Anti-Viren-Programme sind Malware

Computerbild: „Ein bekannter Virenschutz-Hersteller hat beim Ausspähen eines Nutzers geholfen.“

„Eine Strafverfolgungsbehörde hat sich an uns gewendet und unsere Mitarbeit angefragt. Ein User wurde anhand eines gezielten Angriffs ausgespäht“, heißt es in der vertraulichen Nachricht des hochrangigen Mitarbeiters. Dem Hersteller wurde eine Kopie des Bundestrojaners überlassen. Das Virenschutz-Unternehmen hat den Trojaner daraufhin so angepasst, dass die eigene Schutz-Software den Verdächtigen nicht warnte – und so die Bespitzelung ermöglichte.

By the way, Computerbild: Wie kam die eigentliche Software zum Ausspähen auf den/die Rechner des Verdächtigen? Nur mal so ganz nebenbei gefragt.

Die Pointe steht aber hier: Fakt ist aber, dass der modifizierte Trojaner zumindest im Ermittlungszeitraum eine Gefahr für alle Kunden der kooperierenden Anti-Viren-Schmiede war.

Noch mal zum Mitschreiben: Das Unternehmen, was rechtlich nicht verpflichtet war, Hilfspolizei zu spielen, hat sene „Virenschutz“-Software so modifiziert, dass diese die Spionage-Software zum Ausspähen von Internet-Telefonie Mit den bekannten Risiken und Nebenwirkungen) nicht erkennen konnte.

Das ist deutsche Leitkultur. Noch Fragen?

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Second Life

Second Life

Jeder grüne Punkt auf der „Karte“ ist ein Avatar. Wenn man auf das Bild klickt, sieht man, wie klein der Kartenausschnitt ist – und das große Bild wiederum ist auch nur ein Ausschnitt. Das nur zu Thema deutsche Medien, die mit unglaublicher Ignoranz wiederholen, dass Second Life „tot“ oder „uninteressant“ sei.

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Die Computer der Kriminellen werden immer ausgetüftelter

uhl

Laut gulli.com wurde die Website des so genannten „Innenexperten“ Hans-Peter Uhl (CD) von Anonymous gehackt. Dann werden sie ihn ja auch „onlinedurchsucht haben“….

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Der schon wieder

Fefe schreibt über Christian Rath in der taz: „Dass Skype selber Telefonate abhören kann und das auch tut und Behörden zur Verfügung stellt, das ist bekannt und steht sogar in deren Datenschutzerklärung drin. Das passt mal wieder in die seit Jahren praktizierte ‚der CCC macht nur sinnlos Panik!1!!‘-Strategie von dem Rath. Ich frage mich ja, wie sich die taz ausgerechnet als rechtspolitischen Korrespondenten so einen reaktionären Typ leisten kann.“

Wen wundert’s. Über Rath habe ich schon mehrfach das Nötige gesagt. Das ist der, der den Hpye um die „Online-Durchsuchung“ angeschoben hat.

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Die so genannte Finanzkrise

das kapital

Ich weiß nicht, ob Jacob Augstein jemals die drei Bände des „Kapital“ von Marx gelesen hat; vermutlich nicht, sonst würde er nicht naiv fordern, „die Macht der Märkte“ sollte gebrochen werden. Das ist so, als forderte man eine Schwangerschaft ohne dicken Bauch.

Ich muss zugeben, dass ich auch nicht die rechte Lust habe, Leuten die Welt erklären, die sich weigern, die Bücher zu lesen, in denen sie Antworten auf die Fragen finden würden, die sie noch nicht einmal richtig stellen können.

Wir müssen die Religion, also die höheren Formen des Aberglaubens, zur Hilfe nehmen, um das Phänomen zu erklären, dass die Medien in Deutschland nicht in der Lage sind, die so genannte „Finanzkrise“ in Europa, die gar keine ist, zu erklären, sondern vielmehr wild herumspekulieren und das intellektuelle Niveau der Astrologie mühelos unterschreiten.

