Unter dem Lack ein Feudalsystem

Manchmal ist ein kleiner Hinweis in einem Blog wertvoller als ein ganzer Artikel in einem Mainstream-Holzmedium. Via Feysinn wurde ich auf einen Satz in Spiegel Online aufmerksam:

„Über die Hälfte des deutschen Top-Managements stammt aus dem winzigen 0,5-Prozent-Segment der reichsten deutschen Familien.“

Noch Fragen zur Überschrift? Übrigens nennt man dieses System in Neusprech „freiheitlich-demokratische Grundordnung“, in normalem Deutsch „Kapitalismus“. Das meint: Der Sinn des Ganzen liegt darin, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, dass die Armen aber nichts dagegen tun, weil ihre Gehirne durch Religionen und andere geistigen Seuchen vernebelt werden.

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Tweet of the day 18

„Zeitgemäß für Ministrant: Blasebalg.“ (via Wurfschuh)

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Re:Publicabanana

„Was an der Republica nicht stimmt (eine Außenansicht)“ resumiert Ritinardo. Der Beitrag ist so gut, dass ich ihm zustimme, obwohl ich mich dem Herdentrieb widerstetzt habe – ich war also nicht auf dem Kirchentag der Blogger.

„Es scheint da so einige Stars zu geben, denen die Zuhörer gebannt lauschen.“ – „Bei den meisten Vorträgen fühle ich mich 10-15 Jahre zurückversetzt und bin schockiert auf welch niedrigem Niveau da die Spitzenleute argumentieren.“ – „Inhaltlich scheint mir das ganze der große Reinfall zu sein. Zugeben wird das keiner aus der Gruppe, weil das nicht zum eigenen Vorteil wäre.“

Es ist wie im DJV und auch anderswo. Quod erat demonstrandum.

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Re:Privata

Meine Ehe ist heute morgen geschieden worden. Und das ist auch gut so.

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Bloggerinnen und Sexismus im Netz

Empfehlenswert auf Mädchenmannschaft: „Bloggerinnen, Sexismus im Netz und Blogcharts: Eine Linksammlung“

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Karl Marx würde Piraten wählen

Karl Marx schrieb in der Rheinischen Zeitung Nr. 298 vom 25. Oktober 1842 über die Debatte über das Holzdiebstahlsgesetz: „Der Landtag soll entscheiden, ob er einen Holzfrevel für einen Diebstahl hält“ Aha. Es ging also um ein Thema, das mit dem Urheberrecht verwandt ist.

„So wenig es euch gelingen wird, den Glauben zu erzwingen: hier ist ein Verbrechen, wo kein Verbrechen ist, so sehr wird es euch gelingen, das Verbrechen selbst in eine rechtliche Tat zu verwandeln. (…) Das Volk sieht die Strafe, aber es sieht nicht das Verbrechen, und weil es die Strafe sieht, wo kein Verbrechen ist, wird es schon darum kein Verbrechen sehen, wo die Strafe ist. Indem ihr die Kategorie des Diebstahls da anwendet, wo sie nicht angewendet werden darf, habt ihr sie auch da beschönigt, wo sie angewendet werden muß.“

Jawohl. Einer musst es ja mal aussprechen.

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Tweet of the day 17

Wahre Individualisten bloggen und gehen trotzdem nicht zur re:publica #re:publica #rp10 (von mir) Der Tag #Herdenzwang passte leider nicht mehr da hin.

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EU fordert Zensurgesetz

Lesenswerter Artikel in der c`t: „Déjà vu – EU-Kommission fordert Websperren gegen Kinderpornografie. Schien die Debatte um Websperren vorerst vom Tisch, folgte der nächste Paukenschlag nun von Seiten der Europäischen Union. Mit denselben schwachen Argumenten wie zuvor Ursula von der Leyen fordert EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström die rasche Einführung von Sperren im Web.“

Mir gefällt die Wortwahl nicht. Was zum Teufel sind „Websperren“? Wer sich die Begriffe der Zensur-Lobby zu eigen macht, hat schon verloren, auch wenn die Argumente noch so vernünftig sind. Man nennt als Atomkraftgegner ein Atommülllager auch nicht einen „Entsorgungspark“ – diesen Begriff hat die Atomlobby extra erfunden, weil „Park“ sich so schön anhört.

