Literarisches Fernweh

san andres

Die Insel San Andrés, Kolumbien (kein deutscher Wikipedia-Eintrag?), liegt auf der Höhe der Küste Nicaraguas, noch nördlich von Bluefields, und war 1979, als ich das Foto gemacht habe, ein verschlafenes Eiland, auf dem nur einige reiche Kolumbianer Urlaub machten. Der 4. November 1979 war mein erster Abend in Südamerika. Ich war von Tegucigalpa, Honduras, nach San Andres geflogen.

Ich lese gerade ein paar Bücher gleichzeitig. Einige lege ich wieder weg, weil sie mir nicht gefallen, andere sind überraschend gut. Weggelegt habe ich nach rund 50 Seiten Christian Baron: „Schön ist die Nacht“. Barons andere Bücher gefielen mir wesentlich besser. Man muss Baron zugute halten, dass er eine Zeit und Personen beschreibt, die in der deutschen Literatur nicht wirklich vorkommen, weil das Proletariat in der herrschenden Meinung nicht existiert, schon gar nicht als Klasse. Ein Mann seiner Klasse, der Kaiserslautern zu einem literarischen Ort machte, war aber eher eine Reportage. Das neueste Werk versucht sich daran, aber die Aufgabe, die Sprache der so genannten „Unterschicht“ zu spiegeln, gelingt Baron nicht. Mira, zahn Jahre jung, war scheu wie ein Reh, aber schlau wie eine Füchsin. Und Juliane, die Kleinste (…) war mit ihren sieben Jahren frech wie ein Marder und im Kopf flink wie ein Wiesel. Ich kenne bessere Vergleiche. Daher schwankt der Stil zwischen der direkten Rede, die „prollig“ sein und auch noch irgendwie den Pfälzer Dialekt wiedergeben soll, und der Geschichte, die nur dort Atmosphäre erzeugt, wenn es um Dinge geht, die der Autor offenbar aus seiner Jugend gut kennt, wie etwa eine Eckkneipe. Das Buch ist viel besser als alle anderen Romane aus Deutschland, die zur Zeit auf dem Markt sind, aber ich kenne das Milieu aus eigener Erfahrung, nur eben in der Ruhrpott-Version. Ich reisst mich nicht vom Hocker; lieber widme ich mich den zahllosen ungelesenen Sachbüchern, die hier herumliegen.

Das erste, was mir in die Finger geriet, war Christian Y. Schmidts Allein unter 1,3 Milliarden: Eine chinesische Reise von Shanghai bis Kathmandu. Ein ganz großartiger „Reiseführer“, bei dem ich fast in jeder Zeile schmunzeln, oft schallend lachen muss. Ein Rezensent schrieb ganz richtig: Ein Buch, „das bestens neben den Werken von witzigen Reisebuchautoren wie Bill Bryson oder Douglas Adams bestehen kann“. Ich habe Lust bekommen, nach China zu reisen. Aber wann? Und wie lange? Und ich kann auch nur wenige Wort Mandarin.

Als ich darüber sinnierte, fiel mir auf, dass fast alle meine Reisen und Interessen von irgendwelchen Büchern beeinflusst wurden, die ich schon als Kind und Junge gelesen habe.

Konquistadoren
Illustration aus „Mit den Konquistadoren ins Goldland“

Ich schrieb 1997 bzw. 2020: Hans Hauser ist eine literarische Figur, die zum Glück und zu Recht vergessen worden ist. „Mit den Konquistadoren ins Goldland“ hieß das Buch, erschienen im Jahr 1958 in Stuttgart, von einem ebenso vergessenen Autor: Blonde deutsche Männer sorgen in fremden Landen für Ordnung, bekehren heidnische wilde Indianer und erleben prächtige Abenteuer. Der Held ist frei erfunden, nicht jedoch die Nebenfiguren: der leutselige Ambrosius Dalfinger, der tapfere Georg Hohermuth von Speyer, der stolze Philipp von Hutten und der finstere Nikolaus Federmann, Gründer von Bogota.

„Was so durch kindliche Eindrücke, was durch Zufälligkeiten der Lebensverhältnisse in uns erweckt wird, nimmt später eine ernstere Richtung an, wird oft ein Motiv wissenschaftlicher Arbeiten, weiterführender Unternehmungen.“ Das schreibt Alexander von Humboldt über das Motiv seiner Reise.