Marx‘ zentrale – und bisher nicht widerlegte – These ist, dass die Form der gesellschaftlichen Produktuktion im Kapitalismus in den Köpfen der Akteure eine Art Aberglauben erzeugt, ein falsches Bewusstsein ihres Tuns und der Dinge, die sie schaffen. Der Philosoph Ludwig Feuerbach hatte 1841 in seinem epochalen Werk „Das Wesen des Christentums“ die These aufgestellt, Religion und deren Götter seien nur die Proektion des Menschen seiner selbst:

Die Religion ist nicht einfach „Unsinn“ oder „Aberglaube“, sie ist die bildhafte Äußerung von Eigenschaften und Impulsen, von „Kräften“, die der Mensch als so wichtig und wesentlich empfindet, dass sie für ihn sein „Wesen“, sein eigentliches Menschsein ausmachen: Die Religion ist „identisch … mit dem Bewusstsein des Menschen von seinem Wesen“.

Der Kapitalismus hat seine eigene „Religion“. Was über die Ökonomie geschrieben wird, ist nicht einfach Unsinn oder Aberglauben, sondern dem „Fetischcharakter der Ware“ geschuldet.

Eine Ware scheint auf den ersten Blick ein selbstverständliches, triviales Ding. Ihre Analyse ergibt, daß sie ein sehr vertracktes Ding ist, voll metaphysischer Spitzfindigkeit und theologischer Mucken. (…) Das Geheimnisvolle der Warenform besteht also einfach darin, daß sie den Menschen die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eignen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst, als gesellschaftliche Natureigenschaften dieser Dinge zurückspiegelt, daher auch das gesellschaftliche Verhältnis der Produzenten zur Gesamtarbeit als ein außer ihnen existierendes gesellschaftliches Verhältnis von Gegenständen. Durch dies Quidproquo werden die Arbeitsprodukte Waren, sinnlich übersinnliche oder gesellschaftliche Dinge. (…) Es ist nur das bestimmte gesellschaftliche Verhältnis der Menschen selbst, welches hier für sie die phantasmagorische Form eines Verhältnisses von Dingen annimmt. Um daher eine Analogie zu finden, müssen wir in die Nebelregion der religiösen Welt flüchten. Hier scheinen die Produkte des menschlichen Kopfes mit eignem Leben begabte, untereinander und mit den Menschen in Verhältnis stehende selbständige Gestalten. So in der Warenwelt die Produkte der menschlichen Hand. Dies nenne ich den Fetischismus, der den Arbeitsprodukten anklebt, sobald sie als Waren produziert werden, und der daher von der Warenproduktion unzertrennlich ist.

Das Gefasel von der so genannten Finanzkrise spiegelt exakt diese Ideologie wieder; Marx würde sich kaputtlachen. Das „Finanzkapital“ und „die Märkte“ und deren Epigonen scheinen eigenständig agieren und etwas Böses tun zu können, das uns alle ruiniert -was für ein hanebüchener Quatsch! In Wahrheit steckt hinter dem Protest gegen das „Finanzkapital“ der alte, dem Kapitalismus aber inhärente Aberglauben, es gebe das „gute“ schaffende Kapital und das „böse“ raffende – also das Finanzkapital. Es handelt sich um eine Krise, die dem Kapital immanent ist – und auch nichts Neues.

Schon 1998 hatte die Linke, damals bekannt als PDS, Blödsinn zum Thema publiziert. Partisan.net schrieb damals:

