Das wird der Markt schon regeln

„Eine Welt der empörend erbärmlichen Bezahlung durch systematisches Unterlaufen des Mindestlohns per verbotenem Akkord, der willkürlichen Lohnkürzungen, eines Klimas des Drucks und der Angst und der gezielten Entwürdigung durch einen Pranger für „Minderleister“, formuliert Spiegel online über die Undercover-Recherche der Kollegin Pia Osterhaus als Putzfrau aka „Reinigungskraft“ in Luxushotels. Günter Wallraff war der „Pate“ für die Recherche.

Das überrascht doch nicht?! Man muss nur die Anhänger der Glaubensgemeinschaft Freie Marktwirtschaft(TM) fragen: Löhne und Arbeitsbedingungen regelt der Markt. Was gibt es da zu „empören“?

Wer jetzt „gerechte“ Löhne fordert, hat bekanntlich laut Marx nichts begriffen: „Nach gleicher oder gar gerechter Entlohnung auf Basis des Lohnsystems rufen, ist dasselbe, wie auf Basis des Systems der Sklaverei nach Freiheit zu rufen“.

image_pdfimage_print

Kommentare

18 Kommentare zu “Das wird der Markt schon regeln”

  1. godwin am Juni 18th, 2013 9:19 am

    hat Marx in frühen Jahren nicht auch noch von der Befreiung der Arbeit an sich geredet (Pariser Manuskripte, Deutsche Ideologie) um dann im Alter nur noch von einer abgespeckten Befreiung von der Arbeit zu faseln (z.B. Anti Dühring) ?

  2. admin am Juni 18th, 2013 9:32 am

    Dazu fällt mir dieser Song ein: http://en.wikipedia.org/wiki/In_the_Year_2525

  3. hdschulz am Juni 18th, 2013 10:11 am

    „Löhne und Arbeitsbedingungen regelt der Markt.“
    Der Markt regelt gar nichts. Die Bürokratie regelt.
    Nur wenn die Regulierung wegfällt, kann Adam Smith’s unsichtbare Hand aktiv werden.
    Marx der Durchblicker und Prophet. Ich stelle mir vor, wie er heutzutage aus seinem Grab aussteigt und seine Prognosen checkt. Bruhahaha.

  4. admin am Juni 18th, 2013 10:15 am

    Er würde sich freuen, weil es meistens Recht behalten hat. Und du bist ein Gesell-Jünger.

  5. der Herr Karl am Juni 18th, 2013 11:37 am

    „Und du bist ein Gesell-Jünger“

    Gustav Landauer, der Anarchist, hielt sehr viel von Silivio Gesell. Er schrieb im „Aufruf zum Sozialismus“ über Gesell:
    „Sehr wertvoll sind darum die Vorschläge, die Silvio Gesell gemacht hat, um ein Geld zu finden, das nicht, wie heute, mit den Jahren an Wert gewinnt, sondern umgekehrt von Anfang an progressiv an Wert verliert, so dass der, der durch Hingabe eines Produktes in den Besitz des Tauschmittels gelangt ist, kein angelegentlicheres Interesse haben wird, als es so schnell wie möglich wieder gegen ein Produkt einzutauschen und so immer weiter.“
    (Wikipedia)

  6. godwin am Juni 18th, 2013 12:49 pm

    dazu fällt mir grad nix ein
    nee – den Zusammenhang raff ich jetzt nicht

  7. admin am Juni 18th, 2013 1:23 pm

    Gesell war ein reaktionärer Sozialdarwinist, Frauenfeind und Vulgärökonom. Die Nazis konnten ihn nur deshalb nicht leiden, weil sein Antisemitismus sich in Grenzen hielt. Guckst du hier:
    https://www.burks.de/burksblog/2013/05/07/verschwundenes-geld-oder-der-irre-selbstzweck-der-freien-marktwirtschaft
    Ich kann hier gern die passenden Zitate posten.

  8. der Herr Karl am Juni 18th, 2013 1:36 pm

    „Ich kann hier gern die passanden Zitate posten.“

    Sehr Gerne!