Bei mir kamen für meine Südamerika-Affinität Am Rio de la Plata und In den Cordilleren dazu, Bücher, die ich beide verschlungen habe, sogar mehrfach, später noch Das Vermächtnis des Inka.

reisen humboldts
Reiseweg Alexander von Humboldts nach Südamerika, Mexiko und Kuba, aus: Alexander von Humboldt: „Südamerikanische Reise“. Das Buch hat mich 1998 durch Venezuela begleitet.

Im nächsten Jahr will ich unbedingt nach Israel. Ich habe, als ich 13 oder 14 war, Leon Uris‘ Roman Exodus gelesen. Das Buch hat mich zutiefst beeindruckt und bis heute gefesselt. Mein Israel-Bild hat sich seitdem auch nicht viel geändert. Man sollte auch es allen Arabern zwangsweise zum Lesen verordnen. Heute gehören natürlich Hatufim und Fauda zum Bildungscanon.

Es könnte also so kommen: 2023 Israel, 2024 China, 2025… eigentlich ist es überall interessant. Der Urwald Kolumbiens ist immer empfehlenswert, aber ich müsste vorher dann noch Schießen und Krav Maga üben. Und letzteres hat mir mein Chirurg verboten.

anden peru
Leider bin ich mir nicht ganz sicher, wo ich diese Foto der Abenddämmerung in den peruansichen Anden gemacht habe. Ich tippe auf Winay Wayna, einen Tagesmarsch vor Machu Picchu. Ich war da zwei Mal, aber der Bergkamm sieht irgendwie anders aus.

Qual der Wahl bei den Rios

Fotos aus Lateinamerika

Welches hänge ich nun wo auf im Schlafzimmer? Auf eines der drei selbst fotografierten Bilder muss ich beim stationären Fahrradfahren immer gucken. Die Motive sind der Leserschaft schon bekannt: Der Rio Urubamba in Peru, der Rio Branco in Brasilien und der Rio Beni in Bolivien.

Vermischtes oder: In case you missed it

mariupol
Mariupol, noch Ukraine

– Venezuela darf nicht mehr bei der UN mitstimmen, weil die Regierung die „Beiträge“ nicht bezahlt hat.

– Finfisher ist pleite.

– Die Deutsche Welle darf nicht mehr aus Russland und aus Afghanistan senden.

– Die Online-Präsenz der Bild-Zeitung ist in Russland gesperrt.

– Der Terror gegen Israel hat wieder Opfer gefordert.

– Nurses protest against COVID policy at a hospital in Shanghai. Die Schulen bleiben geschlossen. Vielleicht werden die Chinesen ihre Strategie ändern.

– Die Ukrainer wollen das Rote Kreuz boykottieren.

– Die Lakaien der herrschenden Klasse in Peru wollen den linken Präsidenten loswerden.

– Rund 30 Prozent der US-Amerikaner misstrauen der Wissenschaft.

Südafrika steht zu Russland.

– Es gibt da noch diese Stellvertreterkriege im Jemen und in Berg Karabach.

– Ich rate von Reisen nach Mali ab.

– Die Regierung in Belize geht gegen die Selbstverwaltung der Maya vor.

– Eine Splittergruppe der FARC ist wieder in Kolumbien aktiv.

– Die mexikanischen Zapatistas brauchen deutsche Übersetzer.

– Ich habe die Blogroll upgedated.

Inca Trail, revisited

inca trail

Noch ein Foto vom camino de los Incas, auch bekannt als Inca Trail, aufgenommen im Januar 1980. Das muss ungefähr in 4000 Metern Höhe sein, am dritten Tag des Marsches nach Machu Picchu. Man kann gut den Weg aus Steinen erkennen, den die Inka damals haben anlegen lassen.

Valle de Pakaymayu

Pakaymayu

Auf dem „Inca Trail“ in Peru – mein damaliger Reisebegleiter pausierte erst einmal vor Schreck, da wir nach der höllischen Passüberquerung am zweiten Tag der Wanderung auch noch über die Bergkette mussten, die da vor uns liegt. Das Foto habe ich um Januar 1980 gemacht. Wir waren rund 4200 Meter hoch.

Nach Vergleichen ähnlicher Bilder von Nachgeborenen bin ich mir sicher: Es ist das Tal des Pakaymayu. Heute ist da irgendwo ein Zeltlager, damals war da gar nichts.