..eine zentrale Denkfigur antisemitischer Ideologie, die über das „raffende“ und das „schaffende Kapital“. Diese Denkweise beinhaltet eine Identifizierung verschwörerischer Mächte, die global agieren würden, wurzellos seien und mittels ihrer Geldmacht im Hintergrund die Fäden ziehen würden, mit dem „raffenden Kapital“. (…) … sind die antisemitischer Ideologie zugrunde liegenden Denkfiguren objektive Gedankenformen, d.h. Formen notwendig falschen Bewusstseins, die durch die Verschleierung des Wesens des Kapitals hinter seinen Erscheinungsformen erzeugt werden. Solch eine im Denken vor sich gehende Mystifikation der Verhältnisse bezeichnete Marx als Fetisch. Waren, Arbeit und Kapital zeigen einen Doppelcharakter, sie erscheinen als in eine konkrete und eine abstrakte Seite, die in einem Gegensatz züinander stehen, gespalten. Die konkrete Seite ist der stoffliche, industrielle Produktionsprozess, die abstrakte Seite sind die über Markt und Geld vermittelten auf die Privatarbeiten wirkenden Zwänge. Die Denkformen der Menschen werden durch diese Erscheinungsformen bestimmt. Die Gesetze der Wertverwertung, über die sich die gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen als objektive Zwangsverhältnisse, als „zweite Natur“, die den Menschen gegenübertritt, hinter den Rücken der Menschen durchsetzen, bleiben unverstanden. Die konkrete und abstrakte Seite der kapitalistischen Produktionsweise werden personifiziert und die Ursachen der Erscheinungen werden auf das willentliche Handeln der Gruppen, in denen die Personifizierung vorgenommen wird, zurückgeführt. Nicht durchschaut wird, dass „Unternehmer“ und „Arbeiter“, „Banker“ und „Spekulanten“ nur Charaktermasken (Marx) sind, d.h. die Personifizierungen stehen nur für objektiv notwendige Funktionen im Reproduktionsprozess des Kapitals.

Man muss dazusagen, dass diese Thesen natürlich für die meisten Journalisten intellektuell zu anspruchsvoll sind, zumal Ökönomie an Journalistenschulen nicht gelehrt wird, und wenn, dann auf Klippschulen-Niveau. Der hohle Bauch, der oft gar nicht so gesunde Menschenverstand und das gesunde Volksempfinden sind die Mischung, aus denen sich die Berichterstattung über die Wirtschaft, hierzulande auch bekannt als Kapitalismus, zusammensetzt.

Marx hat schon damals gespottet:

Bisher hat noch kein Chemiker Tauschwert in Perle oder Diamant entdeckt. Die ökonomischen Entdecker dieser chemischen Substanz, die besondren Anspruch auf kritische Tiefe machen, finden aber, daß der Gebrauchswert der Sachen unabhängig von ihren sachlichen Eigenschaften, dagegen ihr Wert ihnen als Sachen zukommt. Was sie hierin bestätigt, ist der sonderbare Umstand, daß der Gebrauchswert der Dinge sich für den Menschen ohne Austausch realisiert, also im unmittelbaren Verhältnis zwischen Ding und Mensch, ihr Wert umgekehrt nur im Austausch, d.h. in einem gesellschaftlichen Prozeß. Wer erinnert sich hier nicht des guten Dogberry, der den Nachtwächter Seacoal belehrt: „Ein gut aussehender Mann zu sein ist eine Gabe der Umstände, aber lesen und schreiben zu können kommt von Natur.“

Und jetzt zu etwas ganz Anderem.

Die Rosa Luxemburg Stiftung hat eine hübsche Broschüre (pdf) herausgegeben: „Verkauft doch eure Inseln, ihr Pleite-Griechen! – 20 beliebte Irrtümer in der Schuldenkrise.“ So etwas bekanntlich in Deutschland kaum ein Journalist, es stammt ja – igitt – von den Linken. Auch dort lesen wir immer etwas von den pöhsen Märkten. Ich erwarte von den Linken natürlich nicht, dass sie Marx gelesen und verstanden haben, daher bin ich nicht enttäuscht. Immerhin stimmen die Fakten:

Faktenlage: Der griechische Staat hat rund 350 Mrd. Euro Schulden. Die Gläubiger sind: griechische Banken (23 %), andere griechische Gläubiger (20 %), Regierungen der Euro-Zone (12 %), Europäische Zentralbank (18 %), Internationaler Währungsfonds (4 %), andere ausländische Gläubiger/Banken (23 %)32. Um Griechenland zu retten, könnten die Geldgeber auf einen Teil der vergebenen Kredite verzichten.
Einordnung: Das klingt gerecht, denn so würden die Finanzanleger an der Entschuldung Griechenlands beteiligt. Gleichzeitig lauern hier aber schwer wiegende Risiken. Erstens würden damit den Banken große
Verluste entstehen.

