Der Mensch an sich ist neugierig. Die Neugier hat die Evolution auch dafür vorgesehen, dass der Homo sapiens sich über das Unbekannte informiere, um sich rechtzeitig vor Gefahren zu wappnen. Das Feuer zieht den Menschen immer an. Es wärmt, vernichtet, erleuchtet. Und der Rauch am Himmel zeigt an, wo das Feuer wütet. Und wenn man auf dem Balkon steht und schwarze Schwaden den abendlichen städtischen Himmel verfinstern, muss man einfach nachsehen, was los ist. So geschah es gestern. Doch wo war der Brand? Südlich des Potsdamer Platzes erstreckt sich das weitläufige Gelände des so genannten Gleisdreiecks, mit brachen Flächen, einem Gewirr stillgelegter Geleise, dem Areal des Museums für Verkehr und Technik - unübersichtlich, für Ortsunkundige wegen zahlreicher Zugänge ein Irrgarten. Der Fahrradfahrer als solcher ist natürlich im Vorteil. Und der Radfahrer mit Presseausweis kommt auch dorthin, wo die Feuerwehr mit strengem Blick das gaffende Publikum zurückhält.

Leider oder zum Glück, dass muss hier festgestellt werden, brannte nichts, was der Rede oder Reportage wert gewesen wären. Nur zahllose alte Bahnschwellen, die vermutlich dort im Gebüsch gestapelt worden waren. Aber es gibt in einer großen Stadt immer Kollegen der Boulevard-Zunft, die ihre Ohr am Polizeifunk oder an sonstigen Quellen haben und beinahe so schnell wie die Feuerwehr sind, wenn irgendwo etwas passiert. Nur wenige Minuten nach der Aufnahme der Fotos kamen schon die ersten an, den Presseausweis in der einen, die Kamera(s) in der anderen, über der Schulter oder sonstwo baumelnd.

Jeder vermutete Brandstiftung, aber ob sich das jemals klären lassen wird, steht in den Sternen. Wie kriegt man alte Bahnschwellen zum Brennen?
Vermutlich weder mit Streichhölzern noch mit einem Feuerzeug, zumal es in den letzten Tagen geregnet hatte. Oder wollte jemand die schweren Hölzer auf bequeme Art loswerden? Zu gebrauchen waren die ohnehin nicht mehr. Asche ist leichter abzutransportieren... Aber ich weiß nicht, wem das Gelände gehört und sehe auch keinen Anlass, meine kostbare Lebenszeit für eine Recherche zu vergeuden.

Zu vermuten, das Feuer sei von denen gelegt worden, die irgendwelche Interessen an dem Gelände haben, wäre schon fast eine Verschwörungstheorie. Und davon hatten wir in diesem kleinen familien- und frauenfreundlichen Forum schon genug in den letzten Tagen. Wenn es Brandstiftung war, dann waren die Täter vermutlich böse Jungs à la Max und Moritz. Und die geneigten Leserinnen und wohlwollenden Leser wollen sicher nicht nur politische und investigativ recherchierte Artikel lesen, sondern sich auch entspannt zurücklehnen und sich unterhalten lassen. Und sei es nur durch den Anblick eines digital lodernden Feuers und durch den wunderschönen Nachthimmel über Berlin.

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BURKS ONLINE 26.05.2004
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