Ich habe noch etwas dazu in meinem Reisetagebuch gefunden: …Am nächsten Morgen regnet es, und wir marschieren den ersten kleinen Pass durchnässt hoch. Ab Huayllabamba [das stimmt nicht, gemeint ist Wayllabamba: die Häuser, die man heute auf Fotos sieht, waren damals auch noch nicht da], wo der Weg rechts hoch in der Berge geht, wird die Strecke mörderisch, ist aber mit einigen Pfeilen gekennzeichnet. Um drei Uhr Nachmittags mas o menos kommen wir in Llulluchapampa an (…).

Die Gegend ist urwaldähnlich, Lianen und Krüppelkiefern, aber extrem steil nach oben. Paul (ein Belgier, der zeitweilig mit ins unterwegs war), muss sehr oft pausieren. Wir kochen ein bisschen und legen uns mit Pisco ins Zelt und beobachten einige triefende Gringos, die weiter oben zelten wollen.

Die Nacht ist sehr kalt und nass. Der Aufstieg zum ersten Pass (4.200m) sieht leicht und kurz aus, ist aber das Gegenteil. Wir sind schon fertig, als wir endlich oben ankommen. (Da habe ich das Foto gemacht.] Wir helfen zwei anderen Gringos, ihren Gaskocher zu löschen. Die vier Ami-Frauen sind schon aufgebrochen, ebenso der „ältere“ Herr. Runter geht es einfacher. Wetter und Sicht sind großartig.

Unten am Fluss rasten wir, pan con queso und Marmelade (gegen mein Veto essen die beiden anderen jetzt schon alles auf). Dann der Aufstieg nach Runkuraqay. um dritten Pass ist es relativ einfach, nur das letzte Stück zieht sich…

Runkuraqay ist eine putzige kleine runde „Burg“ mit mehreren Räumen, aber leider trotz überdachtem Schlafplatz voller Gringo-Müll. Ich verarzte eine Amerikanerin, die von irgendetwas gebissen worden ist. Kurz vor dem eigentlichen Pass links zwei schmuddelige Seen. Oben auf 3860m herrliche Sicht nach beiden Seiten…

Cusco, revisitado

Cusco

Cusco, Peru, fotografiert 1984. Ich muss aber an die hiesige Lateinamerika-affine Schwarmintelligenz appellieren: Ich kriege ums Verrecken nicht heraus, von wo ich das Foto gemacht haben könnte. Es könnten natürlich der Mirador de Plaza Sán Cristobal sein – aber das passt nicht. Vor allem verwirrt mich die Kirchturm (?), der eben nur eine Öffnung hat. Wenn man einschlägig sucht, kommt nichts, was passt. Ich dachte erst, dass es wohl die Iglesia de San Pedro am Hauptmarkt sein könnte, weil das langgestreckte Dach eben zur Markthalle passen würde, aber das kann nicht stimmen, sogar wenn das Foto seitenverkehrt eingescannt worden sein sollte.

Habemus Castillo!

peru coast
Die Küste Perus und die Ausläufer der Anden, auf dem Flug von Lima nach Kuba, August 1984

Pedro Castillo ist offiziell neuer Präsident Perus. Castillo war von 2005 bis 2017 Mitglied der Partei Perú Posible und ist seit 2020 Mitglied der Partei Freies Peru, die als marxistisch-leninistisch gilt. Die Rechte schäumt, die hiesige „Linke“ schweigt.

Ich schrieb hier vor kurzem: Passend ist auch, dass die „Linke“ nichts zum neuen linksradikalen Präsidenten von Peru sagt. Der ist ein Alptraum für unsere Linksidentitären, zu denen sich leider sogar die „Konkret“ gesellt hat. Pedro Castillo ist gegen die Homo-Ehe, will Flüchtlinge unerwünschte Einwanderer abschieben (was auch Israel macht) und ist gegen Abtreibung. Er besinnt sich – ich schrieb es schon – auf das Kerngeschäft der „Linken“ – it’s the economy, stupid. Der Rest ist Lifestyle.

Ich möchte gar nicht wissen, was der marxistisch-leninistische Präsident von Gendersprache hält.

