Das Ministerium für Wahrheit informiert: Die Industrielle Reservearmee heisst jetzt „atypisch Beschäftigte“

Spiegel online: „Mitten in der Euro-Krise können sich die Deutschen über steigende Löhne freuen. Laut Statistischem Bundesamt legten die Tarifverdienste im Frühjahr so stark zu wie zuletzt Anfang 2010. Zudem haben immer mehr Menschen Vollzeitjobs.“

Ach? Was lasen wir denn neulich beim Statistischen Bundesamt? „11 % der Beschäftigten verdienten 2010 weniger als 8,50 Euro je Stunde“.

Die deutschen Mainstream-Medien übernehmen nicht nur die Propaganda des Kapitals bruch- und kritiklos, sondern auch deren Sprachregelungen.

Das Ministerium für Wahrheit informiert: „Billigarbeiter“, die wir aus der wissenschaftlichen Literatur auch als „industrielle Reservearmee“ kennen, heißen jetzt laut Manager-Magazin (quod erat demonstrandum) und Spiegel online „atypisch Beschäftige“.

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Kommentare

4 Kommentare zu “Das Ministerium für Wahrheit informiert: Die Industrielle Reservearmee heisst jetzt „atypisch Beschäftigte“”

  1. FDominicus am Juli 30th, 2012 12:33 pm

    Ich weiß nicht wie man Spiegel in die Nähe von Kapital rücken kann. Vielleicht klären Sie mich darüber mal auf. Wer hat denn unter anderem die ganzen Rettungsschirme „gefordert“ ? Also wenn der Spiegel kapitalistisch wäre, hätte er das kaum „bringen“ können.

  2. admin am Juli 30th, 2012 12:44 pm

    Die Wortwahl. In welche Nähe würde ich den Spiegel rücken, wenn der den Krieg nur noch „friedenserzwingende Maßnahme“ nennen würde? „Atypisch Beschäftigte“ stammt aus dem Wörterbuch das Unmenschen.

  3. Julius Turm am Juli 30th, 2012 12:54 pm

    ‚Atypische Beschäftigung‘ klingt wieder mal eher nach staatlich sanktionierten Gangster als nach Kapitalist. ‚Friedenserzwingende Maßnahme‘ ist auch nicht schlecht. Vermutlich sind sie in naher Zukunft ja historisch, ewig oder das Einzigste. Dank diesen Wortschatzes rücke ich den Spiegel in der Nähe von Monarchisten, Nazis, Kommunisten und anderen Staatsfans.

  4. Michael am Juli 31st, 2012 10:11 am

    Ich kann sogar genau datieren, wann die Seriosität des Wirtschaftsteils des Möchtegernnachrichtenmagazins für mich auf exakt 0 gesunken ist: Printausgabe 37/2007 also vor fast genau 5 Jahren. Da sind sie diesem Walldorfer Produzenten von binär codiertem Sondermüll bis zum Anschlag in den Allerwertesten gekrochen. Das war selbst für deutschen Wirtschafts“journalismus“ atemberaubend peinlich.

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