  9. hdschulz am Juni 18th, 2013 1:38 pm

    Also ehrlich: Lieber Freiwirtschaft als Sozialismus.
    Aber Vegetarier möchte ich nicht werden.

    Und Marx jubelt, weil das verelendete Proletariat die Bourgeoisie via Revolution entmachtet und nun selbst – äh – nein – die klassenlose Gesellschaft alle gleich glücklich macht.
    Und die diversen Materialismus-, Arbeitswert-, Mehrwert-, Verelendungs-, Profitraten-, und sonstigen Kopfgeburtstheorien alle wahr geworden sind.
    Kauf Dir ein paar größere Scheuklappen, sonst erwachst Du noch aus der Märchenwelt.

  10. admin am Juni 18th, 2013 2:18 pm

    Deutschland dürfe „kein Hiren-, Jäger-, Zigeuer- oder Negerstaat“ werden (Gesell; Gesammelte Werke 7, S. 241
    Ziel der „Frewirtschaftler“ ist „Sicherung des physiokratischen Nachwuchsesm die Auslese und die Zerschmetterung des Minderwerwertigen“ (GW 17, S. 95 [und bezogen auf den Menschen]
    Mütter sollen die Schulen für ihre Kinder selbst bezahlen (10, S. 289; 13, S. 57f.) Ziel ist „eine allgemeine Veredelung des Volkes, der Rasse“ (GW 7, S. 22)
    Das ist einfach Nazi-Kacke, und ich sortiere Scheiße nicht nach Geruch.

  11. der Herr Karl am Juni 18th, 2013 2:24 pm

    „Sicherung des physiokratischen Nachwuchses die Auslese und die Zerschmetterung des Minderwerwertigen“ ist echt widerlich und geht Hand in Hand mit Nietzsches „Übermenschen“-Ideologie.

  12. godwin am Juni 18th, 2013 2:45 pm

    und ich weiß immer noch nich, was Marx mit 2525 zu tun haben soll…

  13. admin am Juni 18th, 2013 3:03 pm

    In dem Jahr werden wir alle von der Arbeit befreit werden und nur noch jagen und fischen gehen.

  14. Temnitzbiber am Juni 18th, 2013 9:12 pm

    Jagen und Fischen? Na das ist erst eine Sch…Arbeit!

  15. koogleschreiber am Juni 19th, 2013 4:36 am

    Lohnwucher

    Lohnwucher ist nach § 291 Abs. 1 Strafgesetzbuch strafbar und wird mit Geldstrafe oder mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft. In besonders schweren Fällen droht dem Täter eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt regelmäßig vor, wenn der Arbeitnehmer durch die wucherische Entlohnung in wirtschaftliche Not gerät oder die Tat gewerbsmäßig begangen wird.

    Lohnwucher ist ein Offizialdelikt.

    Nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts liegt ein auffälliges Missverhältnis zwischen Leistung und Gegenleistung im Sinne von § 138 Abs. 2 BGB in der Regel vor, wenn die Arbeitsvergütung nicht einmal zwei Drittel eines in der betreffenden Branche und Wirtschaftsregion üblicherweise gezahlten Tariflohns erreicht.

    Soweit die Gesetzeslage.
    Wie oft wurde in den letzten Jahren dieses Gesetz durchgesetzt?

    Sozialzentren und Argen müßten doch viele Verstöße kennen.

  16. ...der Trittbrettschreiber am Juni 19th, 2013 6:43 am

    …if man is still alive – 2525.

    ob ahma oder marx: beim angeln und jagen – spreewaldgurken für den magen.

    moin berlin

  17. godwin am Juni 19th, 2013 9:37 am

    ich grüble zwar noch, ob das 2525 ein Joke gewesen sein soll…
    aber sei es drum
    mir ging es eher darum, dass Marx seine eigenen Ansichten, Vorstellungen, Schlussfolgerungen etc. im Laufe der Zeit z.T. recht stark geändert hat.

    zudem scheint er in seiner „praktischen Arbeit“ (also auf Kongressen, in Briefen etc.) mehr darauf bedacht gewesen zu sein, den Rest der Welt mit allen Mitteln dumm aussehen zu lassen. Er lässt ja an fast keinem seiner Zeit- und Weggenossen ein gutes Haar, widerspricht alles und jedem und lässt dabei eine stringente eigene Linie vermissen.