Ach was. Guckst du hier bei Wikipedia. „Trotz hoher Staatsverschuldung erhielt der griechische Staat lange Zeit zu fast den selben Bedingungen Kredite wie EU-Staaten mit deutlich niedrigerer Staatsverschuldung. Die Finanzmärkte erzwangen so keinen Kurswechsel der griechischen Finanzpolitik. Demnach bestand die Erwartung eines Bail-outs durch andere EU-Staaten“. Quod erat demonstrandum.

Da kommen uns natürlich die Tränen ob des „Risikos“. Und natürlich waren die französischen Banken am meisten beteiligt, als es darum ging, den Griechen Kredite anzudrehen, damit diese deutsche Waffen kaufen konnten – immerhin für 14 Milliarden Euro!

Ich übrigens wollte herausfinden, wie der Reichtum in Griechenland verteilt ist. Ein Blick auf die Kapitalflucht der herrscheden Klasse in Griechenland ist hier sehr interessant.

Ergo: Es geht darum, denen da unten möglichst viel wegzunehmen und denen da oben das durchzureichen. Wie immer im Kapitalismus. That’s not a bug, its a feature.

rosa luxemburg stiftung

By the way, Rosa Luxemburg Stiftung: Wenn ihr wollt, dass jemand eure gesammelten Werke liest, dann sollten die Links auf eurer Website funktionieren. Nicht jeder wird Lust haben, die Broschüren mühevoll selbst zu suchen.

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Stadtbibiliothek Köln, revisited

Ich erhielt soeben eine freundliche E-Mail:

Es werden von uns keineswegs bewusst Seiten gesperrt, es liegt auch nicht in unserer Absicht, jemanden zu diffamieren. Die Stadtbibliothek ist allerdings gesetzlich verpflichtet, technische Vorkehrungen für den Jugendschutz zu treffen. Dies ist manuell nicht zu leisten. Wir verwenden daher Blacklists von zwei großen Anbietern (urlblacklist.com sowie shallalist), auf denen Ihre Domäne leider gesperrt ist. Da Sie uns freundlicherweise mitgeteilt haben, dass diese Sperrung gegenstandslos ist, hat unser Systemadministrator Ihre Domäne nun über unsere Whitelist manuell entsperrt und Ihre Webseiten sind auf den Rechnern der Stadtbibliothek wieder zugänglich.

Ich habe geantwortet:
> Die Stadtbibliothek ist allerdings gesetzlich verpflichtet, technische Vorkehrungen für den Jugendschutz zu treffen. Dies ist manuell nicht zu leisten.

„Dann lassen Sie es doch.. Niemand wird gewungen, dubiose Filter von Anbietern einzusetzen, deren Kriterien niemand nachvollziehen kann. Jugendliche nicht unbeaufsichtigt surfen zu lassen, reicht IMHO aus.
Filter schaden der Medienkompetenz und sind daher kontraproduktiv. Quod erat demonstrandum.“

Unglaublich. Eine deutsche Bibliothek nutzt eine „schwarze Liste“ eines kommerziellen Anbieters aus den USA. Das sagt schon alles.

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Quasi magisch

Frank Schirrmacher auf faz.net (via Fefe):

„Politiker des digitalen Zeitalters müssen endlich erkennen, dass der Verlust der Kontrolle die Regel kommunikativen und politischen Handelns sein wird, so lange das Verständnis der Software quasi-magisch bleibt und die Institutionen im zwanzigsten Jahrhundert steckenbleiben.“

Ich nannte das „Autistisches Voodoo„.

