Ach übrigens, ich bin hetero
Foto: Einstellungsgespräch im Film- und horizontalen Gewerbe (Symbolbild)
Ein starkes Argument für Homosexuelle, sich bei einem Vorstellungsgespräch für einen Job zu outen:
Ich kann aus der Reaktion des Arbeitgebers schließen, woran ich bin. Möchte ich die nächsten Jahre acht Stunden am Tag in einem Unternehmen verbringen, in dem ein Vorgesetzter Probleme mit Homosexuellen hat? Ein klares: Nein.
Aber: Wenn ich bei einem Vorstellungsgespräch sagen würde: „Ach übrigens, ich bin hetero“, was würde man denken? „Der hat was gegen Schwule, also gibt er an, er sei hetero, weil er sich Vorteile davon verspricht.“ Oder so ähnlich.
Wenn es nach mir ginge, wäre die Frage nach der sexuellen Orientierung bei Einstellungsgeprächen verboten. Ausnahme wäre natürlich ein Einstellungsgespräch im Bordell.
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9 Kommentare zu “Ach übrigens, ich bin hetero”
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Ein schönes Beispiel dafür, dass es heutzutage auf Fachkompetenz ganz zuletzt ankommt.
8 Stunden täglich unter Irren – wirklich eine verdammt lange Zeit.
„Ey Chef, wat ich noch sagen wollte: Ich bin trisexuell!“
„Was`n dat?“
„Menschen, Tiere, Sensationen!“
Hä?
Warum ist die sexuelle Orientierung bei der Arbeit in einem Bordell relevant?
Gutes Argument. Ich gehe aber davon aus, dass ein schwuler Mann sich nicht unbedingt in einem Hetero-Bordell bewerben sollte.
In einem Bordell in dem Männer sexuelle Dienstleistungen von Frauen nachfragen wäre es für einen Mann sicher schwierig als Prostituierter zu arbeiten, aber nicht aufgrund seiner sexuellen Orientierung, sondern einfach wegen seines Geschlechts. Selbstverständlich gäbe es hier Nischen, wie z.B. Arbeit als Drag Queen. Einer Karriere als Geschäftsführer, Facility Manager oder Sicherheitsbeauftragter stünde rein gar nichts im Wege.
In einem hypothetischen Bordell für Frauen, die sexuelle Dienstleistungen von Männern suchen wäre er auch als Liebesdiener nicht fehl am Platze.
Es gibt doch sicher auch weibliche Prostituierte, die lesbisch sind und Männer als Kunden bedienen.
Wenn diese Frage eine Rolle spielt, dann habe ich als Personalchef versagt. Es sei denn, ich muß Fußballer einstellen. Da könnten nicht Heteros für den erforderlichen Druck von hinten sorgen um die restlichen hochbezahlten Schlappschwänze nach vorne zu treiben.
Die Vorstellungsgespräche in D gleichen einem Verhör, vermutlich einmalig in der Welt. Das Verbot einzelner Fragen wird daran nichts ändern. Unfähig, aus einem kurzen Gespräch, die Körpersprache einbeziehend, Entscheidungen zu treffen, quälen die Arschlöcher von Personaler die Bewerber mit stundenlangen pseudopsychologischen Fragen. Am Besten im Assessment-Center, der Kampfarena der kleinen Krawattenträger um den besten Futternapf. Der beste Lautsprecher möge gewinnen. Da geht es nicht mehr um Qualifikation. Der beste Blender, der dem Chef in den Arsch kriechen kann, gewinnt.
Ich habe selbst zeitweise Arbeiter und Akademiker eingestellt. Oft sogar nach telefonischer Bewerbung, ohne Bewerbungsmappe. Die Gespräche fanden nicht in meinem engen Büro statt, sondern in einem lockeren Rundgang auf dem Bauhof und in den Büros der Mitarbeiter. Kein einziger war eine Niete. Ein schriftlicher Arbeitsvertrag hat nie einer gefordert. Alle waren zufrieden ohne.
Neigungen, Familienverhältnisse, Freizeitvergnügen und Hobbies der Bewerber haben mich nie interessiert. Es entstanden wohl aus dem Grund einige Freundschaften mit den Mitarbeitern, die bis heute anhalten. Sie mußten sich nicht bereits bei der Bewerbung nackig ausziehen. Jeder hat jedem seinen Freiraum gelassen. Die Freiheit, die Freiheit von Angst, schafft Gemeinsamkeit im Unterschiedlichen.
