The American Dream reloaded

Barack Obama

Barack Obama wird neuer Präsident der USA. Und ich muss widerrufen: Ich habe mit meiner Prognose voll daneben gelegen.

[Ich kenne die USA – mit Ausnahme von New York – aber auch nur sehr flüchtig. Ich bin zwei Mal kreuz und quer durch das Land gereist, aber aus der Perspektive eines Reisebusses lernt man ein Land nicht wirklich kennen. Meine politische Prognosen waren daher Kaffeesatzleserei. Ich glaube auch nicht an das Gute im Menschen bzw. muss mich jetzt über ein Wunder wundern.]

Auf Obamas Website habe ich soeben eine Rede in Chacago nach dem Wahlsieg gehört. Der neue Präsident ist vermutlich auch der Intelligenteste, den die USA jemals hatten und ein wirklich charismatischer Redner, der einen mitreißen kann (das ist nicht immer gut). Zwei zentrale Sätze: „Zweifelt irgendjemand hier daran, dass in Amerika alles mglich ist?“ Und: „The dream if our founders ist alive in our time.“

Das ist wohl die zentrale Botschaft. In den USA ist eine Dumpfbacke wie Schorsch Dabbelju möglich, der die Welt mit Krieg überzogen hat und mit seiner Anti-Terror-Hysterie. Aber auch so jemand wie Obama. Wer jetzt aber über einen „schwarzen“ Präsidenten jubelt, bedient selbst eine rassistische Stereotype. In den mehrheitlich von „people of colour“ bewohnten Bundesstaaten hat McCain gewonnen. Das sollte man nicht vergessen. Barack Obama wurde auch von liberalen Weißen gewählt, um ihr eigenes schlechtes Gewissen zu beruhigen. Deswegen ist er auch in Deutschland beliebt. Der Rassismus wird nicht abnehmen, aber die Rassisten werden vielleicht öfter einfach das Maul halten.

Im Tagesschau-Blog lesen wir: „…in einer Zeit, in der die Republikaner als Partei und auch mit ihrem Präsidenten weitgehend abgewirtschaftet haben, schafft es der Kandidat immerhin noch auf 47 Prozent der Stimmen. Und das hat viel damit zu tun, dass Obama zwar unglaublich verehrt wird, dass er Fans unter den Jungen, unter den Schwarzen und den besser Gebildeten hat, dass aber ein wesentlicher Teil der amerikanischen Gesellschaft ihn als zu liberal ablehnt. Immerhin 42 Prozent haben das in der Wahltagsbefragung gesagt. Und liberal ist in Amerika ein Schimpfwort.“ Das zum Thema, ob Barack Obama ein „Linker“ sei. Ist er nicht. Aber er ist weder ein konvertierter Alkoholiker noch ein bigotter Christ wie Schorsch Dabbelju. Das ist immerhin schon ein Fortschritt.

Der wesentliche Grund für Obamas Erfolg ist das Internet. Auch hier ist der neue US-Präsident wesentlicher moderner als alle deutschen Politiker zusammen. Leseswert der Artikel auf Technology Review online: „Das Geheimnis seines Erfolges“. Obama sagte selbst, die Stärke der USA beruhe nicht auf Waffen, sondern auf seinen Idealen Demokratie, „Opportunity“ und Hoffnung. Mal sehen, wann Guantanamo geschlossen wird.

Und die Deutschen? Wie haben die meisten Medien die Lügen des Präsidenten Bush beim Einmarsch in den Irak und auch in Afghanistan nachgebetet! Was wäre, wenn sich die USA vom Hindukusch zurückziehen? Dann werden dieselben deutschen Politiker, die jetzt das Bundeswehr-Mandat für den Krieg verlängert haben, eine Kehrtwendung machen und brav hinter den US-Amerikanern hinterher- und hinaustrotteln.

Das ist ein guter Tag für die Welt – zumindest auf symbolischer Ebene.

Barack Obama

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Kommentare

3 Kommentare zu “The American Dream reloaded”

  1. The American Dream reloaded | London & New York city arrivals am November 5th, 2008 11:03 am

    […] Ich glaube auch nicht an das Gute im Menschen bzw. muss mich jetzt über ein Wunder wundern.] Auf Go to source Blogs about New […]

  2. nur wenige wünschen die Freiheit, das Gros nur einen gerechten Herrn | F!XMBR am November 5th, 2008 12:09 pm

    […] The American Dream reloaded Das ist ein guter Tag für die Welt – zumindest auf symbolischer Ebene. […]

  3. hfi am November 5th, 2008 1:10 pm

    Der tagesschaublog trifft es zur Abwechslung mal völlig richtig!

    Normalerweise hätte Obama McCain gnadenlos vermöbeln müssen…Hat er aber nicht.

    Und das hat selbstverständlich mit der farbe seiner Haut zu tun.

    Ohne Finanzkrise und Palin-Desaster wäre Deine Voraussage wohl eingetroffen.

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