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Verwurmt und verwanzt

eplus

Kein Wunder, dass NutzerInnen dazu erzogen werden, sich nicht um die Sicherheit beim Surfen zu kümmen. Man wird noch nicht einmal darüber informiert, welche Cookies nötig sind. Diese Dumpfbacken gehen einfach davon aus, dass jeder alle aktiven Inhalte erlaubt, damit sie Datenspionage betreiben können. Und dann jammern sie, dass ihre Rechner verwurmt und verwanzt sind. Ordentliches HTML kann man bei E Plus auch nicht. Superoberexperten eben.

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NDR führt Piratenpartei vor

chriszim.com: „Der NDR hat einen Bericht über die Piratenpartei in Bremen gemacht und sie dabei auf ekligste Weise vorgeführt. (…) Das ist Qualitätsjournalismus auf BILD- und RTL-Niveau, unglaublich, dass der NDR dies ausgestrahlt hat.“

Stellungnahme eine Piraten:

Unglaublich, daß soe twas vom NDR kommt, bei gewissen privaten Sendern kann man mit soetwas rechnen, selbst von Amateuren bin ich jedoch besseres gewohnt. Ihr Beitrag strotzt vor Unhöflichkeit und unseriösem inkompetentem Journalismus.
Wir haben Ihr Team freundlich und höflich behandelt und so wird es gedankt? Ein Fehler, der mir persönlich sicher nicht erneut unterlaufen wird.
Zugegeben, ich bin einfacher Pirat und auch ganz zufrieden damit. Die Entscheidung über weitere Maßnahmen zu diesem Faux-Pas des Journalismus steht anderen zu. Für mich kann ich nur sagen, daß ich den NDR zukünftig meiden werde.

Ich habe eine E-Mail geschrieben:

Hallo Chris,
ich bin Journalist UND Pirat, hier ein kleiner Tipp von mir, wie man mit solchen Leuten umgeht.
Bei Interviews immer selbst auch mitschneiden und denen sagen, wenn Zitate falsch oder in falschem Zusammenhang publiziert würden, dass man dann selbst das Original veröffentlichte.
Ich habe das mehrfach so gemacht, wenn ich wusste, dass die „Kollegen“ mich in die Pfanne hauen wollten, z.B. Akte von Meyer, die mich mal eine Stunde lang in die Mangel genommen haben, weil ich angeblich Bombenbauanleitungen auf meiner Website hätte. (…)
Piratischer Gruss
BurkS

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Gebupo

Heise: „Der Berliner Verfassungsrechtler Martin Kutscha hat große Zweifel daran, dass der Regierungsentwurf zur Verlängerung von Befugnissen aus dem Terrorismusbekämpfungsergänzungsgesetz (TBEG) mit dem Grundgesetz vereinbar. (…) Sollte das Parlament das umstrittene Vorhaben unverändert verabschieden, müsste man daher von einer Geheimpolizei sprechen…“

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Klar machen zum Ändern!

Pavel Meyer in der Faz.net über die Piraten:

Es hat wohl selten eine Kleinpartei gleichzeitig so viel Schrecken und so viel Hoffnung verbreitet. (…) Mit Schlamperei lässt sich das alles nicht erklären. Es ist nicht einzusehen, warum ausgerechnet die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben ein Sonderrecht auf Schlamperei, Dilettantismus und Bequemlichkeit genießen sollten. Und es stellt sich die Frage, was denn die Politik eigentlich tun kann, wenn das Amt des Innenministers regelmäßig zum Schleudersitz wird und die Apparate ohnehin ein kaum kontrollierbares Eigenleben führen.

