Kryptografie ist gewaltloser Widerstand

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Wo er recht hat, hat er recht. Laut Heise sagte Assange, das Internet werde in wenigen Jahren eine „postmoderne Überwachungsdystopie“ sein.

Die einzige Hoffnung gegen die totale Dominanz des Überwachungsstaates sei die Kryptografie. Sie ist für Assange die ultimative Form des gewaltlosen Widerstandes. Nur sie erlaube es, dass Inseln im Internet entstehen, die frei vom Zugriff der Staatsapparate seien. „Starke Kryptografie kann jeder noch so großen Gewalt widerstehen. Keine Ballung von Zwang und Macht kann jemals das mathematische Problem lösen.“

Das ist richtig, aber man muss kein „Hacker“ sein, um sein E-Mails zu verschlüsseln und sich dem Zugriff der Datenkranken und Überwachungs-Lobby zu entziehen.

Das Problem sind eher ahnungslose Journalisten à la Spiegel online die groben Unfug in die Welt setzen: „Für geübte Codeknacker müsste deren Entschlüsselung nur eine Frage der Zeit sein. Dachte man jedenfalls.“ Dachte man gar nicht, wenn man weiß, wie Kryptografie heuzutage funktioniert. Es ätzt mich immer an, wenn einem aus den Medien das gesunde Volksempfinden entgegenwabert.

Wie ich am 25.11.2010 schrieb:
Wie, zum Henker, will man verschlüsselte Kommunikation „abhören“? Dieser Art von Kommunikation ist es zu eigen, dass sie vor dem Belauschen geschützt ist – sogar die Bundeskanzlerin benutzt ein Krypto-Handy. Otto Leiberich, ehemaliger Leiter des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, sagte: ‚Das Wettrennen der Codemaker mit den Codebreakern ist entschieden, die Codemaker haben gewonnen.“ (Quelle: Vom diplomatischen Code zur Falltürfunktion – Hundert Jahre Kryptographie in Deutschland, in: Spektrum der Wissenschaft, 6/99, S. 26 ff.)

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Kommentare

10 Kommentare zu “Kryptografie ist gewaltloser Widerstand”

  1. Thomas am November 27th, 2012 5:54 pm

    Naja, „abhörsicher“ ist garnichts. Mit etwas Aufwand kann ich auch das Handy der Kanzlerin abhören. Bringt mir nur nichts wenn ich die Nachricht nicht entschlüsseln kann. Aber „abhören“ geht, auch wenn man dann nur Müll hört.

  2. usus am November 27th, 2012 7:00 pm

    „Das ist richtig, aber man muss kein “Hacker” sein, um sein E-Mails zu verschlüsseln und sich dem Zugriff der Datenkranken und Überwachungs-Lobby zu entziehen.“

    Was machst du, wenn verschlüsselte E-Mails verboten werden?
    Was machst du, wenn verschlüsselte E-Mails der Auslöser sind, dich zu überwachen?
    Was machst du, wenn Anonymität in allen (heute noch vorhandenen) Bereichen verboten wird?

    Merke: Wenn alles total überwacht wird, nützen dir verschlüsselte E-Mails nichts.

    Also burks, zurück an die Privacy-Front. Es gibt noch viel zu tun. Mit verschlüsselten E-Mails kannst du dich nicht in die Hängematte zurückziehen.

  3. admin am November 27th, 2012 7:10 pm

    Beim Verbot verschlüsselter E-Mail benutze ich Steganografie.
    Wie sollte man Anonymität verbieten?

  4. Unerster am November 27th, 2012 7:26 pm

    Das Problem ist aus meiner Sicht das die vielen Blockwarte gar nicht verschlüsseln wollen um zu zeigen wie Staatstreu sie sind. Ohne nachzudenken wird gesagt das man nichts zu verbergen habe.
    Nachdenken tut weh und ist mindestens so schwer wie ein Ausdauerlauf.

    Zum Beispiel könnte man fragen was ein Informatiker unter einem Datum versteht. Für ein Journalisten viel zu schwer.

  5. ninjaturkey am November 27th, 2012 7:36 pm

    Ja, alles klar. Bis heute weigern sich allerdings Familie, Freunde, Geschäftspartner (die dürfen das auf ihren Rechnern gar nicht installieren), entsprechende Software/Plugins zu installieren. Da könnte ich meine Mails genau so gut in aztekisch abfassen. Schon hart genug, den Leutren zu erklären, dass ih besseres zu tun habe, als den halben Tag in irgendwelchen Netzwerken mit ihnen zu chatten. Es ist ein Elend…
    Manchmal ertappe ich mich beim Wunsch nach einem kernig durchprügelnden Überwachungsstaat, damit auch dem letzten Rosa-Brillen-Träger die Notwendigkeit sicherer Kommunikation klar wrid.

  6. usus am November 27th, 2012 8:17 pm

    „Wie sollte man Anonymität verbieten?“

    Bargeldverbot=Verbot anonymer Einkäufe
    Bargeldzahlungslimit=Einschränkung anonymer Einkäufe

    Zwangsidentifizierung bei allen Alltagstätigkeiten=Anonymitätsverbot

    Wenn der Staat Anonymität verbietet, dann kannst du nichts dagegen tun.
    Heute ist die Anonymität in vielen Bereichen (vor allem alles was mit – auch kleineren – Geldbeträgen zu tun hat) zurückgedrängt oder abgeschafft.

    Mach dir mal bewusst, was du heutzutage nicht tuen darfst oder kannst, wenn du anonym bleiben willst. Überall wird nach deiner Identität gejagt.

    Wenn du beim Datenstriptease nicht mitspielst und dich nicht obrigkeitshörig und untertänig fügst, bist du automatisch Terrorist oder Schwerverbrecher.

  7. Detlef Borchers am November 27th, 2012 10:33 pm

    Ich sollte vielleicht noch erwähnen, was nach dem Skype-Auftritt von Assange zur Sprache kam: http://xkcd.com/538/ –Detlef

  8. Thomas am November 27th, 2012 10:43 pm

    Wird nicht passieren ninjaturkey. Es wird immer mehr als genug Dumpfbacken geben die behaupten nichts zu verbergen zu haben, aber trotzdem zum Kacken die Tür hinter sich schließen. Deshalb versuchen wir bei der GPF ja die Leute zu informieren, um dem wenigstens ein wenig entgegenzuwirken.

    Übrigens, schöner Gedanke für ne Aktion: in hochfrequentierten öffentlichen Toiletten die Kabinentüren ausbauen und per Anschlag (im Sinne von „Stück Papier an der Wand“) bekannt geben dass man ja nichts zu verbergen haben sollte und falls doch, solle man sich direkt an die Polizei wenden und selbst anzeigen. Alternativ gehen natürlich auch Überwachungskameras.

  9. nh am November 28th, 2012 8:43 pm

    Was z.B. A. Merkel telefoniert seh ich auch mit geschlossenen Ohren.#
    Da braucht es null Krypto, man beachte den braunen Ring am Hals bis abwärts zur letzten Zehe.

  10. ts am November 29th, 2012 10:52 pm

    Ein Verbot verschlüsselter Mails würde mich nicht überraschen. Wäre es doch die konsequente Fortführung all der anderen Verbote.
    Ein Vermummungsverbot für Lettern.
    Sicher finden sich dafür ebenso Begründungen, wie für die Einschränkung bei Seitentranpis auf 1,5 m, oder „Uniformierungsverbote“ für Demos.

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