Gedankengut der grossen Geister
Neulich habe ich mir auf dem Trödel ein schon etwas älteres Buch gekauft – eine Lehre guten deutschen Stils. Die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser werden anhand des obigen Namensverzeichnisses sicher sofort einordnen können, wann ungefähr das Buch erschienen ist – und wo. Es beginnt so:
„Unsere gemeinsame Heimat nennen wir unser Vaterland, unsere gemeinsame Sprache unsere Muttersprache. sie sind uns das Nächste und Teuerste: Vater und Mutter. wir lieben unser Vaterland in guten und schlechten Tagen, am meinsten aber wohl in Zeiten der Gefahr wie der heutigen, da die Politik (…) die weitere Vertiefung der Spaltung Deutschlands, neuen Krieg und unvorstellbares Elend in drohende Nähe rückt. Wir wollen um die Einheit unseres Volkes ringen, sie schützen und wahren und dabei auch die Pflege der Muttersprache nicht vergessen, damit wir in ihr das Gedankengut der großen Geister unseres Volkes lebendig erhalten, mit ihr bewegend und überzeugend zu unsren Brüdern sprechen können.“
Kommentare
4 Kommentare zu “Gedankengut der grossen Geister”
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1950er, DDR. Richtig? Ich mache das mal daran fest, daß ein gewisser J.W. Stalin anscheinend recht ausführlich zu Wort kommt.
Ausführlich nicht, aber er MUSSTE offenbar zitiert werden, sogar zu Stilfragen. Eduard Koelwel: Wegweiser zu einem guten deutschen Stil, Leipzig 1954
ach, der Stalin ist mir gar nicht aufgefallen, aber Blubo-Pathos in Verbindung mit Kriegswarnung, Einheitsblabla („Seid einig einig einig“, sagte uns die Reichspost) plus Brecht und Becher, das musste DDR 50er sein. Ich selber habe den Scharlatan und Arisierer Reiners hier liegen: http://www.kritische-ausgabe.de/hefte/reich/stirnemann.pdf
Bis Stalin bin ich gar nicht gekommen… – aber wenn „Cobra“ mit dabei war, dann stammt das Buch tatsächlich aus der DDR der fünfziger Jahre.