Heise: „Piraten stellen Strafanzeige gegen Bayerns Innenminister“:

Aleks Lessmann, politischer Geschäftsführer der Piratenpartei in Bayern, rügt die Arroganz der Macht: „Wir dürfen nicht erlauben, dass die Machthabenden mit dem Staat umgehen, als wäre er ihr Eigentum. Es ist schon bedenklich, dass das Bundesverfassungsgericht immer wieder eingreifen muss, um gerade in Bürgerrechtsfragen die Exekutive zu zügeln. Wenn sich die Politik nicht einmal an die Vorgaben der Gerichte hält, können wir nicht mehr von einem Rechtsstaat sprechen.“

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Verfassungskonforme Überwachung von Computern ist technisch nicht möglich

Christopher Lauer sagt klar und angenehm, was erstens, zweitens, drittens käm (via Fefe):

Der Einsatz des “Bundestrojaners”, der unter anderem auch Bildschirminhalte überwacht, stellt also einen klaren Verfassungsbruch dar, wird aber trotzdem von Spitzenpolitikern wie Uhl oder Friedrich verteidigt. (…) Eine verfassungskonforme Überwachung von Computern ist schon technisch nicht möglich. Der Innenminister täte gut daran seinen aussichtslosen Kampf gegen die Realität zu beenden.

Solchen Dumpfbacken wie dem Innenminister würde ich auch einen Putschversuch trauen.

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Ihr glotzt TV

„Gewiss, das Fernsehen macht dumm, aber zuerst seine Produzenten, und so dürfte es zwar schwerfallen, einen Moderator zu finden, der nicht klüger wäre als sein Programm, aber niemand wurde im Fernsehen je bestraft, der sein Publikum unterforderte.“ (Roger Willemsen, sueddeutsche.de)

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Speed

speed

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Der Trojaner nach dem Trojaner

Lesenswerter Artikel von Kristian Köhntopp: „Nachdem sich unsere Bundes- und Landeskriminalämter, Zoll, BND und Politik jetzt erst einmal global blamiert haben, fängt der interessante Teil der Entwicklung gerade erst an. Denn auf der einen Seite wollen wir, daß ‚die Guten‘ sichere und unkompromittierbare Systeme haben. Auf der anderen Seite wollen ein Haufen Bedarfsträger die Systeme von ‚den Bösen‘ zuverlässig und ohne viel Aufwand und Aufsehen kompromittieren können. Und leider sind die Definitionen von Gut und Böse je nach Standpunkt und Aufgabe austauschbar und Rollen überlappen sich.“

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Weiss oder nicht weiss, das ist hier die Frage

fussboden

Ich streiche gerade den Holzfußboden eines meiner Zimmer mit weißem Lack und muss mich entscheiden, ob ich die künstlerisch mehr oder minder wertvolle Hinterlassenschaft meiner Vormieterin überpinsele oder sie so lasse. Was meinen die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser?

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Online-Durchsuchung und Vodoo, reloaded

„Neue Form der Staatskriminalität“, schreibt Heribert Prantl in Zeit Online.

Dazu sollte man auch Thomas Stadler lesen: „Die bayerischen Behörden haben also den Beschluss des Landgerichts Landshut bewusst ignoriert und in voller Kenntnis der Rechts- und Verfassungswidrigkeit den Bayerntrojaner im Jahre 2011 weiterhin zum Einsatz gebracht und zwar in mindestens 12 Fällen.“

Und num zum 537sten Mal: Die Idee, man könne ohne vorherigen physischen Zugriff (und das auch nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen) gezielt auf einen privaten Rechner zugreifen und ohne Zustimmung des Verdächtigen eine Spionage-Software „aus dem Internet“ implementieren, ist eine Verschwörungstheorie und technisch gesehen Blödsinn.

Twister schrieb schon 2008 auf Telepolis: „Burkhard Schröder hat zu diesem Thema ja des öfteren schon auf den Einsatz von Linux, auf passwortgesicherte Rechner usw. hingewiesen. Schröder hält die OD lediglich für einen Wunschtraum, eine Vorstellung ähnlich dem Voodoo-Glauben.“

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Einwirkungen der Bürger sind staatsgefährdend

Morgenpost

Deutsche Kulturbilder der Berliner Morgenpost Oktober 1929 – diese „Postkarte“ ist eine Quittung der Berliner Morgenpost „über 60 Pfennig für die 44. Woche vom 27.10. bis 02.11.1929“.