@Ludwig der Träumer
„Der beste Lautsprecher möge gewinnen. Da geht es nicht mehr um Qualifikation. Der beste Blender, der dem Chef in den Arsch kriechen kann, gewinnt.“
Was meinst Du, woran liegt das?
Wollen alle nur Liebe? Von Fremden? Von ausnahmweise gut Gekleideten?
Wie sieht es in einem Wesen aus, dass Schleim über alles braucht?
Was der Welt fehlt, ist Instant-Schleim. Den könnt man trocken mit sich führen(glibbert nicht so). Bei Bedarf im Vostellungsgespräch in den Händen reiben und auf dem (runden) Tisch Richtung „Gesprächs-Partner“ verschmieren. Das wirkte(s.o) und würde als aktives engagiertes Verhalten interpretiert.
Ansonsten immer mal wieder Hesse/Schrader lesen:
http://www.berufsstrategie.de/
Das macht selig.
@Trittbrettschreiber
Bei fast allen Coachs wirst du geholfen. In wenigen Stunden zum Schnäppchenpreis fit gemacht für den Krieg um den besten Futternapf.
Das erinnert stark an die esoterische Bewegung des positiven Denkens. Meine Gedanken hierzu: http://www.kritisches-netzwerk.de/forum/die-ideologie-des-positiven-denkens
Sicher ist es hilfreich, sich auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Es spricht auch nichts gegen externe Berater. Wenn diese jedoch die Schleimspur zum Personaler mir ins Hirn schmieren, wird’s bedenklich. Ich lasse mich fremdsteuern, bin nur noch ein Redeautomat, der auf vorhersehbare Fragen antwortet. Die Etiketten des respektvollen natürlichen Umgangs miteinander spielen keine Rolle mehr. Nur noch Blendwerk. Es geht nur noch um monetär berechenbare Gleichschaltung. Vorstellungsgespräche und Assessment-Center kommen inzwischen Vergewaltigungen gleich, die den Auserwählten zur Hure konditionieren.
Der Mensch hat den Mut zu seiner Souveränität verloren, wohl durch Schule, die immer währende Scheiße, die uns seit Jahrtausenden durch eine Elite und den Pfaffen eingehämmert wird (dem menschlichen Abschaum, der immer noch oben schwimmt). Wenn er sie nicht wieder findet, wird er sich durch die Inzucht der geistigen Gleichschaltung selbst entsorgen.
@Ludwig der Träumer
„Der Mensch hat den Mut zu seiner Souveränität verloren“
Mut zeigt sich an Grenzen.
In unserer Job-Achterbahn ist noch viel zu viel Spass. Es ist ja auch unterhaltsam, künstlichen Terminologien zu folgen und sie, solange modern, nachzusabbern.
Es hat allerortens den Anschein, als möchte heute niemand mehr einen Job, um essen zu können und Miete zu zahlen, sondern man verfolgt „`smarte Ziele“‚(zumindest im Vorstellungsgespräch). Wenn dann aber die an Schärfe mehr und mehr zunehmende Schere zwischen der Glibber-Sabber-Krawatten-Bewerbungs-Atmosphäre und der Darmbakterien-Realität spürbar wird, wächst langsam auch der Mut, ab nun nicht mehr mit dabei zu sein.
Stichwort G.W.:
Wieviel Entscheidungskraft braucht es, von einem 7€-Job in Hartz4 zu gehen, wenn man nicht selbst längst bereit ist in das Gehackte zu pinkeln, zumal es auch noch bezahlt wird? Gut, die Ehre, der Anstand, der Berufs-Ethos(z.B. u.a. das Journalimus-Thema). In dieser heutigen Arbeitswelt? Also nehmen wir weiter die 6@ Differenz zum 1€ Job und jammern, drohen und stöhnen normativ erwünscht und angepasst im Chor jener, die von der Gewissheit leben und zehren, dass andere im Schmuddel-Imbiss nebenan noch schlechter bezahlt werden.
Der Link auf Hesse/Schrader sollte in diesem Sinne ironisch sein. Ironie ist ein sensibles und nicht leicht zu justierendes Instrument und auch nur in Zeiten einsetzbar, in denen auch die Rezipienten hochsensibel dafür sind.
Aber wir halten noch viel aus, da bin ich sicher.