Geldschöpfung der Banken als Vermögensrechtsverletzung oder: Der automatische Fetisch der Vulgärökonomen

„Das Geldschöpfungs-Privileg der Banken hat keine Grundlage im geltenden Recht. Eine prinzipien- und verfassungsorientierte Gesetzgebung wird es daher klarstellend aufheben.“ (Michael Köhler (emeritierter Professor für Strafrecht): „Humes Dilemma – oder: Was ist Geld? „Geldschöpfung“ der Banken als Vermogensrechtsverletzung“, in „Festschrift für Wolfgang Frisch zum 70. Geburtstag“, Verlag Duncker & Humblot, zitiert nach EF Magazin. [Wikipedia: „Politikwissenschaftler sehen in der Zeitschrift weltanschauliche und personelle Überschneidungen mit der Neuen Rechten.“])

Man kann Geld zwar drucken, aber nicht „schöpfen“. Ich höre schon wieder die Gesellianer trapsen.

Das Kapital erscheint als mysteriöse und selbstschöpferische Quelle des Zinses, seiner eignen Vermehrung. Das Ding (Geld, Ware, Wert) ist nun als bloßes Ding schon Kapital, und das Kapital erscheint als bloßes Ding; das Resultat des gesamten Reproduktionsprozesses erscheint als eine, einem Ding von selbst zukommende Eigenschaft; es hängt ab von dem Besitzer des Geldes, d.h. der Ware in ihrer stets austauschbaren Form, ob er es als Geld verausgaben oder als Kapital vermieten will. Im zinstragenden Kapital ist daher dieser automatische Fetisch rein herausgearbeitet, der sich selbst verwertende Wert, Geld heckendes Geld, und trägt es in dieser Form keine Narben seiner Entstehung mehr. Das gesellschaftliche Verhältnis ist vollendet als Verhältnis eines Dings, des Geldes, zu sich selbst. Statt der wirklichen Verwandlung von Geld in Kapital zeigt sich hier nur ihre inhaltlose Form. Wie bei der Arbeitskraft wird der Gebrauchswert des Geldes hier der, Wert zu schaffen, größren Wert, als der in ihm selbst enthalten ist. Das Geld als solches ist bereits potentiell sich verwertender Wert und wird als solcher verliehen, was die Form des Verkaufens für diese eigentümliche Ware ist.

Es wird ganz so Eigenschaft des Geldes, Wert zu schaffen, Zins abzuwerfen, wie die eines Birnbaums, Birnen zu tragen.

Und als solches zinstragendes Ding verkauft der Geldverleiher sein Geld. Damit nicht genug. Das wirklich fungierende Kapital, wie gesehn, stellt sich selbst so dar, daß es den Zins nicht als fungierendes Kapital, sondern als Kapital an sich, als Geldkapital abwirft.

Es verdreht sich auch dies: Während der Zins nur ein Teil des Profits ist, d.h. des Mehrwerts, den der fungierende Kapitalist dem Arbeiter auspreßt, erscheint jetzt umgekehrt der Zins als die eigentliche Frucht des Kapitals, als das Ursprüngliche, und der Profit, nun in die Form des Unternehmergewinns verwandelt, als bloßes im Reproduktionsprozeß hinzukommendes Accessorium und Zutat. Hier ist die Fetischgestalt des Kapitals und die Vorstellung vom Kapitalfetisch fertig. (…)

Für die Vulgärökonomie, die das Kapital als selbständige Quelle des Werts, der Wertschöpfung, darstellen will, ist natürlich diese Form ein gefundnes Fressen, eine Form, worin die Quelle des Profits nicht mehr erkenntlich und worin das Resultat des kapitalistischen Produktionsprozesses- getrennt vom Prozeß selbst – ein selbständiges Dasein erhält. (Karl Marx: Das Kapital, Bd. 35, MEW 25)

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Kommentare

7 Kommentare zu “Geldschöpfung der Banken als Vermögensrechtsverletzung oder: Der automatische Fetisch der Vulgärökonomen”

  1. Carsten Thumulla am März 25th, 2014 2:00 pm

    Die Kritik betrifft nicht den Zins sondern die Teilreserve, die Tatsache, daß mehr Geld verliehen wird als vorhanden ist. Das ist tatsächlich nicht in Ordnung. Es führt aber zu einer Vermehrung und Verbilligung der Kredite. Folglich hat dieses System die Nase vorn und man kann nur noch jammern über den juristischen Mißstand. Banken verwalten Verbindlichkeiten. Ja, Geld wird geschöpft, ohne es zu drucken. Giralgeld ist Dein Suchwort.

    Gruß
    Carsten

    „Zwei Räuber kamen in die Bank,
    der eine dick, der andre schlank.“
    OTTO

  2. FDominicus am März 25th, 2014 3:14 pm

    Ja und wie lange fordern die „Österreicher“ das schon? Aber nein die Sozialisten aller Farben wissen es ja „besser“

    Hier ist die korrekte Ansicht über das Teilreservesystem:
    „Wie sollte dieselbe Geldwerteinheit dem Einleger verfügbar bleiben und zugleich der Bank für Darlehensgebung nutzbar sein dürfen?“ Genau diese – von Gesetz und Bankverträgen nur duldsam verschwiegene – Verdoppelung der Einheit gebiert neues Geld aus dem Nichts. Diese Geldschöpfung ist zwar keine förmliche Geldfälschung, aber sie ist nach dem materiellen Verbrechensbegriff „ein vergleichbares Vermögensverschiebungsdelikt“, sagt der Strafrechtsprofessor. Denn „der Vorgang wirkt wie das Münzverschlechtern“.