Der Fetisch des erinnerten Geldes

cents guyanamünzen Nicaraguasoles perumünzen Belizemünzen Honduras

Un puente – no es tan peligroso

Interoceanica sur

Das Foto habe ich 1984 gemacht – von der Ladefläche eines LKW aus – auf einer der damals gefährlichsten Straßen (Teil der Interoceanica Sur) der Welt. [Vgl. auch On the road again (07.10.2020), Interoceanica, revisited (21.01.2020) und On the Road (22.11.2018)]

Cusco, visitado de nuevo

cusco peru

Cusco, Peru, Blick auf den Plaza de Armas. Geradeaus, also auf der östlichen Seite des Platzes, die Iglesia de la Compañía de Jesús, links die Kathedrale.

Ich kriege nicht heraus, von wo aus ich das Foto Ende Juli 1984 gemacht habe, da die Autos von Google natürlich nicht Treppen steigen können. Ich vermute, dass ich in der Calle Ccoricalle war, westlich der Suecia.

Aus meinem Reisetagebuch:
Wir besichtigen [nach der Rückkehr von Machu Picchu] fast nichts mehr. Das archäologische Museum ist ständig wegen Personalstreiks geschlossen. Gestern verübte auf der Straße zum Markt ein ungeschickter ladrón ein Shampoo-Attentat auf mein Hemd, wohl um meine vermeintliche Verwirrung zu einem kleinen Raub oder Taschendiebstahl auszunutzen, was zum Glück nicht gelang [weil er das Shampoo auf mein Hemd statt in meine Augen spritzte – ich bin für peruanische Diebe zu groß].

Die Abende verbringen wir zumeist in einem der Restaurants in der Procuradores, die da sind: Comida de Dioses – einmal und nie wieder [gibt es nicht mehr]. Kukuly [ist heute offenbar eine Pizzeria], teuer, aber ganz nett, am besten natürlich die Pizzeria [ist heute Mia Pizza, war 1979 die einzige Kneipe, in der sich Touristen trafen, 1984 gab es schon mehrere], deren größter Teil der Gerichte auf der Speisekarte aus dem Ursprungslokal El Corsario [gibt es nicht mehr] herbeitransportiert werden muss. Unten [an der Plaza] hat ein neues Lokal eröffnet unter deutscher Leitung, es gibt Bob Marley und den neuesten „Spiegel“. (…)

Abends spät gehen wir ins Varayoq [oder Varayoc] oder ins Las Violinas, eigentlich die beste Bar, nur ziemlich voll und gestört von besoffenen peruanischen Machos, die um jeden Preis eine Gringa abschleppen wollen…

Eine Gegend

landscape Peru

Irgendwo in den Ausläufern der Anden in Peru (1984). Leider kann ich nicht mehr genau bestimmen, wo das war – entweder im Bus von Cusco nach Lima oder, was wahrscheinlicher ist, von der Ladefläche eines LKWs aus fotografiert auf dem Weg von Puerto Maldonado auf der Interoceanica Sur, zwischen Urcos und Cusco. Es könnte in der Nähe des Parque Arqueológico Tipón gewesen sein.

Die Lage

soljanka
Die Soljanka muss zur Lektüre passen und umgekehrt.

– Die Lage in Peru – doch halt, lassen wir die bürgerliche Presse zu Wort kommen: „Das Comeback des Marxismus“. Als ehemaliger Deutschlehrer muss ich das Denglisch bemängeln: Die „Rückkehr des Marxismus“ klingt besser. Ein Gespenst geht um usw.. Mal sehen, wann die US-Amerikaner die ersten Sanktionen verhängen.

Castillo war von 2005 bis 2017 Mitglied der Partei Perú Posible und ist seit 2020 Mitglied der Partei Freies Peru, die als marxistisch-leninistisch gilt. Er vertritt wirtschaftspolitisch linke bis linkspopulistische Positionen, auch wenn er sich selbst als „progessiv“ und nicht marxistisch definiert. So spricht er sich für die Verstaatlichung und Teilverstaatlichung von Infrastruktur und Rohstoffförderung und eine Erhöhung der Ausgaben für Bildung und Gesundheit aus. Er distanzierte sich aber vom Kommunismus und Chavismus. Ihm werden gleichzeitig Verbindungen zu einer Unterorganisation des Leuchtenden Pfads vorgeworfen.