Websperren gibt es nicht. Man kann DNS-Server manipulieren wie in Nordrhein-Westfalen, wo die Provider gezwungen worden sind, die „Dolmetscher“ falsche Auskünfte geben zu lassen (wie etwa bei stormfront.org, falls man den URL in NRW aufruft). Oder man kann Wortfilter einbauen wie in vielen deutschen Bibliotheken (versuchen Sie zur Kontrolle, die University of SusSEX aufzurufen). Oder man kann IP-Adressen sperren oder ganze Netze – wie die chinesischen Zensoren.

Da es Kinderpornografie auf öffentlich zugänglichen Websites so gut wie nicht gibt (und wenn, dann nur, weil die Gesetzgebung unterschiedlich ist: Was bei uns darunter fällt, ist in den USA noch lange nicht Kinderpornografie), ist eine Diskussion ohnehin heiße Luft. Der Kaiser ist nackt. Es geht um ZENSUR und Gesetze, die vorgeben, etwas zu „sperren“ oder noch schlimmer: den Zugang zu „erschweren“, sind ZENSURGESETZE und sollten auch so genannt werden – ausnahmslos.

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Avatar – Aufbruch nach Pandora

Avatar"

Heute habe ich die Zukunft gesehen. Ganz im Ernst. Nicht nur die Zukunft des Kinos, sondern die Zukunft der digitalen Unterhaltung an sich. Ich war in Avatar – Aufbruch nach Pandora und habe mich keine Sekunde gelangweilt. (Nein, ich will nicht über die Handlung sprechen. Bei Titanic weiß man auch vorher, wie es ausgeht.)

Ich heule nur sehr ungern mit der Masse und suche immer das Haar in der Suppe, aber die Kritiker haben noch untertrieben. „Es ist die revolutionäre Machart, die ‚Avatar‘ zu einem Filmereignis emporhebt, das die technischen Maßstäbe des Kinos neu definiert. Diesen Film sieht man nicht, man erlebt ihn.“ – „Avatar ist einer dieser Filme, wofür das Kino erfunden wurde, ein Gang dahin ist also Pflicht.“ – „James Cameron ist mit Avatar angetreten, die Welt zu verändern. Das schafft der Regisseur formal auch, sein Film begeistert als berauschende Technikdemonstration, selbst wenn auf inhaltlicher Ebene noch Luft nach oben gewesen wäre. Der Ansatz, sein knallbuntes Sci-Fi-Abenteuer als ein futuristisches ‚Pocahontas auf Pandora zu trimmen, birgt zwar keine große Komplexität, hat aber durchaus seinen Charme.“ – „Überhaupt streift Cameron in ‚Avatar‘ alles, was die Welt gerade bewegt.“

„Keine Idee ist neu, kein Gefühl ist echt“, mäkelt jemand. Ja, es ist wie im realen Leben. Natürlich ist die Idee von Rainer Werner Fassbinder geklaut, der 1973 in „Welt am Draht“ einen Avatar in einen lebendigen Körper schlüpfen ließ. Avatar ist auch ein Indianerfilm frei nach Der mit dem Wolf tanzt: Der Held kommt als Alien in eine Welt, die naturverbunden ist wie in Rousseaus konservativem Romantizismis. Heutige Esoteriker kriegen also eine wohlige Gänsehaut, allüberall ist „Energie“ in Pandora.

Dann sind da noch klammheimliche Zitate aus Chato’s Land, der ultimativen Allegorie auf den Vietnam-Krieg: Die Ureinwohner von irgendwo gewinnen, weil sie ortskundiger sind als die waffentechnisch weit überlegenen Eindringlinge. Der Fillm ist vermutlich schon deshalb sehenswert, weil die US-amerikanische Rechte schäumt: James Cameron habe „einen tiefen Antiamerikanismus, weil er die Zuschauer die Niederlage amerikanischer Soldaten herbeisehnen lasse.“ Das ist auch witzig, weil niemand auf die Idee kommen würde, das Militar in Avatar als US-Truppe zu bezeichnen, genauso wenig wie in Alien. Ja, Sigourney Weaver spielt mit, und das ist auch gut so. Übrigens: The most sexy Hubschrauberpilotin i have ever seen.