    Aber das will ja keiner verstehen. Bin mal gespannt ob es Burks kapiert….

  3. lepus am März 25th, 2014 10:54 pm

    @FDominicus
    „Aber das will ja keiner verstehen. Bin mal gespannt ob es Burks kapiert….“
    Das interessiert ihn nicht – Marx hat dazu nichts gesagt und Sozialisten waren noch nie an Geldwertstabilität interessiert.
    Dafür echauffieren sie sich liebend gerne über den Nebenkriegsschauplatz Zinsen.

  4. Serdar am März 26th, 2014 1:09 am
  5. Ossiblock am März 26th, 2014 10:49 am

    „Vulgärökonomen“

    Mittlerweile ist selbst dieser Begriff nur noch Schmeichelei.
    Diese Spinner haben mit Ökonomie nichts zu tun. Genauso wie ein Gärtner kein „Vulgärchirurg“ ist.

  6. Ano Nym am März 26th, 2014 11:12 pm

    @Carsten Thumulla:

    Die Kritik betrifft nicht den Zins sondern die Teilreserve, die Tatsache, daß mehr Geld verliehen wird als vorhanden ist. Das ist tatsächlich nicht in Ordnung.

    Durch welchen Vorgang wurde denn deiner Meinung nach das schon „vorhandene“ Geld in die Welt gebracht?

  7. Carsten Thumulla am März 27th, 2014 6:50 am

    @Ano Nym
    Geld ist immer eine Schuld, es bezeichnet ein offenes Handelsgeschäft. Sind alle Waren getauscht, so gibt es kein Geld.
    http://thumulla.com/artikel/Was_ist_Geld.html
    http://thumulla.com/artikel/Geld_ist_handelbare_Schuld.html

    Nur wenn in einem Handelsgeschäft zwei Menschen zwei Waren mit ihren zwei Händen so tauschen, daß Berühren und Loslassen gleichzeitig erfolgen, entsteht keine Schuld, hat keiner gleichzeitig beide Waren. In jedem anderen Falle entsteht eine Schuld. Die Schuld ist das zu Begleichende. Fälscht jemand Schulden, so betrügt er. Geldschöpfung des Staates oder der Banken ist Betrug. Die einzelne Kreditvergabe einer Bank selbst, die Doppelbuchung, die Bilanzverlängerung, ist es nicht, sondern das Teilreservesystem. Evolutionär hat aber Teilreserve, also Betrug, die Nase vorn. Die Entwicklung der Welt geht zu Lüge und Betrug im allgemeinen. Teilreserve hat gewonnen. Das ist nicht aufzuhalten. Das Gejammere über Zins ist hirnlos.
    In einer Welt von Banken, die nur mit Deckung arbeiten, und Banken, die mit Teilreserve arbeiten werden die mit Teilreserve überleben. Das ist bereits passiert. Es gibt nur noch Teilreserve. Der Entwicklungsdruck geht jetzt folglich auf Verringerung der Teilreserve.

    Zu bedenken ist auch, das das Geld für die Teilreserve vom Staat stammt. Das meinst Du sicher. Das ist staatlich geschöpft, also auch durch Betrug in die Welt gekommen.

    Um diesen Betrug zu vermeiden muß die Schuld von beiden Seiten verwaltet werden, als Kerbstock zum Beispiel. Mit Kerbstöcken kann man nicht handeln. Sind mehrere Personen beteiligt, so braucht man eine Schuldverwaltung, die alle überprüfen können. Deshalb wurde die Warenbindung des Geldes, Metallmünzen, nur langsam aufgegeben. Im Papiergeld ist kein Wert, nur die Spekulation darauf, daß es bestehen bleibt. Bei Bitcoin und Co. verwaltet die gemeinsame Datenbank die Schulden. Dazu folgt noch ein Artikel von mir.

    Selbstzitat: „Sind alle Waren getauscht, so gibt es kein Geld.“
    Deshalb benötigt das System ja Senken für das Geld, das betrügerisch in die Welt kommt, die Bad Banks. Da kann man es ohne großes Konkursgeschrei verschwinden lassen. Das Erzeugen des Geldes ist kein Problem, das besorgen Staat und Banken. Das Verschwindenlassen des Geldes ist das Problem, deren Problem, denn sie wollen ja neues erzeugen!

    Es ist ein Jammer, was alles, auch von gestandenen Ökonomen, über Geld geschrieben wird. 90% haben es nicht verstanden — mindestens.

    @Burks
    Ich weiß, es ist grausam, wenn man jahrelang etwas studiert oder geglaubt hat, das sich dann als wertlos oder irreführend erweist. Da studiert jemand Philosophie und baut seinen Doktor, und dann ist alles wertlos, Schwindel, dummes Gesülz.
    Verabschiede Dich von Marx und Co. Das Zeug ist wertlos, zu fast 100%. Die wenigen guten Gedanken passen auf kaum fünf Seiten.

    Sorry, bissel viel Werbung heute, aber Burks hat ja ein dickes Fell.

    Carsten

    Fuck the NSA / FuckPic
    http://thumulla.com/artikel/Fuck_the_NSA.html

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