Gewalttäter Sport

Hooligans finde ich langweilig und doof, obwohl das Thema „Gewalt ist geil“ an sich spannend ist. Aber einen „Hooligan“ finde ich ganz doof. Die Frankfurter Rundschau schreibt: „Der niedersächsische Anhänger hatte auf Löschung seines Namens aus der Datei ‚Gewalttäter Sport‘ geklagt. Die seit 1994 geführte BKA-Datensammlung umfasst neben Personen, die im Sportumfeld straffällig wurden, auch Fans, die auf bloßen Verdacht registriert werden. Das Verwaltungsgericht Hannover gab dem Kläger im Mai Recht, das Oberverwaltungsgericht Lüneburg bestätigte die Entscheidung vor Weihnachten. Begründung: Für die Verbunddatei, die auch von den Bundesländern bearbeitet und abgerufen werden kann, sei eine Rechtsverordnung nötig. Für eine solche bedarf es der Zustimmung des Bundesrats. Erlassen wurde sie nie. Die Datei ‚Gewalttäter Sport‘, folgern die Richter, sei rechtswidrig.“

Es geht also um eine Formalie – aber mit interessanten Folgen. Ganz typisch ist wieder, dass Big Brother ohne Rechtsgrundalge möglichst viele Daten speichert und dann verdutzt ist, wenn die höheren Instanzen der Gerichte einen Mininimalstandard an Rechtsstaatlichkeit fordern. Ich wundere mich, dass nicht schon vorher jemand geklagt hat. Man muss natürlich auch betroffen sein.

„Die Polizeidirektion Hannover hat Revision vorm Bundesverwaltungsgericht angekündigt. Wohl wissend, dass Konsequenzen weit über den Sport hinaus drohen. Das BKA betreibt dutzende Datensammlungen. 2000 kamen drei umstrittene Gewalttäter-Dateien hinzu, jeweils eine für politisch links und rechts motivierte Täter und eine für Ausländerkriminalität. Sie basieren auch auf Erfahrungen mit der so genannten Hooligan-Datei. Dass die nun das polizeiliche Informationssystem Inpol in Frage stellt, kommt unerwartet.“

„Politisch links motiviert“ – was war das noch mal gleich? Und „Ausländerkriminalität“? Wenn ein Verbrecher die deutsche Staatsangehörigkeit bekommen hat, ist er fein raus. Man sollte Verbrechen also erst nach der Einbürgerung begehen. Vorher ist das ganz schlimm, dann kommt man in eine extra Kartei.

Ach ja? Ein Unrechtsbewusstsein ist natürlich auch nicht vorhanden. Warum titelt aber die Frankfurter Rundschau ausgerichtet suggestiv und polizeifreundlich: „‚Hooligan-Datei“ droht Löschung“? Es „droht“ gar nichts. Mein Vorschlag, gewohnt bourlevardesk: „Endlich! Hooligan-Datei wird gelöscht!“ Aber das traut sich eine so genannte linksliberale deutsche Zeitung denn nun doch nicht.

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Kommentare

4 Kommentare zu “Gewalttäter Sport”

  1. slowcar am Januar 9th, 2009 7:12 pm

    Die Staatsbürgerschaft reicht bei weitem nicht wie, unter anderem, die CSU propagiert: Auch die Herkunft sei wichtig bei Straftätern.
    Vielleicht gehört da neben den Handschellen bald auch der Zirkel wieder zu den wichtigen Instrumenten bei Verhaftungen.

  2. chewbacca am Januar 10th, 2009 12:24 am

    „Hooligans finde ich langweilig und doof, obwohl das Thema “Gewalt ist geil” an sich sapnnend ist.“

    – da kannst du dich ja an den bildern aus gaza ergötzen – ist spannender als 2.world, nicht wahr?
    gibt es dort eigentlich keinen gaza-streifen?

    „Wenn ein Verbrecher die deutsche Staatsangehörigkeit bekommen hat, ist er fein raus.“

    – eben, dann könnte man ihn nochnichtmal zu seinen wurzeln abschieben, auch wenn man wollte.

  3. Fluxkompensator am Januar 11th, 2009 2:11 pm

    Toll @chewbacca, Du hast es geschafft Deine Gedanken (??) in einem einzigen Post auszudrücken. Danke!

  4. chewbacca am Januar 12th, 2009 1:25 pm

    @ fluxkompensator

    diesmal ist mir eben nix mehr eingefallen, dummerweise gibt es hier keine editfunktion.

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