Aber die Pointe ist auch den begeisterten Kritikern entgangen. Die Zukunft ist, dass wir in solchen 3D-Welten mitspielen werden (können). Second Life verhält sich technisch zu Avatar wie ein Fordmobile aus dem Jahr 1903 zu einem heutigen Ferrari. Aber es kommt auf die Idee an!

Wikipedia: „Für diese neuartigen Techniken war leistungsstarke Hardware vonnöten: 35.000–40.000 wassergekühlte Prozessorkerne, 105 Terabyte Arbeitsspeicher und 2 Petabyte Festplattenplatz. Trotz dieser Leistung benötigten einzelne Szenen 48 Stunden zum Rendern, wobei bei einer Filmminute 17,3 Gigabyte Daten anfielen. Angeschlossen war die Serverfarm an ein 10-Gigabit-Netzwerk. Um das Filmmaterial zu bearbeiten, kam das freie Betriebssystem Ubuntu (Linux) zum Einsatz.“ Ich habe zwar auch Ubuntu, aber ein bisschen RAM undsoweiter fehlen mir noch…

Die kulturellen Konsequenzen sind kaum abzusehen, wenn das auf der Ebene von Hard- und Software umzusetzen wäre: Käme überhaupt noch jemand zurück in die reale Welt? Auf jeden Fall sollte man sich den Film ansehen, er gehört schlicht zum Bildungskanon. Einer der besten Filme, den ich jemals gesehen habe. (Der einzige Kritikpunkt: Es gibt keinen Sex, und die Brüste der schnuckeligen Zoe Saldana sind verdeckt.)

Avatar"

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I will arrest Pope Benedict XVI

Ein kluger und aufgeklärter Mensch will den Papst verhaften lassen. Richard Dawkins heißt er. Hier kann man mehr lesen: „I will arrest Pope Benedict XVI“. Schön und lustig wär’s. Wenn ich irgendwie helfen kann, bitte eine E-Mail, Richard.

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Tweet of the day 16

„Videoüberwachung bringt rein gar nix. Westerwelle wird andauernd aufgenommen und macht trotzdem weiter.“ (via oreoblue)

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Parteiübergreifende Lichterkette gegen Facebook-Pläne

Zum aktuellen Anlass „Parteiübergreifendes Bündnis gegen Facebook-Pläne“ sollte man das hier lesen: „10 Privacy Settings Every Facebook User Should Know“.

Mein Betrag zur neuen Facebook-Gruppe „Facebook Privacy Control – NOW!“: „Wer von den parteiübergreifenden LichterkettenträgerInnen verschlüsselt seine/ihre E- Mails? Niemand, jede Wette. Vorschlag für Tags: #Lichterkette #Balken im eigenen Auge #Heuchelei #TKÜV #Telekommunikationsüberwachungsverordnung“

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PR der Schlapphüte: Neonazis immer öfter im Internet

Es ist doch immer wieder ärgerlich, wie schlecht getarne Public Relation der Geheimdienste unkritisch in die Medien übernommen wird, aktuell sogar durch den Heise-Newticker am 3.4. („Rechtsextreme werben um Nachwuchs in sozialen Netzen“) und am 9.4. („Innenminister warnt vor ‚Rattenfängern‘ im Internet“). Beide Meldungn sind inhaltlich weitgehend identisch und stammen aus der Textbausteinschmiede des niedersächsischen Verfassungsschutzes.

Früher, vor eta 15 Jahren, hießen die Sprechblasen etwa „Neonazis nutzen immer öfter das Internet“. Heute, da das schon angestaubt klänge, eben: „Neonazis nutzen immer öfter [bitte selbst ausfüllen, das, was gerade in den Mainstreammedien am meisten durchgehechelt wird, hier: soziale Netze]. Was mich am meisten ärgert: Es ist mitnichten Journalismus, die Pressemeldung einer Lobby-Organisation ungefiltert abzudrucken (wieviele unabhängige Quellen waren das?) Und wenn ein Politiker das nachplappert, ist es ebensowenig Journalismus, ihm dafür eine Plattform zu bieten.

