zu manipulierenden Masse schmeichelt: ich gehöre zu euch, wir stehen zusammen, wir alle gemeinsam, ein Volk, ein Verband, ein Vorsitzender. Bedient sich ein Oppositioneller dieser Methode, wird er von der Masse als einer der ihren akzeptiert und darf danach alles sagen, ohne dass man ihn kritisiert. Die von außen bedrohte Masse will nur Positives hören, alles andere betrachtet sie als Verrat. Wer der Masse schaden will, muss das, was er ihr vorschlägt zu tun, als etwas anbieten, das zu ihrem Nutzen sei.

Eine neuer DJV Berlin

Eines muss man als Ergebnis der Wahlen feststellen - der Vorsitzende Kulpok hat nicht nur seine Seele an den "Verband Junger Journalisten" (VJJ) verkauft, sondern scheint fest entschlossen zu sein, den alten DJV Berlin an den VJJ komplett auszuliefern. Das muss nicht automatisch zum Schaden gereichen, zeigte doch der Vortrag des designierten Schatzmeisters und VJJ-Mitglieds Christian Spilgies, welche Schlampereien sich der Vorstand unter der "Regierung" Kulpoks hatte zuschulden kommen lassen: Details über das "System", Gelder zu buchen und zu verwenden und das böse Wort der "bilanziellen Überschuldung" ließen diejenigen, die Soll und Haben unterscheiden können, erschrocken zusammenzucken und sich gruseln. Das "System Kulpok" bedeutete nicht, das Böse und Schlechte zu tun, sondern das Richtige und Gute zu unterlassen. Der Vorstand unter Kulpok hat in der Vergangenheit so gewirtschaftet, dass es im Mittelalter wohl zum Rädern, Teeren, Federn und Vierteilen gereicht hätte. Aber das alles interessierte niemanden, obwohl es in Großbuchstaben und schwarz auf weiß vorgeführt wurde. Man kann das Verhalten der Verbandsmitglieder in Berlin nicht rational erklären, daher muss es wohl mit Religion zu tun haben.
Rekrutierungsbüro
Sehr hübsch das Ambiente: eine journalistische Versammlung mit grimmig blickenden Ordnern, mit Getränkemarken für die VIPs und gesalzenen Preisen für das Fußvolk, Wahlhelfern, die zu einem erheblichen Teil Mitglieder des "Verbands Junger Journalisten" (VJJ) waren, dem Spiritus Rector eben dieses Vereins, der bei den mehrfachen Abstimmungen über den Schluss der Debatte mit herrischer Geste und der Mimik eines Herrenreiters seine Getreuen, die sich im Foyer verlustierten, wieder in den Saal trieb.

Fotografen und Nicht-Mitglieder waren nicht zugelassen - ein lustiges Detail am Rande: es beschreibt den katastrophalen Zustand eines Verbandes, der sich angeblich für ein Informationsfreiheitsgesetz einsetzt. Sogar die Schülerinnen und Schüler der Berliner Journalisten-Schule (die vom Bildungsverein des DJV Berlin getragen wird), durfen nicht teilnehmen, obwohl der Schulleiter schriftlich darum gebeten hatte. Vielleicht hatte das auch einen anderen Grund: die Jung-JournalistInnen nahmen am 27. September an einer Fahrt nach Polen teil, zu der der DJV Berlin seine Mitglieder eingeladen hatte. Einige der Kolleginnen und Kollegen empörten sich über die Tatsache, dass Mitglieder des VJJ im Zugabteil die ultrarechte Zeitung "Junge Freiheit" lasen.(1). Nun ist die Lektüre einer beliebigen salonfaschistischen Zeitung nicht automatisch ehrenrührig, zumal auch der Verfasser gern Feindsender hört - wie in der Vergangenheit die Mitgliederbriefe des Landesverbands - und sogar Peter Scholl-Latour sich für die braun gebrannten KameradInnen einsetzt. Aber die Nachwuchs-Journalisten haben offenbar verstanden, um was es geht und sich dementsprechend verhalten, was für die Ausbildung an der Journalisten-Schule spricht, aber nicht unbedingt für das politische Bewusstsein einiger Verbandsfunktionäre. Verfolgte man einige Diskussionen auf der Hauptversammlung unter den Mitgliedern, muss man ohnehin Zweifel hegen, ob eine Mehrheit den kleinen, aber feinen polischen Unterschied zwischen "Junge Freiheit", "Junge Welt" und "Jungle World" überhaupt hätte benennen können.
Oppositioin
Was bleibt, ist ein schaler Beigeschmack, vielleicht gerade deshalb, weil alles perfekt organisiert und "durchgeführt" worden ist, inklusive der fertigen Listen aller zu Wählenden und den Empfehlungen, genau das zu tun, was dem Vorstand genehm erschien. Und bei den Delegierten zum Bundesverbandstag, die en bloc vorgeschlagen wurden, waren die VJJ-Mitglieder völlig überrepräsentiert, als hätte der Vorsitzende nur den Wunschzettel eines Kulpokflüsterers verlesen. Aber die Spatzen pfeifen es von den Dächern: in wenigen Monaten werden alle Karten neu gemischt. Vielleicht finden sich noch Journalistinnen und Journalisten in der Stadt, die den DJV Berlin retten wollen.

1) Dem Autor liegen zwei eidesstattliche Versicherungen vor, die den Sachverhalt bekräftigen.

Dem investigativen Reporter von spiggel.de, H.U.Sarenstreich, gelang es - trotz des Verbots zu fotografieren - einige enthüllende Aufnahmen von der Hauptversammlung des DJV Berlin am 23. Oktober 2004 zu machen. Bild oben: Einzugs König Alexander I. des Unersetzlichen in die festlich geschmückte Halle im Schloss Interconti. Links neben König Alexander: Zeremonienmeister Seine Durchlaucht Magister Gero Erdbach. 2. Bild von oben: Rittmeister Christoph von Reinhardt (Mitte) scheiterte beim elften Versuch, im Alleingang die feindliche Front zu durchdringen und wird von Magister Gero Erdbach mit dem Hinweis auf die abgelaufene Redezeit erstochen. 3. Bild von oben: Gedenkgottesdienst nach der erneuten Inthronisierung König Alexander I. des Unersetzlichen: die Verbandsmitglieder singen das Tedeum. 4. Bild von oben: Geplantes Denkmal für Alexander I. den Unersetzlichen im Innenhof der Lietzenburg. 4. Bild von oben: Rekrutierungsbüro der Opposition im Gasthof "Zum Katzbach" am 25. Oktober, verstärkter Zustrom von jungen Freiwilligen und alten Frontkämpfern. Unteres Bild: Angriff der Opposition (geplant) nach dem unerwarteten Rücktritt König Alexander I. des Unersetzlichen aus gesundheitlichen Gründen im Mai 2020.



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BURKS ONLINE 25.10.2004
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