Arme Hunde hetzen und die Triebabfuhr des autoritären Charakters

Tomasz Konicz in Telepolis über das so genannte Dschungelcamp bzw. die gleichhnamige Fernsehserie: „Bloch vs. Dschungelcamp“
Dem autoritären Charakter ist eine Untertanenmentalität eigen, die in Krisenzeiten ihre Servilität gegenüber dem herrschenden System psychisch nur aufrechterhalten kann, wenn sie sich Möglichkeiten der Triebabfuhr verschafft. Die Unterordnung unter die Systemimperative geht während der Krise mit immer größerem Triebverzicht einher, während die Gratifikationen wegfallen. Da dem autoritären Charakter ein Aufbegehren gegen die Verhältnisse, die ihn in den Irrsinn treiben, unmöglich scheint, bricht sich die so angestaute Wut gegen Schwächere Bahn. Menschen, die von der kriselnden Kapitalverwertung zu Objekten gemacht und ausgepresst werden, ergötzen sich daran, andere zu Objekten degradiert zu sehen. Der angestaute Druck muss weitergeleitet werden, weswegen das Publikum es liebe, „arme Hunde so zu hetzen, wie es die Reichen mit einem selber tun“ (Bloch).

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Kommentare

12 Kommentare zu “Arme Hunde hetzen und die Triebabfuhr des autoritären Charakters”

  1. phese am Januar 26th, 2013 11:08 pm

    Hihi, „das BÖSE BÖSE Kapital ist schuld, dass sich der Pöbel am Leid anderer ergötzt“
    ..könnte man auch schreiben. Aber mit 35 Fremdwörtern, 47 Kommata und fünfach-Verschachtelung im Satzbau lässt sich der nicht ergiebige und ziemlich flache Inhalt dieses Sermons gleichzeitig noch mit vermeintlicher Klugheit und Überlegenheit des Schreibers anreichern. Und die Studentinnen stehen darauf, oder?

  2. altautonomer am Januar 27th, 2013 10:06 am

    phese: Einfache kurze Sätzte findest Du in BILD. Von Dir kritisierte eher in „konkret“.

    Durch Häme, Verhöhnung und Schadenfreude speist sich nun mal die wünschenswerte Triebabfuhr. 8 Mio. Zuschauer im Dampfkessel. Da läßt sich doch was draus machen!

  3. Messdiener am Januar 27th, 2013 10:15 am

    JaJaJaJa. Wichtig dass älterer Herr, evtl auch das ältere Brüderle, etwas schlaues sagt und Studentinnen törnts an.

  4. hdschulz am Januar 27th, 2013 11:17 am

    „das BÖSE BÖSE Kapital ist schuld“.
    Wer sonst? Das böse Kapital ist doch immer schuld.

  5. Eike am Januar 27th, 2013 12:30 pm

    Mich wundert nur, dass diese Sendung selbst auf Besserwissiblogs ;) unverdient so viel PR erfährt.
    Auch dieser Artikel wird Keinen daran hindern, seinen Gaffer auch bei dieser Sendung raushängen zu lassen. Ich bin eher dankbar für die Sendung, denn es hält bestimmte Menschen, zumindest auf Zeit, davon ab, mir das reale Leben noch madiger zu machen. Es wäre schön, wenn gleich noch eine VRC Funktion anschlüge, dass die Betreffenden gleich noch mal im Anschluss sich das Best of davon wieder reinziehen. Je länger sie damit beschäftigt sind, desto besser. Ansonsten könnte man mit der Sendung in etwa so verfahren, wie Populärmedien am Anfang mit der Linkspartei und den Piraten. Einfach nichts erwähnen und Veröffentlichungen dazu komplett ignorieren. Das wirkt weit besser. Man muss das natürlich nicht tun.

  6. Juza46 am Januar 27th, 2013 12:57 pm

    Wer oder was ist eigentlich der/die/das „phese“? Ist das Sarrazin? Nee? Dann kann es nur Diederich Heßling sein, der (nicht wie gehabt, neben der Kutsche des Kaisers) neben der goldenen Kutsche des Kapitals herhechelt und dabei ad hoc die Richtigkeit der Bloch´schen These bestätigt. Hier noch mal zum Nachlesen: „Dem autoritären Charakter (pheses) ist eine Untertanenmentalität eigen, die in Krisenzeiten ihre Servilität (Unterwürfigkeit) gegenüber dem herrschenden System psychisch nur aufrechterhalten kann, wenn sie sich Möglichkeiten der Triebabfuhr verschafft“. Was der/die/das „phese“ mit seinem Kommentar hier ja getan hat.

  7. elvis am Januar 27th, 2013 1:43 pm

    Burks, wegen Wortkombinationen wie dieser

    Arme Hunde hetzen und die Triebabfuhr des autoritären Charakters

    lese ich hier. Die Kombi ist einfach genial. Das ist schon fast Kunst. :) :)

  8. andreas am Januar 27th, 2013 1:47 pm

    jajaja, fürchterlich…
    „Bei den vom MDR FERNSEHEN produzierten Festen mit Florian Silbereisen, die mit bis zu 7,5 Millionen Zuschauern zu den erfolgreichsten Musikshows im deutschen Fernsehen gehören,…“ http://www.mdr.de/feste-der-volksmusik/winterfest104.html
    15mio doofe können nicht irren

  9. Amike am Januar 27th, 2013 11:15 pm

    Normalerweise kommentiere ich ja eher in der Nachbarschaft, aber wollte kurz ein „Danke“ für den verlinkten Essay zu Bloch hinterlassen.

