Proletarier aller Länder, verschlüsselt euch!

decrypt device

Tagesspiegel (via Fefe): „Andreas Baum, Pirat und Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus, wirft der Polizei vor, bei einer Personenkontrolle auf illegalem Wege sein Handy ausspioniert zu haben.“

Nur zum Mitschreiben: Irgendjemand wurde anlasslos kontrolliert. Andreas Baum war zufällig in der Nähe. Deswegen wollte ein Beamter sein Handy auch „durchsuchen“: „Der Beamte habe gesagt: ‚Ich werde schon nicht in Ihren Nachrichten rumgucken, oder haben Sie etwas zu verbergen?'“

Ja, ich habe etwas zu verbergen: Alles das, was den Staat nichts angeht, zum Beispiel meine Adressbücher und Verbindungsdaten, an wen ich welche SMS geschrieben habe usw.. Ein Smartphone ist von allen Geräten natürlich das per default unsicherste. Das bedeutet aber nicht, dass man es nicht benutzen oder resignieren sollte.

Hier gibt es eine (englische) Anleitung: „How to set lock screen and security options on Galaxy S3“, und hier eine Anleitung: „How to set up Face Unlock on your Android phone“. Und hier: „How to make your Samsung Galaxy S3 more secure“.

Sehr nützlich auch von der kanadischen Piratenpartei Encrypt Everything und die Androiden-Toolbox, sozusagen die Mutter aller deutschsprachigen Android-Tutorials.

Es muss natürlich jeder und jedem klar sein, dass die Hersteller von Smartphones alles tun werden, um Sicherheit für die Endanwender so unbequem wie möglich machen. Sicherheit widerspricht dem Geschäftsmodell. Das ist ja auch bei Facebook und Co. so. (Ein weiteres Argument, warum einige naive Vorschläge der Beckmannschen Diskussionrunde am Donnerstag, man brauchte jetzt von allem eine „deutsche“ Version – Suchmaschine und Facebook usw. -, totaler und ahnungsloser Quatsch waren).

Beispiel: Mein Smartphone ist komplett verschlüsselt, nicht nur mit PIN, sondern auch die „Festplatte“ des Geräts. Diese Option gibt es, aber man braucht rund eine halbe Stunde, um das zu tun, muss das Teil am Ladegerät angeschlossen haben, und bei einem Update des Betriebssystems muss man zunächst wieder entschlüsseln (knappe halbe Stunde), updaten und dann wieder verschlüsseln. Da die meisten Leute sogar zu faul sind, sich ein anständiges Passwort auszudenken und zu merken, kann man schon abschätzen, wieviele Smartphones weltweit verschlüsselt sind.

Ein Smartphone ist an sich eine Spionage-Modul, weil es den Standort des Besitzers und das Bewegungsprofil speichert und verrät – das muss man berücksichtigen. Aber ich sehe keinen Unterschied zwischen GPS-Navigationssystemen im Auto und im Smartphone. Deshalb kann man meines Erachtens auch zum Beispiel Find my mobile benutzen – die wissen eh, wo man ist und könnten sogar per „remote access“ das Display des Smartphones aus- und einschalten.

Mein Rat an die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Smartphone-besitzenden Leser: Das Feature aktivieren: „sofortiges Sperren des Smartphones mit dem Ein- und Aus-Knopf“ (ich weiß nicht, wie das bei Smartphones auf deutsch exakt heißt).

Settings | Security | Lock instantly with power key. When you push the power key it locks.

Wenn jemand also das Handy beschlagnahmen will: Auf den „Power“-Knopf drücken und das Smartphone ist sofort gesperrt.

„Einsichtnahme in private Kommunikationsdaten ohne staatsanwaltschaftliche oder richterliche Anordnung“ sei ‚grundsätzlich nicht statthaft'“. Näheres regelt aber der Polizist vor Ort.

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Kommentare

7 Kommentare zu “Proletarier aller Länder, verschlüsselt euch!”

  1. Rolandr am Juli 20th, 2013 11:44 am

    Und man könnte ja auch nachdenken, ob es nur das Profitinteresse ist, das dazu führt, daß die Akkus fest verbaut sind… erst ein Handy, das völlig ohne Strom ist, ist nicht mehr zu orten, wenn ich das recht weiß, ausschalten allein reicht da wohl nicht

  2. rick am Juli 20th, 2013 2:57 pm

    … weil Du da auf „face unlock“ linkst: Du weißt, dass da ein Foto von Deinem Gesicht reicht um das Gerät zu entsperren?

    -> http://www.androidpolice.com/2012/08/03/android-jelly-beans-face-unlock-liveness-check-circumvented-with-simple-photo-editing/

  3. rainer am Juli 20th, 2013 3:04 pm

    ….warum geben die eigentlich diesem Kontrolleur das Handy?….ich würde es nicht aus der Hand geben…..

  4. rick am Juli 20th, 2013 3:15 pm

    Naja, und Du sagst es ja auch selber: „Ein Smartphone ist von allen Geräten natürlich das per default unsicherste.“

    ->http://www.cellebrite.com/forensic-solutions/android-forensics.html

  5. kikujiro am Juli 20th, 2013 7:52 pm

    „…die wissen eh, wo man ist…“

    Das hängt natürlich zwingend davon ab, ob man ein GPS-Navigationssystem oder ein Smartphone wirklich nutzen muss.

    Ich habe weder das eine noch das andere. Und mein mehrere Jahre altes Mobiltelefon (noch ohne Kamera und ähnlichen Firlefanz) liegt mit herausgenommenem Akku zu Hause und wird nur benutzt, wenn ich außerhalb meiner Heimatstadt unterwegs bin. Und auch dann nur sporadisch.

    Wer zwingt eigentlich die meisten Leute, ständig zu telefonieren oder zu smsen? Gefühlt acht von zehn Leuten unter 40 Jahren kommen einem auf der Straße nur noch auf das Smartphone starrend entgegen.

    Mann muss nicht immer, überall und in jeder Minute track- und erreichbar sein. Verwandte, Freunde, Arbeitskollegen wundern sich üblicherweise erst ein wenig, akzeptieren aber sehr schnell diesen Fakt und gehen problemlos dazu über, auf dem Festnetztelefon in der Wohnung oder auf der Arbeit anzurufen, wenn es unbedingt sein muss.

    Probiert es einfach mal aus. Man kann sich der ständigen mobilen Telefoniererei verweigern, was um so leichter fällt, wenn man täglich (gezwungenermaßen) mitbekommt, was Passanten in der Fußgängerzone, die Leute am Nachbartisch vor dem Eiscafé oder der Sitzplatznachbar in der Straßenbahn für „wichtige“ Themen an ihren Mobiltelefonen abhandeln. Ich möchte behaupten, 95 von 100 dieser Telefonate sind so überflüssig wie ein Kropf.

    Tatsache ist: man lebt ruhiger ohne diese digitale Leine.

  6. Android Remote Access : Burks' Blog am November 24th, 2015 5:55 pm

    […] Sagte ich doch schon. […]

  7. andreas am November 25th, 2015 1:08 am

    Zum Glueck gehts Deinem Vater besser als Du erwartetest.

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