Guter Mann! Von dem könnte die hiesige Linke was lernen: „Klima“, „nachhaltig“, „soziookölogisch“, „genderdings“ gibt es bei ihm nicht. Er besinnt sich aufs Kerngeschäft der Linken. So überzeugt man die Massen.

kuchen
Heute Nachmittag zu Ehren des Genossen Pedro Castillo gebacken!

– Die Lage in Wokistan: An der Universtität Oxford (!) wollen sie die Bilder der Queen abhängen. Ist Kolonialismus und so. Mein Rat: Zwangsarbeit im Steinbruch Studenten ans Fließband und auch sonstwo in die Produktion!

– Die Lage bei den Grünen: Gibt es irgendwo einen Annalena-Baerbock-Lebenslauf-Liveticker? (Variante: Gibt es irgendwo einen Armin-Laschet-Lebenslauf-Liveticker?)

– Die Lage bei der CDU: Jemand von denen „will wegen der wachsenden Zahl antisemitischer Vorfälle das Staatsbürgerschaftsrecht ändern. Wer gegen Juden hetzt, soll nicht Deutscher werden können.“ Das ist ja eine großartige Trollerei. Man sieht die Grünen und die Linken die Lippen zusammenbeißen und murmeln: Dazu sagen wir jetzt nichts.

– Die Lage in Nordkorea: Hatte ich schon über das Uhrenarmband von Kim Jong Un berichtet?

– Die Lage in Gor: We are expecting two to three feet of drama this evening with bullshit blowing in from all directions.

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Ausstattung: Golan Heights Winery Gamla Syrah Galilee-Galiläa 2018

Durch die Wüste

wüste

Die Küstenlandschaft von Peru, fotografiert aus einem Bus von Cusco nach Lima, Anfang August 1984.

Palacio arzobispal

Palacio arzobispal de Lima

Der Palast des Erzbischofs von Lima (Palacio arzobispal de Lima), Peru, fotografiert 1984. Heute ist es fast unverändert, der Fleck auf dem gelben Haus links ist immer noch da. Aber interessant ist ein Foto aus dem Jahr 1860 – da sieht der Palast wie eine Bruchbude aus.

Huancayo, backstage

Huancany

Fotografiert in Huancayo, Peru, am 29.12.1979

Basilica minor und Sex

kathedrale lima peru

Die Kathedrale von Lima, Peru. Was eine Basilica minor ist, wusste ich bisher nicht. Auch beim Unterschied zwischen Kathedrale, Basilika und Dom musste ich erst nachgucken.

Am 20.12.1979 war ich zum ersten Mal in Lima und blieb ein paar Tage. Meinem Reisetagebuch entnehme ich, dass ich in Lima im Erotik-Museum war. Beim zweiten Mal kam ich am 29.02.1984 am Flughafen an; am 05.08. flog ich von Lima nach Kuba. Wann genau ich das Foto gemacht habe, weiß ich nicht mehr.

Andin

anden

Irgendwo in der peruanischen Anden, aufgenommen 1979 oder 1984. Unten sieht man einen anderen Bus, der sich die Serpentinen hinaufquält.

Palacio de Torre Tagle

Palacio de Torre Tagle

Palacio de Torre Tagle, Lima, Peru, fotografiert entweder im Februar oder im August 1984. Der Besitzer José Bernardo de Tagle Bracho y Pérez de la Riva, Schatzmeister der spanischen Flotte, hat ihn Anfang des 18. Jahrhunderts bauen lassen. Heute ist er gestrichen und beherbergt das Außenministerium.

Aufstieg im Nebel

inca trail

Aufstieg am Morgen im Nebel, ca. 4.000 Höhenmeter, auf dem so genannten „Inca trail“ oder auch camino de los Incas nach Machu Picchu, Peru. Das Foto zeigt meinen damaligen Reisebegleiter (Januar 1979).

Mehr Fotos zum Thema: El Camino de los Incas (04.01.2012).

Noche triste in Sumbay, reloaded

sumbay

Über den peruanischen Ort Sumbay heisst es irgendwo im Internet: „The village of Sumbay, at an altitude of 4,127 m, is located 88 km from Arequipa, behind the Misti volcano, on the road to Cailloma. It is known mainly for its caves decorated with magnificent cave paintings dating from the Paleolithic period. 6,000 or 8,000 years old, they represent human figures, camelids and pumas.“

Leider habe ich von den Wandmalereien und anderen Relikten aus der Altsteinzeit nichts mitbekommen, ich wusste damals auch gar nicht, dass es sie gab.

