Die Schwarze-Katze-Analogie
Man müsste diese Analogien auch für Ökonomie benennen können: „Philosophie“ wäre die Frage zu stellen, ob es nachvollziehbare Gesetze der Ökonomie gebe. „Metaphysik“ wäre zu behaupten, es gebe keine und „der Markt“ sei ein höheres Wesen mit künstlicher Intelligenz. „Theologie“ ist Volkswirtschaftslehre. „Wissenschaft“ wäre die Methode von Marx und der klassischen bürgerlichen Ökonomie, die immerhin versucht hat, die Gesetze wirtschaftlichen Handelns und deren Voraussetzungen zu verstehen.
Februar 12, 2014 | abgelegt unter Science
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8 Kommentare zu “Die Schwarze-Katze-Analogie”
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Bis zum Punkt Marx absolut richtig. Es gibt auch heute noch seriöse Wirtschaftswissenschaftler, Hypothesen aus mehr oder weniger brauchbaren Theorien ableiten und empirisch überprüfen. D.h. Prozesse/Mechanismen erklären (Gesetze) statt nur verstehen und beschreiben. Das Problem ist dass die öknomischen Theologen a la Sinn und co die öffentliche Debatte und das Bild der Ökonomen prägen, wo sie wissenschaftlich gesehen kleine Lichter sind. Eine differenzierte Sicht täte dem Blog an der Stelle mal gut, statt sich immer über alles zu erheben weil vor 30 Jahren mal 3 Scheine zu Marx erworben wurden und bisschen kritisch reflektiert. Das fällt dann auch unter Kategorie 1: wirtschaftliche Philisophie.
Die Neoklassik nimmt eine andere Perspektive als die klassische politische Ökonomie ein. Sie stellt ab auf individuelle Nutzenkalküle, auch bekannt als marginalistische Revolution. Der neoklassische Markt kann man sich am besten als eine Auktionshalle vorstellen, auf dem sich über die Preissignale ein allgemeines Gleichgewicht ergibt. Im Neoliberalismus übernimmt er die Rolle des Milieus für die kulturelle Evolution.
@MH
„Eine differenzierte Sicht täte dem Blog an der Stelle mal gut“
Das wird hier wohl nicht geschehen. Ökonomie geht doch viel einfacher im Schwarz-Weiß-Modus.
Auch wenn dabei machmal so lustige Bilder erscheinen wie das von den regulierenden Notenbanken als Systemkomponenten des Kapitalismus.
Wer die Ökonomie durch die Brille des Marxismus betrachtet, sucht die scharze Katze mit einem abgebrannten Kerzenstummel und schreit dabei dauernd „I found it“
@ernte23
Auch die Neoklassik sucht mit einer Kerze, die nur noch flackert. Ökonomie ist keine Physik ohne wenn und aber. (o.k. komme mir keiner mit Schrödingers Katze. Ich weiß, da flackert sogar das „flashlight“)
Wer die Ökonomie in ihrer Komplexheit jenseits Marxistischer Totschlagstheoreme ein wenig besser verstehen möchte, dem sei Tomas Sedlaceks „Die Ökonomie von Gut und Böse“ empfohlen.
Gut geschrieben und aufschlussreich (auch für Marxisten!)
Nach wie vor ist die Neoklassik (hierzu zähle ich die allgemeine Gleichgewichtstheorie und die Spieltheorie) meines Wissens der Kern des VWL-Studiums hierzulande und auch sonst in den Industrieländern. Da es sich um ein Karrierestudium handelt, kommen so ausgebildete Absolventen in wichtige Positionen innerhalb der Gesellschaft. Deswegen kann man die Neoklassik nicht einfach als alten Hut abtun. Vielmehr sind einige Ökonomen sogar stolz darauf, dass ihre Theorien jetzt endlich einmal an der Börse angewendet werden, indem z.B. die Spieltheorie in Algorithmen eingeht usw..
Was die Neoklassik ausblendet, ist, dass die kapitalistische Produktionsweise inhärent krisenhaft sein könnte. Unter den neoliberalen Hardlinern finden sich dann solche, die das durchaus zugeben, aber aus dem Bug ein Feature machen im Sinn vom Preis der Freiheit usw..
@ernte23
Naja – auch ein alter Hut schützt vor Sonne und Wind :-)
Noch nicht einmal der Marxismus ist nur Quark.
Das Schlimme an den Ökonomen ist, dass viele ihr Fach als mehr oder weniger exakte Wissenschaft ansehen, vergleichbar mit Naturwissenschaft.
Das wirkt dann im Extrem z.B. Bei Marxisten gelegentlich erheiternd.
Der Einfluss der Neoklassik, den ich hauptsächlich meine, hat mehr mit dem Umstand zu tun, dass wie bei den allermeisten Studiengängen der spätere Job, wenn überhaupt, nur einen indirekten Bezug zur abstrakten Formelwelt des universitären Elfenbeinturms hat. Ein so ausgebildeter Mensch hat vor allem eingebläut bekommen, dass es einen theoretischen Zustand des allgemeinen Marktgleichgewichts gibt, bei dem vom Staat abstrahiert werden kann, soweit, dass man sich fragt, wozu er überhaupt existiert. Von dort ist es dann nicht mehr weit bis zur FDP-Formel: Privat vor Staat. F.A. von Hayek, einer der Väter des Neoliberalismus, sah die Aufgabe der Wirtschaftswissenschaften gerade darin, die Vermarktwirtschaftlichung der Gesellschaft zur Entthronung der Politik voranzutreiben, als Wissenschaft im Dienst der Ideologie also. Die Heerscharen von BWL- und VWL-Absolventen, die jedes Jahr die Unis verlassen, sind mithin anfällig für unhinterfragtes Abnicken marktwirtschaftlicher Reformen… irgendwie hat man das auf der Uni schonmal gehört, muss also richtig sein.
Übrigens war die Neoklassik nicht zuletzt eine Antwort auf Marx‘ Kritik der politischen Ökonomie. Ferner kommt es mir so vor, als stempelte in Deinen Augen jede Bezugnahme auf Marx die betreffende Person zum Marxisten. Das ist aber verkehrt.
@ernte23
„Ferner kommt es mir so vor, als stempelte in Deinen Augen jede Bezugnahme auf Marx die betreffende Person zum Marxisten.“
Mag sein, häufig ist es wohl auch so.
Wenige machen den nötigen Unterschied zwischen dem brillianten Analytiker der gesellschaftlichen Situation seiner Zeit und dem gescheiterten Propheten einer quasireligiösen Erlösungsbewegung.
[…] schrieb hier am 12.02.2014: “‘Philosophie’ wäre die Frage zu stellen, ob es nachvollziehbare Gesetze der […]