Friedrich List ist heute immer noch ein moderner Mann. „Für List waren die Überwindung der innerdeutschen Zollschranken und der Eisenbahnbau die ’siamesischen Zwillinge‘ der deutschen Wirtschaftsgeschichte und damit die Werkzeuge um die gewerbliche Rückständigkeit der deutschen Staaten zu überwinden.“ Man muss das nur auf die Europäische Union übertragen. Zitat:

Die „Schreiberherrschaft“ sei eine „vom Volk ausgeschiedene, über das ganze Land ausgegossene und in den Ministerien konzentrierende Beamtenwelt, unbekannt mit den Bedürfnissen des Volkes und den Verhältnissen des bürgerlichen Lebens, … jeder Einwirkung des Bürgers, gleich als wäre sie staatsgefährlich, entgegenkämpfend.“

List ist ein entfernter geistiger Vorläufer Henrich Stephans, der die Postkarte in Deutschland gesellschaftsfährig machte. Er wollte Kommunikation und damit auch die Ökonomie vereinheitlichen. „1865 veröffentlichte er eine Denkschrift zur Einführung der Postkarte, die zwar vom preußischen Generalpostmeister wegen der ‚unanständigen Form‘ der Mitteilungen und zu erwartender Einnahmeausfälle abgelehnt wurde, auf der fünften Konferenz des Deutschen Postvereins in Karlsruhe im November 1865 dennoch Gehör fand.“

Ich zitiere aus einem Artikel, den ich im April 1997 über Wau Holland geschrieben habe, einen der Gründer des CCC („Der Kosmos-Radiomann„, Internet Professionell):

Wau sitzt heute im Keller des väterlichen Hauses in Marburg, umgeben von Gerümpel und meterhohen Papierstapeln und hat zur Zeit noch nicht einmal einen Anschluss an’s World Wide Web. Ihm reicht „erstens mail, zweitens mail, drittens mail“, selbstredend alles unter DOS. Ein dickes Konto besitzt Wau Holland auch nicht. Damit wäre er nicht glücklich. „Wenn du reich werden und den Grossen der Welt die Hände schütteln willst, wie Bill Gates, dann mache es nicht so wie ich.“

Seine Vorbilder sind weder „Cap’n Crunch“ alias John Draper, der die grossen Telefongesellschaften der USA narrte, noch Peter Samson, der Hacker am Massachusetts Institute of Technology, der 1959 die erste „Hackerethik“ formulierte. Wau Holland bewundert Henrich Stephan, den Erfinder der Postkarte und Generalpostmeister im Kaiserreich. Der hat den Weltpostvertrag durchgesetzt, in dem geregelt wird, wie der Briefverkehr zwischen Staaten funktioniert, die gerade Krieg führen. Das ist für ihn eine Kulturleistung ersten Ranges, und damit sind wir bei der heutigen Hackerethik.

Die fordert immer noch: Freier Zugang für alle zu allen Informationen. „Wissen ist mit der Verantwortung verbunden, es weiterzugeben.“ Jeder Programmierer nehme Vorwissen anderer in Anspruch: Dessen sollte sich jeder bewusst sein, „bis zu Konrad Zuse“. Wer Wissen zurückhält, ist der Feind. Der Computer soll ein Werkzeug für jeden sein, „keine Ideologie-schwangere Maschine, die Macht verleiht wie ein Zahnarzt.“

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Stadtbibliothek Köln diffamiert

Stadtbibliothek Köln

Danke für den Hinweis!

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Sperrt sie ein!

Christopher Lauer (Piraten): „Ich bin es leid, ich bin es echt leid. Der Staat gibt einer Firma, deren Geschäftsführer wegen Bestechlichkeit verurteilt wurde Geld, damit sie Schadsoftware herstellt, um die Bevölkerung zu überwachen. Würde ich ‚Der Staat‘ im vorherigen Satz durch ‚Eine kriminelle Vereinigung‘ austauschen würde jeder sagen: Sperrt sie ein!“

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