Ich schrieb hier am 18.07.2013: …die besch…eidenste Nacht (…), die ich auf meinen vielen Riesen je durchlebt habe. Sumbay ist eine winzige Bahnstation auf der Strecke zwischen Arequipa im Südwesten Perus und Juliaca, das fast am Titicacasee im Osten liegt. In Sumbay ist rein gar nichts, außer ein paar Werkstätten und Häusern für Bahnarbeiter, ein gottverlassenes Nest, das man noch nicht einmal per Google Earth findet, außer man weiß, wo man suchen muss.

Wir kamen (1984) mit einem klapprigen Bus aus Chivay nördlich von Arequipa – am östlichen Ende des Valle de Colca – in den Anden und hatten lange mit dem Busfahrer diskutiert, wo man uns absetzen sollte, damit wir den Zug nach Juliaca abpassten. Es reichte ja nicht, die Bahnstrecke zu finden, sondern der Zug sollte dort auch halten. Man muss wissen, dass die Straße, wenn man sie so nennen will, manchmal über 5000 Meter hoch liegt (vgl. Foto). Der Bus keuchte und spotzte vor sich hin. Dementsprechend kann es dort schweinekalt werden, und man sollte dort überhaupt nur reisen, wenn man die Höhe gewohnt ist und genügend Zeit hatte, um sich zu akklimatisieren. (Das ist eine ernst gemeinte Warnung! Mit der Soroche ist nicht zu spaßen, und es gibt dort auch keinen Rettungshubschauber des ADAC.)

Wenn man auf der Karte ein wenig nach links (nach Westen) schwenkt, erkennt man eine Straße und eine scharfe Kurve: Das war die Stelle, an der man uns aus dem Bus komplimentiert hat, nicht ohne uns zu erklären, dass der „Weg“ nach Sumbay nicht lang und auch leicht zu finden sei. (Vgl. obiges Foto – wir mussten dort hinunter) Meine damalige Begleiterin und ich trugen übrigens beide Rücksäcke, die um die 15 bzw. 20 Kilo wogen.

Dummerweise war es grad schweinekalt, aber nicht so kalt, dass es geschneit hätte. Dafür fing es an zu schütten dergestalt, dass wir nicht nur bis auf die Knochen nass wurden, sondern auch rechts und links von uns schlammige Sturzbäche ins Tal strömten, sodass wir knöcheltief durch Wasser, Geröll und Schlamm stapfen mussten. Wer die Regenzeit in den Anden kennt, der weiß, dass das richtig gefährlich werden kann. Der Weg war ohnehin nicht mehr zu sehen, es ging nur steil hinab ins Tal. Vermutlich sahen wir aus wie Höhlenforscher, die in ein Schlammloch gefallen waren, als wir endlich unten ankamen.

Wir hatten gehofft, Sumbay sei eine Ortschaft, womöglich mit einer Art Restaurant. Pustekuchen. Da war rein gar nichts, und die Bahnarbeiter sagten uns, der Zug käme mitten in der Nacht – wir hatten also noch sieben oder acht Stunden Zeit. Und das in unserem Zustand.

Ich habe fast jedes Gebäude in Sumbay betreten. In der Gasse auf dem Foto war ein Haus (links, die blaue Tür) mit einem trockenen Raum, und eine alte Frau versprach uns, eine Suppe zu kochen, die aber nur lauwarm war, so dass sie uns nicht wärmte. Noch nicht mal Kaffee hatten sie. Immerhin durften wir dort bibbernd im Trockenen sitzen.

Traurig war auch, dass ich Durchfall bekam und in der Dunkelheit im Regen alle 15 Minuten einen Platz suchen musste, um das zu verrichten, was bei Durchfall angesagt ist. Eine Toilette oder fließendes Wasser gab es im ganzen Ort nicht. Das war nicht wirklich lustig.

Ich glaube, ich habe mich nie im Leben so auf die Ankunft eines Zuges gefreut wie in Sumbay. Der kam nach Mitternacht und war für peruanische Verhältnisse luxuriös. Man konnte sich sogar waschen und hinlegen. Der Schaffner, der uns freundlich hineinbat, grinste sich eins. Vermutlich dachte er: Wer so bescheuert ist, nach Sumbay zu reisen, der sollte auch nicht jammern.

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