    Ganz ohne Hintergedanken poste ich natürlich nicht (immer diese Leute, die sich nur melden, wenn sie was wollen…). Leider hat mich Roger Behrens im Kapitel „Mehrschichtige Dialektik“ abgeworfen. Habe zwar versucht weiterzulesen und den Faden irgendwann wieder aufzunehmen, in der Hoffnung, dass meine Fragen sich im weiteren Verlauf klären, leider vergeblich. So mit einem Fuß im Steigbügel von einem durchgegangenen Gaul durch die steinige Prärie gezogen zu werden ist meinem Denkvermögen leider nicht sehr zuträglich.

    Hängen geblieben bin ich hier: Der
    subjektiv ungleichzeitige Widerspruch ist gestaute Wut, der objektiv
    ungleichzeitige unerledigte Vergangenheit; der subjektiv gleichzeitige
    die freie revolutionäre Tat des Proletariats, der objektiv gleichzeitige
    die verhinderte, im Jetzt enthaltene Zukunft, die verhinderte
    technische Wohltat, die verhinderte neue Gesellschaft, womit die
    alte in ihren Produktivkräften schwanger geht.
    (findet sich auf S. 7 des verlinkten PDFs)

    Ist dir Bloch soweit präsent, dass du mir erläutern könntest, wie genau man bei ihm „subjektiv“ und „objektiv“ verstehen muss? Also ganz allgemein kann ich das schon auseinanderhalten, nur mein Wald- und Wiesenverständnis bringt mich hier offebar nicht weiter. ;) Und warum ist die im Jetzt enthaltene, verhinderte Zukunft ausgerechnet der gleichzeitige objektive Widerspruch, wo doch mit Zukunft schwanger gehende Gegenwart eine Ungleichzeitigkeit ist? Und wo wir schon dabei sind, wozu stehen die ganzen aufgeführten objektiven und subjektiven Gleich- und Ungleichzeitigkeiten denn im Widerspruch? Mit Hegel gesprochen fehlt mir da irgendwie die Position zur Negation, oder fällt die bei der mehrschichtigen Dialektik aus?

    Ein Blog ist vermutlich nicht das richtige Medium, solche Fragen zu klären, aber du hast das verlinkt, also frag ich ganz dreist einfach trotzdem mal. Vielleicht krieg ich den Rest des Essays mit den richtigen Antworten auch noch in meinen Kopf, ich finde das Thema nämlich außerordentlich interessant und es passt mir ganz grundsätzlich gerade prima in meine „Privatstudien“ *g*

  10. hdschulz am Januar 28th, 2013 6:17 pm

    @Amike
    „Vielleicht krieg ich den Rest des Essays mit den richtigen Antworten auch noch in meinen Kopf“
    Wozu?
    Was aus der mehrschichtigen Dialektik schließlich an Erkenntnis resultieren muß ist doch sonnenklar:
    Der Kapitalismus ist BÖSE, BÖSE!
    (und wenn die armen Proleten nicht von den reichen Proleten gehetzt würden, wäre das „Dschungelcamp“ schon längst Vergangenheit)

  11. Amike am Januar 28th, 2013 8:11 pm

    @ hdschulz: Ach, sind Sie einer dieser konservativen Intellektuellen, die den Weg ins Internet gefunden haben? Von solchen habe ich schon munkeln gehört.

    Sie haben ganz richtig erkannt: wer dumm fragt, kriegt eine dumme Antwort. „Kapitalismus ist böse“ macht sich immer prima bei uns Linken. Und Capslock ist grundsätzlich Stilmittel der Wahl. Nur weiter so; mutige, gewitzte und aufmerksame Kritiker wie Sie können diese hängengebliebenen Marxisten immer gut gebrauchen!

  12. hdschulz am Januar 29th, 2013 12:31 pm

    Ach, Amike – sind wir nicht alle ein bisschen konserativ? Ich staune nur, was Manche als erhaltenswert einstufen und wie akribisch sie ihre Konserven sezieren. Macht es Spaß, die Erbsen zu zählen, die in der Konservendose stecken?
    Viel Freude noch dabei, die Spinnenfäden aus dem freischwebenden Bloch‘schen Geschwurbel zu entwirren. Oder schauen Sie doch einfach auf das Etikett der Konservendose. Da steht drauf „Kapitalismus ist böse!“ Q.e.d.
    Übrigens macht es mir immer wieder Spaß, auf diesem Blog die Welt erklärt zu bekommen. Burks hat ein bewundernswertes Talent, hinter allem Bösen den Kapitalismus aufzuspüren und dann auch noch nachzuweisen, dass Karlchen Marx das alles vor 150 Jahren schon erkannt hatte. (oder ersatzweise Bloch) Vielleicht kommt ja bald noch Habermas, Adorno, Benjamin etc. dazu. Dann können Sie noch mehr Erbsen zählen und die „Konkrete Utopie“ weiterentwickeln.
    Oder Sie gehen mit Burks in „Second Life“. Ist genau so realistisch.

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