Der niedersächsische Oberschlapphut jedoch formuliert wie vor einem Jahrzehnt: „Das Internet biete den Rechtsextremisten eine Chance zur ungehinderten Verbreitung ihrer Propaganda, wie es weder in seriösen Zeitungen noch im Fernsehen möglich sei“. Ja, Heise, das Original in der HAZ kann man verlinken! Aber halt: „Das berichtet die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) in ihrer Wochenendausgabe.“ Stimmt gar nicht: „sagte Niedersachsens Verfassungsschutzpräsident Hans Wargel der Zeitung ‚Die Welt‘ (Donnerstag).“ Und: „dm Bericht zufolge“.

Welt Online hat sich gleich vier Mal hintereinander für die PR des Verfassungsschutzes missbrauchen lassen: am 6.4. („Rechte werben im Internet“, am 7.4. („Die NPD unterwandert Facebook und StudiVZ“), am 8.4. („Braune Gefahr im Internet“), und am selben Tag noch einmal: „Falsche Freunde auf Facebook“. („Verfassungschützer warnen“). Das wäre eigentlich ein Fall für den Presserat, wenn wir einen ernst zu nehmenden hätten. (Der real existierende Presserat ist eine Lobbyorganisation diverser Journalistenverbände, somit kein unabhänges Gremium, sondern ein zahnloser Papiertiger.)

Noch mal zum Mitschreiben. Der niedersächsische Verfassungsschützer Wargel gibt Welt Online ein Interview, in dem er sagt, Neonazis nutzten immer öfter das Internet, der Kampf dagegen sei schwierig, aber wir tun was usw. Der Welt fällt kein kritisches Wort dazu ein, sie prüft auch nicht, ob es, das Wargel sagt, wahr ist, sondern publiziert die heiße Luft gleich vier Mal. Die Hannoversche Allgemeine schreibt das ohne eigene Recherche ab. Der Heise Newsticker schreibt bei der HAZ ab, ohne in der ersten Version anzugeben, dass alles von Welt Online stammt. Deutscher Journalismus at its best.

„Zunehmende Internet-Präsenz der Rechtsradikalen“. Gähn. Da war ich ja vor drei Jahren in Telepolis schon aktueller.

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Mit Ihnen trauert ein ganzes Land

Nein. Ich trauere nicht. Ich bin Kriegsdienstverweigerer. Und außerdem verbitte ich mir, in ein bescheuertes Kollektiv zwangsvereinnahmt zu werden.

Dazu ein ähnliches Zitat von Heimito von Doderer (Nein, den muss man nicht kennen): „Daß ich zum Beispiel Österreicher bin, ist mir mit einer solchen Fülle widerwärtigster Individuen gemein, daß ich es mir verbitten möchte, lediglich mit Hilfe jenes Begriffes bestimmt zu werden.“ (Tangenten. Tagebuch eines Schriftstellers, 1940-1950.1964. S. 24)

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Internet-Hubschrauber

Ich muss unbedingt noch einige Postings aus dem Heise-Forum hier prominenter herausstellen. „Kripo-Beamte fordern Notrufsystem für das Internet“. Natürlich.

Fabian’K: „Ich finde, wir brauchen auch Internet-Hubschrauber, damit die Polizei sofort auf die Seite fliegen kann, von der aus man den Notruf getätigt von.“
ExistingApple: „Das ist die beste Idee zur politischen Kontrolle des Internets seit Jahren!“
„Fabian: „Dieser Vorschlag ist doch ganz logisch. Die normalen Internetuser benutzen ja die (Daten-)Autobahn. Und wie jede Autobahn gibt es dort manchmal Stau. Damit die Polizei also die Seite rechtzeitig erreicht, braucht sie einen Hubschrauber. Denkbar wäre auch eine Blaulicht-IP, die priorisiert geroutet wird. Hey, wer erzählt das einem Politiker? Würde wohl nicht lange dauern, bis sowas gefordert wird.“

Herr Bosbach, übernehmen Sie!

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Da isser endlich

Piratenpartei

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Wir sagen STOPP

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Collateral Murder

Netzpolitik.org hat alle Informationen über die jüngsten Morde an irakischen Zivilisten zusammengestellt. collateralmurder.org: „WikiLeaks has released a classified US military video depicting the indiscriminate slaying of over a dozen people in the Iraqi suburb of New Baghdad -including two Reuters news staff.“

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Die sechste Todsünde – ja, bitte!

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Knebelvertrag

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