Zinsgerechtigkeit und Interest bondage

zins

Ich traute meinen Ohren nicht, als ich gestern Gregor Gysi bei Phoenix in einer „Expertenrunde“ reden hörte. Er forderte Zinsgerechtigkeit für Griechenland. WTF?

Das ist ja ein ähnlicher Unsinn wie der „gerechte Lohn“ und der „faire Preis“. Marx nennt so etwas Vulgärökonomie. Nein, noch viel schlimmer. Lesen wir Wikipedia:

Zinsknechtschaft (englisch: „Interest bondage“) und die Forderung nach „Brechung der Zinsknechtschaft“ sind wirtschaftspolitische Schlagworte in Anlehnung an den historischen Begriff der Schuldknechtschaft, die besonders in der nationalsozialistischen Ideologie zum Zwecke der Zinskritik Verwendung fanden und auch heute in zahlreichen Veröffentlichungen von Rechtsextremisten erscheinen. (…) Dies ist auf das tiefverwurzelte Vorurteil aus dem Mittelalter zurückzuführen, als es den Christen verboten war, Zinsen zu nehmen, und somit jüdische Mitbürger, denen der Zugang zu zahlreichen Berufen (siehe Zünfte) verwehrt wurde, oft nur über Zinseinnahmen Geld verdienen konnten.

Die Linke und die Zinsknechtschaft in Griechenland – qoud erat demonstrandum.

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Kommentare

5 Kommentare zu “Zinsgerechtigkeit und Interest bondage”

  1. Granado am Mai 28th, 2011 12:44 pm

    Naja, dass Gysi kein Marxist ist, wussten wir schon; aber das gibt keine unendliche Schlussfolgerungskette her (denk mal dran, was die Schildkröte dem Achilles erzählte – Lewis Carroll) – Beziehungswahn? Über volkswirtschaftliche Vernunft muss man natürlich nicht moralisch diskutieren (Ökonomie als moral science ist wohl antiquiert). Quod erat…

  2. ökofaschizzt am Mai 28th, 2011 3:17 pm

    tja, linke und rechte sozialisten sind halt nur die eine seite der medaille^^

  3. Carsten Thumulla am Mai 28th, 2011 6:14 pm

    So, nun lassen wir mal den Quatsch beiseite. Es gibt zwei große Ansätze, die Akkumulation des Kapitals zu brechen. Das Zinsverbot oder Freigeld, das am reinen Kapitalgewinn ansetzt und die Verstaatlicheung der Produktionsmittel. Die erste Methode berücksichtigt die Wertschöpfung aus Produktion nicht und die zweite vergißt das Kapital. Sie scheitern deshalb beide. Die Kapitalakkumulation kann man nicht verhindern, wenn man die Gesellschaft nicht zerstören will. Man könnte sie mildern, aber nicht mit solch primitiven Mitteln sondern mit mehr Gehirnschmalz.

    Carsten

    http://ruthe.de/cartoons/strip_0333.jpg

  4. Serdar am Mai 28th, 2011 9:02 pm

    Burks, jetzt fängst Du auch nocht mit diesem antidoitschen Sprech an. Vielleicht ist das was Gysi sagt, Schwachsinn, aber man könnte ja wirklich nachweisen, das die Nazis so ziemlich jede Redewendung und jeden Begriff benutzt haben. Wenn man konsequent wäre, müssten wir aufhören zu Sprechen, könnte ja sein, das das auch die Nazis gemacht haben.

    Entweder eine Sache ist richtig oder falsch. So einfach. Und das darf man dann dem Gysi vorwerfen!

  5. Manuel Rodriguez am Juni 3rd, 2011 8:57 pm

    Hey cool. Das Wort „interest bondage“ hab ich seinerseits in den Wikipedia-Artikel eingebaut. Freut mich, dass er es bis zu deinem Blog in die Überschrift geschaft hat.

    p.s. Leider wurde ich kurze Zeit später von einem übereifrigen Wikipedia-Admin wegen „rumgetrolle“ dauerhaft von der Mitarbeit ausgeschlossen.

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