    Wolfgang Eckhardt hat das ja minutiös am Beispiel Marx vs. Bakunin aufgezeigt.

    insofern wär ich bei Marx-Zitaten, die aus Reden stammen immer etwas vorsichtig

  18. Stefan Wehmeier am Juni 26th, 2013 2:39 pm

    Die „freie“ Wirtschaft

    Heute wissen wir, dass sich die Wirtschaftswissenschaft tatsächlich geirrt hat. Nicht etwa, dass ihre Schlussfolgerungen nicht gestimmt hätten. Nein, es ist vollkommen richtig, dass eine freie Wirtschaft zu einer dauernden Harmonie von Angebot und Nachfrage, zur Vollbeschäftigung, allmählichen Zinssenkung, ansteigenden Reallöhnen und Wirtschaftsblüte führen muss. Nur die Voraussetzungen bestehen nicht. Was man für eine Wirtschaft der freien Konkurrenz gehalten hat, ist eben keine freie, sondern eine Monopolwirtschaft. Eine solche kann begreiflicherweise die günstigen Auswirkungen, die man von einer freien Wirtschaft mit Recht erwarten darf, nicht erfüllen!

    Die schwerstwiegenden Folgen ergaben sich, als die Politik sich des Widerspruchs bemächtigte. Man machte für die üblen Folgen der Monopolwirtschaft, für die wiederkehrenden Wirtschaftsstörungen, Krisen, Dauerarbeitslosigkeit, chronische Unterbeschäftigung, für die sozialen Missstände, die Verarmung der breiten Massen, die Proletarisierung des ehemaligen Mittelstandes usw. die – nicht existierende – freie Wirtschaft verantwortlich. Man warf und wirft der Wirtschaftswissenschaft vor, die von ihr gepriesene und nach ihrer ausdrücklichen Erklärung verwirklichte „freie Wirtschaft“ tauge nichts, habe nicht gehalten, was man sich von ihr versprochen habe und führe, anstatt zur vorausgesagten Wirtschaftsblüte und Harmonie, zu unerträglichen wirtschaftlichen und sozialen Missständen. Das Heil liege in einer staatlichen Planwirtschaft, in einer rigorosen Einschränkung, wenn nicht gar Abschaffung der privaten Unternehmertätigkeit, in einer Abkehr von der „freien“ Wirtschaft. Andere politische Richtungen wieder verweisen auf die zahlreichen Übelstände der staatlichen Planwirtschaft und fordern die „Rückkehr zur freien Wirtschaft“ – die es noch nie gegeben hat -, kurzum: die Begriffsverwirrung ist allgemein.

    Die aufgetretenen Missstände dieser so genannten freien Wirtschaft in die Schuhe zu schieben, ist ebenso verkehrt, wie zu ihr zurückkehren zu wollen. Beides ist ein Irrtum. Da es noch niemals eine freie Wirtschaft gegeben hat, ist es ebenso unsinnig, sie zurückzuwünschen, wie es unsinnig ist, sie für soziale und wirtschaftliche Missstände verantwortlich zu machen oder ihr die Nichterreichung des Wirtschaftsideals vorzuwerfen. Was heute als freie Wirtschaft bezeichnet zu werden pflegt, ist bestenfalls eine halbfreie Wirtschaft, eine Mischung von Markt- und Monopolwirtschaft, ein Bruchstück der freien Wirtschaft, mit einem Wort: Zinswirtschaft. Nicht weil die Wirtschaft (angeblich) frei war, hat sie versagt – wie die Anhänger der so genannten Planwirtschaft glauben -, sondern im Gegenteil: weil sie unfrei war und daher ein Instrument der Ausbeutung, musste sie versagen! Nur deshalb zeigten sich die bekannten wirtschaftlichen und sozialen Missstände.

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2013/02/marktgerechtigkeit.html

Schreibe einen Kommentar