Pack, reloaded

Spiegel Online über Thomas Middelhoff: „Die Antragsteller veranschlagten ihre monatlichen Lebenshaltungskosten viel zu hoch und rechneten sich unanständig arm. So sei „nicht nachvollziehbar belegt, dass die von ihnen mit monatlich 35.000 Euro veranschlagten Kosten der Lebenshaltung unverzichtbar und nicht in zumutbarer Weise reduzierbar sind“.

Middelhoff kommt bei mir gleich nach Maschmeyer. Ich postete hier vor fast einem Jahr:
Spiegel Offline: „So hatte Middelhoff für das Geschäftsjahr 2007/08, als der Konzern 746 Millionen Euro Verlust machte, einen Sonderbonus von mehr als zwei Millionen Euro kassiert – für ’seinen strategischen Weitblick und die mutigen Entscheidungen in den Jahren 2005 bis 2008′, wie es in der Begründung des Aufsichtsrats hieß. Eine Rechtfertigung, die Insolvenzverwalter Görg ‚aberwitzig‘ findet. (…) So bezahlte die Arcandor AG netto 150.189,55 Euro für eine von Middelhoff herausgegebene Festschrift zum 70. Geburtstag des ehemaligen Bertelsmann-Chefs Mark Wössner. Dabei handelte es sich nach Angaben des Insolvenzverwalters um ein rein privates Geburtstagsgeschenk ohne Bezug zur Firma Arcandor.“

By the way: Was macht eigentlich Maschmeyer?

Middelhoff ist für mich der Inbegriff der kapitalistischen „Moral“. Man muss nur einmal den Wikipedia-Eintrag über ihn lesen, um zu begreifen, was eine „Charaktermaske des Kapitals“ oder schmierigsten Art ist.

Nichts beschreibt übrigens besser die Verlogenheit und die Heuchelei des regierungsamtlichen „Kampfes gegen Rechts“ als diese Veranstaltung im Juni 2000 (!) mit dem schönen Titel „Konferenz gegen Verbreitung von Hass im Internet“:
…soll ein Großaufgebot an Politikern und Experten aus dem In- und Ausland das „Spannungsverhältnis zwischen Meinungsfreiheit und Menschenwürde“ diskutieren. Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin und Bundespräsident Johannes Rau werden die Konferenz eröffnen. (…) der Vorstandsvorsitzende von Bertelsmann, Thomas Middelhoff, werden u.a. über den „Missbrauch des Internet unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit“ sprechen.
Anlass für die Konferenz sei die bedenkliche Zunahme von „Hass-Seiten“ im World Wide Web. (…) Der deutsche Verfassungsschutzbericht 1999 registrierte ein Anwachsen der von deutschen Rechtsextremisten betriebenen Hompages von 200 auf 330 gegenüber dem Vorjahr.
Konferenzziel ist die gemeinsame Herausgabe einer „Berliner Erklärung“, in der ein „internationaler Mindeststandard an Regelungen, auch strafrechtlicher Art, und ein Verhaltenscodex für die Internetdienste-Anbieter“ gefordert werden soll.

Natürlich war die Konferenz damals ganz und gar sinnfreie heiße Luft und Lichterkettenträgerei. Es geht immer nur darum, eine möglichst große Zahl von Arschgesichtern zusammenzutrommeln, um möglichst viele Berichte in den Medien zu bekommen. Aufmerksamkeitshuren eben. Pack. Um Inhalte geht es nicht und ging es 2000 auch nicht, sondern um Vorschläge für Zensur.

Wer Thomas Middelhoff über Verhaltenskodices reden lässt, der hat doch nicht alle Tassen im Schrank.

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Kommentare

2 Kommentare zu “Pack, reloaded”

  1. flatter am Februar 12th, 2012 12:58 pm

    Dass der Mann Aufsichtsratsvorsitzender von Moneybookers ist, trägt sicher auch stark zur Attraktivität dieses Dienstes bei. Das ärgert mich schon lange.

  2. Pack, reloaded and revisited : Burks' Blog am Juni 13th, 2014 11:26 pm

    […] Middelhoff hatte ich hier schon etwas geschrieben (12.02.2012, “Pack, […]

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