Grüsse vom „Nationalen Widerstand“?

Mordanschlag

Zuerst habe ich den Artikel in Spiegel Online gelesen. (Die Links musste ich mir mühselig selbst zusammensuchen, weil deutsche Medien sich bekanntlich beharrlich dem Online-Journalismus verweigern.) Zum Thema hätte ich etwas anzumerken.

„‚Viele Grüße vom nationalen Widerstand‘: Ein Mordattentat auf Passaus Polizeichef schockiert Bayern. Ein mutmaßlicher Neonazi stach den Mann nieder, offenbar aus Rache für sein hartes Vorgehen gegen Rechtsextreme. Der Spitzenbeamte überlebte nur knapp – der Täter ist auf der Flucht.“ Wenn ich mich recht erinnere, hatte Spiegel Online in der ersten Version des Artikels nur die Zeitung „Am Sonntag“ (vgl. Screenshot) als Quelle genannt, dass der Täter vom „Nationalen Widerstand“ geredet hätte.

Zuzutrauen ist es der kackbraunen Szene, falls die Fakten stimmen. Es laufen genug Verrückte in diesem Milieu herum, die ihren Hass und ihre Menschenverachtung – vielleicht auch aus biografischen Gründen – im nachhinein politisch legitimieren. Man sollte jetzt aber nicht von „neuer Qualität“ reden – es gab auch schon Progrome und zahlreiche Morde aus rassistischen Motiven in Deutschland. Der Täter, wenn er denn Neonazi ist und die Parole, die das Opfer hörte, nicht gerufen hat, um eine falsche Fährte zu legen, muss verrückt sein – denn man wird ihn kriegen. Das nimmt er also in Kauf.

Der Passauer Polizeichef hatte das Grab des kackbraunen „Kameraden“ Friedhelm Busse öffnen lassen öffnen lassen, um eine Hakenkreuzfahne zu entfernen, die Thomas Wulff aka „Steiner“ dort hineingelegt hatte. Diese Polizeiaktion hielt ich für albern. Man sollte Symbolik nicht so viel Bedeutung zumessen. Wer gegen Symbole kämpft, glaubt selbst daran, dass sie wirken.

Was mir nicht gefällt, sind suggestive Formulierungen wie „offenbar aus Rache für sein hartes Vorgehen“. „Hartes“ Vorgegen aka „der Staat muss härter durchgreifen“ ist nicht positiv. Es geht nicht darum, gegen den braunen Sumpf symbolträchtig „hart durchzugreifen“, sondern effektiv zu sein. Die Fahnengraberei war politischer Nonsens. Es ist auch angesichts des Mordanschlags nicht angebracht, sinnfrei nach dem starken Staat zu rufen oder hektisch einen neuen erfolglosen „Kampf gegen Rechts“ auszurufen. Der ist schon einmal gescheitert.

„Aus dem gut 15 Kilometer entfernten Passau, wo eine starke Antifa-Szene existiert, gab es Unterstützung im Kampf gegen die Rechtsextremen“, schriebt Spiegel Online und konstruiert eine seltsame Allianz von Polizei und Antifa, die es nie gegeben hat. Wir werden daran erinnern, wenn Spiegel Online das nächste Mal etwas über die pösen, pöhsen „Linksextremem“ publiziert..

„Der Mann soll etwa 1,90 Meter groß und kräftig sein und einen bayerischen Dialekt sprechen, möglicherweise mit österreichischem Einschlag.“ Ach ja. Wir hatten ja schon einmal einen Österreicher zu viel.

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Kommentare

One Kommentar zu “Grüsse vom „Nationalen Widerstand“?”

  1. Bewusste Ablenkung vom wirklichen Täterkreis : Burks’ Blog am Dezember 28th, 2008 2:45 pm

    […] wogenen auf dern ersten Blick nichts spricht, könnte es zu einer überraschenden Wendung im Fall Mannichl kommen: “Allerdings gibt es erste Anzeichen, dass die die Täter aus dem Umfeld von Mannichl […]

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