Reaktant

Harald Martenstein in der Zeit über den Mainstream:
„Den Begriff »Reaktanz« hat 1966 ein gewisser Jack W. Brehm erfunden, ein Sozialpsychologe. Reaktanz bedeutet, vereinfacht gesagt, dass wir Menschen auf eine Überdosis von psychischem Druck oder auch auf Verbote sehr häufig in folgender Weise reagieren: Wir tun genau das Gegenteil von dem, was von uns erwartet wird. Reaktanz ist ein typisches Abwehrverhalten gegen jede Art von Einschränkung, Druck und Verboten.“

Lesebfehl! Der Artikel ist preiswürdig und genial, und jeder Punkt ist es wert. Man kann ihn auf die Themen „Rechtsextremismus“, Drogen, die „Online-Durchsuchung“, den Fall „Tron“ und vieles andere mehr anwenden.

Als Fazit kann ich nur sagen: Ich bin ganz extrem reaktant.

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Kommentare

10 Kommentare zu “Reaktant”

  1. Wolf-Dieter am Mai 17th, 2012 11:02 pm

    Oh ja. Der Artikel ist ein Volltreffer. Speziell der Schlusssatz: Fragen Sie das Publikum.

  2. admin am Mai 18th, 2012 12:19 am

    „Der dunkle Trieb, Idole schlechtzumachen, hat ebenfalls etwas mit Reaktanz zu tun.“ :-)))

    „Einmal pro Woche, 30 Minuten lang, müsste jemand einer von fast allen geglaubten Wahrheit widersprechen, oder eine abseitige Meinung äußern, oder den aktuellen public enemy verteidigen. Ohne Ironie. Ohne einen Moderator, der sich distanziert.“ Dafür gibt es ja burks.de…

  3. altautonomer am Mai 18th, 2012 6:56 am

    admin: Nee. Ich dachte bisher, dafür hätten wir bei SPON den Fleischhauer.;-)

  4. ... der Trittbrettschreiber am Mai 18th, 2012 8:02 am

    Reaktanz – die Formel R=mf2 könnte heißen:
    Reaktanz ist gleich der Masse mal Frust zum Quadrat.
    Alles ist verschwendbar, alles bleibt, nichts geht verloren. Dagegen, dafür, aktiv, passiv.
    Die schwarzen Löcher im All sind immer noch hungrig. HOW!

  5. HF am Mai 18th, 2012 9:03 am

    Das Phänomen ist ein Regulationsmechanismus des globalen Gehirns, das mit der Kopplung der Individuen über die Sprache entstanden ist. Der Mechanismus selbst ist universell und betrifft nicht nur die Selbstwahrnehmung, sondern alle Sinne und alle Wahrnehmung: Das immer Gleiche verblasst, bis plötzlich ein kleiner Keim zu einem neuen Muster neuronaler Aktivität anwächst. Kippfiguren ändern ihre wahrgenommene Form periodisch ab, die rasch wiederholten Silben RhabarberRhabarberRhabarber wechseln den Sinn. Es wechseln die Zeiten, da hilft kein‘ Gewalt.

  6. Feynsinn » Auf der Suche nach Relevanz am Mai 18th, 2012 1:13 pm

    […] Sie doch: 2+2=5! Burks hat den nicht ganz frischen Artikel aus der “Zeit” ausgegraben, nachdem der preislich ausgezeichnet worden war. Er […]

  7. tina am Mai 18th, 2012 8:34 pm

    die grabungen zu den preisverleihungen – graben immer ähnlich – für mich aber nicht mehr relevant – eher der schritt und dem dazu … dem- wie macht macht man das

  8. tina am Mai 18th, 2012 8:46 pm

    die reaktanz ist für mich nicht das schlüsselwort, sondern eine abfolge ..- das heißt .. der universalschlüssel wurde vom preisträger nicht übermittelt …

  9. tina am Mai 18th, 2012 8:53 pm

    edit kann ich leider nicht anwenden, von daher muss ich meinen text so stehen lassen … schlüssel und uníversalschlüssel will ich dort wichtigerweise nochmals unterscheiden ..

  10. ich am Mai 22nd, 2012 1:30 pm

    durchaus ein interessanter Artikel. aber für mich auch wieder der Beweis, dass der an anderer Stelle hier zitierte Karl Popper recht hatte:
    „Ein anderes Kochrezept ist: Schreibe schwer verständlichen Schwulst und füge von Zeit zu Zeit Trivialitäten hinzu.“ und schon bekommst du einen Preis
    nur das diesmal eben leicht verständlicher Schwulst war

    bei der Passage über Massen und LeBon fällt mir immer Bill Buford ein:
    „Wer sagt uns da, was eine Masse ist? Jedenfalls nicht die Masse selbst — sie erzählt uns ihre Geschichten nicht; es sind die Beobachter der Masse […]. Gustave Le Bon, der »Vater der Massenpsychologie«, ein spätberufener Soziologe, unbekümmerter Plagiator, der Passagen von Scipio Sighele, Gabriel Tarde und (unvermeidlich) Hippolyte Taine abschreibt.(Möglich, daß die einzige Masse, die der Vater der Massenpsychologie je gesehen hat, das Gedränge der Pariser beim Einkaufen war.) […]
    Jede Masse kennt die Gesetze, die sie übertritt […].“

    und auch eine andere Überlegung stimmt nicht
    „Falls man unter »Demokratie« einen offenen, freien Meinungskampf versteht, ein Ringen um den richtigen Weg, dann haben wir nicht allzu viel davon. Und dazu ist nicht einmal ein Unterdrückungsapparat erforderlich, es hat sich einfach so ergeben.“
    da fällt einem nun Noam Chomskys „Manufacturing Consent“ ein.
    auch wenn man sich ein wenig mit Bourdieu, Baudrillard oder Michel Foucault auskennt, wird man wissen, dass da gar nichts „einfach so“ passiert ist…

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